■ Querspalte: Klinsi contra Lothar
„Die Geschehnisse unseres Lebens haben weniger Leben als ein Buch, weil sie keinen zusammenhängenden Sinn haben“, schrieb einst Robert Musil. Das gilt noch immer. Die alltäglichen persönlichen Highlights zwischen Fitneßstudio, Alkohol und Autofahren vermögen dem Bedarf an Lebendigkeitsgefühlen jedenfalls nicht so recht genüge zu tun. Den Frauen hilft zur Lebensintensivierung zuweilen das Kinderkriegen. Die Männer haben's schlechter. Zusammenhanglos schleppen sie sich durch die Zeit. Doch alle paar Jahre blühen auch sie auf. Fußballerische Großereignisse ordnen das Männerleben. Die tollen Schlagzeilen dieser Tage bereiten – wie ein interessantes Exposé oder eben eine Schwangerschaft – den Boden für das Kommende.
Die „größte EM aller Zeiten“ (Berti) steht an und echte Leidenschaften sorgen fürs Leben, so lustiglebendig wie in der Unterstufe. Klinsi (31) und Lothar (35) zum Beispiel. Klinsi hat gegen Lothar „gehetzt“. Lothar hat zurückgehetzt. Oder umgekehrt. „Ich war in meiner Karriere zu wenig egoistisch, sonst hätte ich den einen oder anderen zwar nicht gekillt, aber ich hätte Einfluß nehmen können, daß es ihm nicht gut geht. Dazu gehört auch Klinsmann“, so Lothar. Klinsi dagegen hätte nie „schlecht“ über Lothar geredet, so Berti, der Lothar nie mehr mitspielen lassen will und auch sonst ziemlich eingeschnappt ist: „Dann hole ich eben keinen Titel.“ Klinsi gab dann ein Fax der bayerischen Nationalspieler in Auftrag, in dem sie sich über Lothar beschweren. Denn „wir werden hier ausgelacht von unseren Konkurrenten“ (Oliver). Franz B. fand das nicht so gut: „Die müssen ja viel Zeit haben, wenn sie auch noch Briefe schreiben können.“
Egidius belastet „diese Affäre unheimlich“; Oliver sagt, daß es „keine Partei Klinsmann, keine Partei Lothar“, sondern „nur die Partei Erfolg“ gibt. Tränen fließen, das Leben ist schön, „Qualität kommt von Qual“ (Berti). Eventuell wird es ja ein Achtungsunentschieden gegen Liechtenstein geben am Dienstag. Detlef Kuhlbrodt
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