■ Querspalte: Die Ungnade der späten Geburt
„Das war die Woche, die war“, ist eine Rubrik, die normalerweise im Sportteil zu finden ist. Weil aber die letzten Tage auch außerhalb der Welt der Leibesübungen aufregend waren, leihen wir uns den Titel diesmal als Motto aus.
Die positivste Nachricht verdanken wir dem Statistischen Bundesamt: Es wird weniger gestorben. Zumindest befördern deutsche Autofahrer derzeit relativ wenig Menschen ins Jenseits. Nur 589 Menschen kamen im April bei Unfällen mit Straßenverkehrsmitteln ums Leben, also 19,6 pro Tag – 14 Prozent weniger als vor einem Jahr! Deutschlands bekanntester Autofahrer, der leider ein bißchen spät geboren wurde, um den mit den Autobahnen zu wählen, ist der Ansicht, daß die nachlassenden Leistungen seiner Gesinnungsgenossen auf anderem Terrain kompensiert werden müssen: Michael Schumacher erwägt, Hooligans „einzuschläfern“.
Ein langes Leben gönnt ihren Mitmenschen dagegen Gabriele Sczeponik, die, wie die FAZ entdeckt hat, in Köln eine „Sauerstoffbar“ führt. Hier kann man etwas tun, was sich in alten Zeiten noch an der sogenannten frischen Luft erledigen ließ: Sauerstoff tanken. 18 Minunten Dröhnung aus dem Rüssel eines staubsaugerähnlichen Apparats kosten 27 Mark, ein frischgepreßter Orangensaft ist im Preis enthalten. Danach flutschen Stoffwechsel und Durchblutung, und auch die Haut ist zufrieden.
In New York sind die „Sauerstoffbars“ bereits „etablierte Dienstleistungsunternehmen“. Möglich sogar, daß einige US-Firmen, die ihren Mitarbeitern schon jetzt ein lasterloses Leben nahelegen, demnächst regelmäßige Barbesuche fordern. Wer nicht effizient malocht, weil er raucht, überflüssiges Fett mit sich herumschleppt oder sich aus anderen Gründen als Kandidat aufdrängt für Krebs und Infarkt, hat in einigen Unternehmen jedenfalls wenig zu lachen. Die armen Sünder müssen höhere Krankenkassenbeiträge zahlen als ihre Kollegen. Unser Rat an die Bosse: Integriert „Sauerstoffbars“ in eure Kantinen! René Martens
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