■ Querspalte: Drei Ostermärsche
Es ist ja so. Immer dann, wenn Ostern vor der Tür steht, stellt sich die Frage: Wo geht man hin, wenn man nicht wegfährt? Wem bläst man den Marsch? Ein Rückblick:
Der erste Ostermarsch fand am Karfreitag statt und führte geradewegs in die Kochstraße. Vierunddreißig ältere Herren und einige (Harems-)Damen haben ihrem Achtundsechzig-Katechismus gehuldigt und wundern sich nun, warum die Samstags-taz so merkwürdig jenseitig wirkt. Eine Auferstehung war das nicht, eher ein Abgesang. Wertung: ein halber von sechs möglichen Osterhasen.
Auch die Friedensbewegung feierte Ostern, jedenfalls die siebenhundert, die von ihr übrigblieben. Wenn der Prophet nicht zum Berg... – Sie wissen schon. Fragt sich nur, warum sich das Bergmassiv dann nicht geschlossen vor dem Arbeitsamt niederläßt. An jedem ersten Dienstag im Monat zum Beispiel. Wenn man schon für die Abschaffung von Bombenabwurfplätzen eintritt, kann man doch auch Ostern verlegen. Oder ist ein bißchen Flexibilität im Aufstehen für den – sozialen – Frieden zuviel verlangt? Wertung: außer Konkurrenz.
Und die schweigende Mehrheit? Ein Teil davon zumindest war am Sonntag nach Marzahn gepilgert. Etwa 5.000 meist unschuldige Kinder von unschuldigen 89ern suchten im Schloßpark Biesdorf nach 1.400 Ostereiern und Preisen im Wert von 20.000 Mark. Die „Imagekampagne Marzahn“ kündigte nach der Aktion Osterhase an: Wir kommen wieder.
Und wir? Die wirklich schweigende Mehrheit? Eigentlich müßte man das nächste Jahr lauter Gegenostermärsche organisieren. Oder zu Petrus beten, daß das Wetter besser wird. Uwe Rada
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