piwik no script img

■ QuerspalteHaltet den Dieb!

Not macht erfinderisch – Wohnungsnot arglos! Jüngstes Opfer auf dem mit schwarzen Schafen dicht gedrängten und von weißen Westen abgegrasten Tummelplatz Wohnungsmarkt ist Karin P. Es begann mit einer Anzeige in der Zweiten Hand: Zwei-Zimmer- Wohnung, Prenzlauer Berg, 365 DM Miete. Die langersehnte Tür zu einer Wohnung scheint sich zu öffnen. Karin P. schreitet samt Freund zum Ortstermin. Er müsse aus geschäftlichen Gründen überraschend nach Frankfurt ziehen, erläutert ein Lothar T. seriös und überzeugend, und wolle deshalb untervermieten. Die Wohnungseinrichtung würde er dem Paar für 1.000 Mark überlassen. Offenbar macht nicht nur Liebe blind: Karin P. und Freund erklären sich einverstanden und verabreden sich vier Tage später zur Erledigung der Formalitäten. Lothar T. hat alles vorbereitet: Den Mietvertrag – ein kurzer Fingerzeig: „Untervermietung erlaubt!“ – verschließt er in einem Umschlag („Damit müssen sie zur Hausverwaltung“), händigt den offenbar einzigen Schlüssel aus und bedauert, sein Berliner Konto aufgelöst zu haben und die 1.000 Mark in bar annehmen zu müssen. Mit den besten Wünschen verabschiedet er sich. Wenig später, Karin P. und Freund sitzen in der Wohnung inmitten von Geschirrbergen und kompletter Einrichtung, beginnt es dem Paar zu dämmern. Zu spät! Die Hausverwaltung entpuppt sich als Verein zur Betreuung Strafgefangener, Lothar T. als nicht vermietungsberechtigter Untermieter des zur Zeit einsitzenden Hauptmieters. Der Rest ist schnell erzählt und filmreif: Mit Vollgas rauschen die Geprellten zum Bahnhof Zoo, den Betrüger auf dem Weg nach Frankfurt zu halten. Während Karin P. die Bahnpolizei um Hilfe bittet, sucht ihr Freund einen Parkplatz – und findet den Dieb. Doch der geht, als der Parkplatz gefunden, im Getümmel verloren. Um 1.000 Mark ärmer und eine Erfahrung reicher, hofft Karin P. nun, daß Nachahmung unterbleibt: „Wichtig ist jetzt“, sagt sie, „daß wenigstens andere nicht so arglos sind wie wir.“ Uwe Rada

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen