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■ QuerspalteTrenne dich kurz!

Nie dürfen Männer erfahren, wie berechnend Frauen wirklich über das andere Geschlecht denken und reden. Das Hirn der Frau kühlt ab auf die Temperatur flüssigen Stickstoffs, wenn es darum geht, die Qualität einer heterosexuellen Beziehung einzuschätzen. Da herrscht strukturelle Ordnung, während die Männer immer noch mit Begriffen wie „neue Flamme“, „feste Freundin“ und „Seitensprung“ herumromantisieren. Die postfeministische Frau hingegen spricht von „monogamer Liebe“, von „serieller Monogamie“ (auch Überlappungsschema genannt: einer nach dem andern) oder übt sich in hierarchisierter Polygamie (mit Hauptfreund und geheimem Nebenfreund).

Eine Erfindung der 70er Jahre jedoch war beiden Geschlechtern gemeinsam im Beziehungsmanagement: die „Trennung auf Zeit“. Ja, auch Sie haben das sicher schon mal gehört: „Laß uns doch mal drei Monate nicht sehen und spüren, was wir dann noch füreinander empfinden.“ Oder: „Wir sollten erst mal auseinanderziehen, das schafft Klarheit.“ Schafft es niemals, erforschte der Psychologe Friedrich Stahl für die Frauenzeitschrift Für Sie. Bei einer Trennung auf Zeit setzten sich die Paare innerlich gar nicht mit der Beziehung auseinander, so Stahl stahlhart. Männer regten die „Trennung auf Zeit“ dann an, wenn sie eine neue Freundin hätten. Gewissermaßen zum Austesten, wie schnell die Neue so alt aussieht wie die Alte. Bei Frauen bedeute der Vorschlag einer „Trennung auf Zeit“ nur das eine: Es ist aus.

Gut und schön, Stahl, aber diese alten Kategorien hat die postfeministische Frau doch längst hinter sich gelassen. Trenne dich kurz, und rede nicht darüber! Das ist das ganze Geheimnis. Zum Beispiel für den heutigen Abend. Den könnte frau mal wieder allein verbringen. „Trennung auf Zeit“. Funktioniert. Stahl, untersuchen Sie! Barbara Dribbusch

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