piwik no script img

■ QuerspalteNeue Männer braucht der Mann

Männer, könnte man sagen, sind, wie von Grönemeyer besungen, schlecht rasiert und auch sonst ungeschickt, aber mangels Alternative schon in Ordnung. Tausendmal können sie die Frauen berühren, sagt dagegen die Lagesche Denkrichtung, es passiert einfach nichts. Eine dritte Schule versammelt sich um den Existentiallyriker Bohlen und ist eher klassischen Zuschnitts: Männer gehen tagsüber ihrer Arbeit nach und möchten, daß abends die Pfanne raucht, sonst gibt's eins in die Fresse.

Männer, könnte man syllogistisch sagen, haben ein kleines Problem mit den Frauen. Das ist jetzt auch dem weitverbreiteten Frauen-Fanzine Freundin aufgefallen: 88 Prozent aller Männer sind hauptberuflich mit der Angst vor den Frauen beschäftigt. Bei dieser Arbeitslosenquote ist das vielleicht sogar eine sinnvolle Beschäftigung, obwohl man sich schon fragen kann, wo die Werte geblieben sind, die einem Mann das Leben früher lebenswert machten: hemmungsloses Saufen, bescheidwisserisches Radotieren in gleichgeschlechtlicher Runde, wettbewerbsorientiertes Kamikazefahren für stößige Jungmänner auf Überlandstrecken und nicht zu vergessen: der gute alte Krieg, wo ein Mann noch ein Mann war, vor allem, wenn er möglichst viele von seiner Sorte kaltmachte.

Die Aufweichungstendenzen sind unübersehbar: Statt die deutsche Frau ordentlich zu berammeln, klumpt der deutsche Mann nur noch heftiger mit seinesgleichen zusammen. Die Frauen bilden sich fort in Jodelkursen und besuchen Lehrgänge für gruppendynamisches Punktschweißen, während ihre Kerle sich nur darum streiten können, ob man unter 36 TV-Kanälen überhaupt noch ein Mensch ist.

Vor lauter Angst haben sich manche Männer bereits zur Zweigeschlechtlichkeit entschlossen. Wenn's hart auf hart kommt, sind sie ihre eigene Frau; das männliche Model der neuen Lagerfeld-Werbung entbirgt die größten Titten seit Clauda Schiffer. Aber es hilft nichts: Neue Männer braucht das Land, und jeder Mann sollte eine gute Freundin haben. Willi Winkler

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen