■ Querspalte: Marlene paßt nicht immer
Die Übergangszeit ist vorbei. Einen Monat nach der Portoerhöhung sind die alten Marken aufgebraucht. Schluß mit dem Dazukleben von 10-Pfennig-Wertzeichen. Jetzt ist Marlene am Zug. Auf der neuen 1,10-Marke baut nun meine gesamte Briefmarkenarchitektur auf. Ein Kompaktbrief kostet jetzt zweimal die Dietrich, beim Maxi-Brief muß ich viermal lecken. Nur das neue Großbrief-Entgelt tanzt aus der Reihe. Statt das Porto auf 3,30 Mark zu erhöhen (nur dies wäre logisch gewesen!), kostet der Großbrief weiter lediglich 3 Mark. So eine Gemeinheit!
Pro Großbrief muß ich nun der Post 30 Pfennig schenken. Und das nur, weil ich ein einfaches Leben führe und deshalb nur eine Briefmarkensorte vorrätig habe. Ist das nicht perfide? Die Post sonnt sich im warmen Licht der Mildtätigkeit – und bekommt das einzig logische Großbrief-Porto trotzdem.
Trost finde ich nur darin, daß die Postkarte jetzt mit einer Eine-Mark-Marke zu frankieren ist. So ist sie nur noch 10 Pfennig billiger als der Standardbrief mit meiner Standardmarke. Das spart mir immerhin einige unnötige Kosten. Mußte ich bisher der Post pro Postkarte 20 Pfennig schenken, ist es fortan nur noch die Hälfte. Es sind eben oft die kleinen Dinge, die uns froh machen. Christian Rath
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