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■ QuerspalteDabei sein ist alles

In Ecuador wirft jeder jedem Korruption vor. Das ist schon lange so, insbesondere den politischen Gegner beschuldigt man gern, sich illegal bereichert zu haben. Das stimmt auch meist und ist im Prinzip nichts besonderes. Der Fall des Vizepräsidenten Alberto Dahik, der jetzt zurückgetreten und nach einem Haftbefehl untergetaucht ist, liegt anders. Dahik hat sich international nicht nur als neoliberaler Totalprivatisierer einen Namen gemacht: Seit 1993 ist er auch exponierter Repräsentant der in Berlin ansässigen Organisation „Transparency International“ – und kämpft als solcher weltweit gegen Korruption.

Transparency-Vorsitzender Peter Eigen vertraut seinem guten Bekannten Alberto Dahik jedenfalls trotz allem. Er habe „einen unheimlichen Respekt vor Dahiks fast fanatischer Überzeugung, die Korruption bekämpfen zu müssen“, erklärte Eigen gegenüber der taz. Er ist sich sicher, daß Dahik in eine Falle seiner politischen Gegner getappt ist. Klare Worte. Schon immer hat Peter Eigen mit seinem Freund Alberto Dahik (Eigen: „Ein überaus vertrauensvolles Verhältnis“) herumgescherzt, man müsse das ecuadorianische Parlament bestechen, um dessen Zustimmung zu einem Anti-Korruptionsgesetz zu erhalten. Das Problem: Für Alberto Dahik war das mehr als nur ein Scherz, wie er vor zwei Monaten gegenüber der Presse zugab. Und das mußte auch Peter Eigen wissen.

Auch die Privatisierungen, die Eigen als Weltbank-Abteilungsleiter Anfang der 90er Jahre mit dem damaligen Finanzminister Dahik gemeinsam anleierte, verliefen nicht gänzlich koscher: Da ging eine Zuckerfabrik im Wert von 40 Millionen Dollar für schlappe 100.000 Dollar an eine der mächtigsten Wirtschaftsgruppen im Land, da wurde in einem anderen Fall eine Nichte des Präsidenten Durán Ballén beschuldigt, sich mit dessen Hilfe um rund eine Million Dollar bereichert zu haben. Teilnehmende Beobachtung, um dann bei Transparency umso kompetenter gegen die Korruption kämpfen zu können? Bernd Pickert

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