■ Querspalte: Entscheidet euch endlich
Das Gesicht des linksliberalen Regierungschefs Romano Prodi aus Italien gleicht derzeit, nach Begegnungen mit deutschen Politikern und Finanzern, jenem des legendären KP-Bürgermeisters Peppone, wenn dieser seinem priesterlichen Widerpart Don Camillo eins draufgegeben hat. Er gönnt sich herablassende Ironie und schulterklopfende Vertraulichkeit. „Die Deutschen“, mahnte Prodi nach seiner zweiten Deutschland-Stippvisite innerhalb einer Woche, „müssen sich halt mal entscheiden.“
Wer da dachte, es ginge Prodi um die Lira und ihren Zutritt zur ersten Euro- Gruppe, lag weit daneben. Nein, die Germanen sollen endlich sagen, ob sie ins gemeinsame Währungssystem hineinwollen und vor allem dürfen. Prodi: „Sie können ja eine Verschiebung beantragen. Wir jedenfalls werden es nicht tun. Schließlich erfüllen wir alle Kriterien von Maastricht.“
Da reibt sich nun auch der größte Italo- Fan die Augen: Zwar kann man sich freuen, daß gerade die ultraarroganten Deutschen nach den negativen Haushaltsdaten zum Schaden auch noch den Spott haben. Aber – Italien als Oberfrotzler?
In Germanien fehlen gerade mal Zehntelprozente hinterm Komma, in Italien mit Ausnahme der Inflation gleich mehrere satte Punkte. Überdies ist die famose Europasteuer reiner Betrug – sie gleicht 1998 den Haushalt aus, ist aber nach Einführung des Euro zurückzuzahlen. Maastricht-Kriterien ade.
Doch Prodi und seine Vordenker lassen nicht locker – Wirtschaftsnobelpreisträger Modigliani hat bereits ein Konzept, nach dem der Euro planmäßig 1999 startet – mit acht Ländern, Italien inklusive, nur Deutschland bleibt draußen. „Ist viel homogener“, sagt der Gelehrte.
Vielleicht sollte Prodi mal wieder die legendären Filme von Don Camillo und Peppone anschauen. Am Ende hat nämlich immer Don Camillo die Oberhand – schließlich ist er Christdemokrat mit besten Beziehungen zum lieben Gott. Werner Raith
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