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■ QuerspalteGlückliches Tuvalu

Tuvalu nicht zu kennen ist keine allzu große Bildungslücke. Zwar zählt der paradiesische südpazifische Inselstaat 900.000 Quadratkilometer Wasserfläche zu seinem Territorium, doch die Fläche seiner neun Inseln beträgt keine 25 Quadratkilometer. Die 10.297 Einwohner leben bisher hauptsächlich vom Fischfang. Bald allerdings droht ihnen das Wasser buchstäblich bis zum Hals zu stehen. Denn der 960 Kilometer nördlich der Fidschiinseln gelegene Archipel ragt an seiner höchsten Stelle nur ganze vier Meter aus dem Pazifik und gehört damit zu den Ländern, die vom Ansteigen des Meeresspiegels durch den Treibhauseffekt bedroht sind. Könnte Tuvalu zwar bald im Meer untergehen, so sorgt die moderne Technik zum Glück dafür, daß Tuvalu trotzdem künftig überall sein wird.

Die Regierung in Funabati, so heißt die „Hauptstadt“ Tuvalus, schloß kürzlich einen Deal mit der kanadischen Kommunikationsfirma Information.ca Corp. Die kaufte von Tuvalu den nationalen Internet-Domain-Suffix .TV, um ihn weltweit an Fernsehstationen zu vermarkten, die ihre E-mail- oder Web-Adresse gern mit dem prestigeträchtigen .TV enden lassen wollen. Da stört es auch nicht, daß es bisher in Tuvalu keinen einzigen Internet-Anschluß gab.

Beträgt der Umfang von Tuvalus Staatshaushalt zur Zeit weniger als vier Millionen US-Dollar im Jahr, so bringt der Suffix-Deal dem Ministaat nach Angaben des Premierministers bis zu 100 Millionen Dollar jährlich – für jeden Einwohner rund 10.000 Dollar, mit denen es sich fortan unbeschwert leben läßt. Da macht es dann auch nichts, wenn Tuvalu eines Tages im Pazifik versinkt. Schließlich kann dann jeder, der Sehnsucht nach Tuvalu haben sollte, dort ganz einfach per Internet hinsurfen. Außerdem können sich die ehemaligen Bewohner zumindest den 2.000 Einwohnern des mit Neuseeland assozierten Inselstaates Niue moralisch überlegen fühlen. Auf deren Domain-Suffix .nu, was auf französich „nackt“ heißt, sind Pornohändler ganz scharf. Sven Hansen

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