■ Querspalte: Save Our Schultz
Pünktlich zum Start von „Waterworld“ hat sich auch unser „Mururoa-Fahrer“ und Südsee-Kolumnist Reinhard Schultz (SPD) wieder gemeldet. (Sie erinnern sich? „Ich liege gerade mit dem Handy auf dem Bettvorleger der Genossin Heidi und faxe an Boutros-Ghali...“ und so weiter.) Diesmal aber hat das Mitglied des Bundestages keine Robinsonade von der seeuntüchtigen „MV Kaunitoni“ geschickt, sondern eine Telefonrechnung aus Bonn. Die taz solle doch bitte für die fernmündliche Übermittlung von vier Beiträgen aus dem Pazifik zahlen – beim aktuellen Dollar-Kurs 466,20 Mark für 45 Minuten.
Dieses Ansinnen stürzt uns von der schlingernden taz zwar nicht in die Pleite, aber in schwere Gewissensnot. Save Our Souls! Denn: Mit wem sind wir eigentlich solidarisch, wenn wir die Überweisung tätigen? Mit der abgluckernden Sozialdemokratie? Mit den Eingeborenen der Südsee, von denen sich Reinhard Schultz tapfer nicht das Bett machen ließ? Mit der Spendenbohrinsel Greenpeace? Oder gar mit dem Volksvertreter Reinhard Schultz aus 48351 Everswinkel, dessen spärliches Salär erst im Jahre 2000 auf die angemessenen 16.000 Mark pro Monat angewachsen sein wird? Sollen wir das Geld vielleicht behalten und ein Knast-Abo daraus machen?
Damit nicht genug. Müssen wir an Bord der „MS Rudi Dutschke“ uns doch auch bang fragen, ob vom Büro Schultz noch eine Wasserrechnung nachgereicht wird. Denn, so war es ja einer der Kolumnen aus der „ersten schwimmenden Telefonzelle“ zu entnehmen gewesen: „Das Wasser wird knapp, weil die Toiletten irrtümlich an die Süßwasserversorgung angeschlossen wurden.“
Übrigens müßten auch andere Medien eine Schultz-Telefonrechnung bekommen: u.a. die FAZ, die Hannoversche Allgemeine AP, Reuter, die Süddeutsche und der WDR. Als wir die ebenfalls Betroffenen bei dpa und der Westdeutschen Allgemeinen darauf ansprachen, kam zunächst nur pazifisches Rauschen durch die Leitung, gefolgt von einer atomaren Lachexplosion. kotte
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