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■ QuerspalteRaumfahrt ist geil

Raumfahrt ist geil. Eine so einleuchtende und klare Feststellung ist heutzutage nicht mehr opportun. Am Dienstag mäkelt der Tagesspiegel auf der Titelseite, man könne sich den Umweg über den Weltraum sparen, da die jüngsten wissenschaftlichen Revolutionen auf der Erde stattgefunden hätten. Der Kommentator will „im Weltall die Automaten arbeiten lassen und selbst auf der Erde bleiben“. Soll er doch. Am gleichen Tag jammert die Süddeutsche Zeitung: „Der Mars ist weit, und im All lebt es sich schlecht.“ Die Sterne ließen sich ebensogut von der Erde aus beobachten.

Der geistige Mainstream wird in den Neunzigern von Pfeffersäcken geprägt, die den Kopf darüber schütteln, daß Reinhold Messner die Antarktis zu Fuß durchquert, wo er doch ein Flugzeug hätte nehmen können. Die Menschen aber brauchen Unternehmungen, die sich nicht unbedingt auszahlen. Gerade das zeichnet die Verrückten von Kolumbus bis Lilienthal aus, daß sie eben nicht mit dem Rechenschieber schon vorher ermitteln wollen, was am Ende dabei herausspringt. Bis zum Jahr 2000 sollte die erste bemannte Mission den Mars erreichen. Doch die Spezies Mensch hat versagt. Auf diese Art bleibt der Standort Erde jedenfalls nicht konkurrenzfähig.

Die Helden sind müde geworden. Jene Zuschauer, die zur Steinzeit des Fernsehens verfolgten, wie der erste Mann auf dem Mond mit seinem Präsidenten telefonierte, gehen nach und nach in den Ruhestand. Und denen, die 1976 bei der Landung der Viking-Marssonde fieberten, fällt heute beim Wort Visionen nur noch das neue Layout von Illustrierten ein. Dabei ist die bemannte Raumfahrt viel zu schade, um sie Oberpfaffenhofen und dem Nachtprogramm von Bayern3 zu überlassen.

Die grün-bunt-alternativen Moralapostel salbadern, wir sollten erst mal die Probleme auf der Erde lösen, bevor wir uns in das Weltall wagen. Welch ein Unsinn. Die Probleme auf der Erde werden nie gelöst. Sollen wir deswegen auf die Raumfahrt verzichten? Leif Allendorf

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