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■ QuerspalteDas Ende des Deckels

Die diversen Zirkel, die hierzulande den „Unternehmer des Jahres“ ausrufen, haben sich längst entschieden, da macht im ostthüringischen Greiz ein Mann auf sich aufmerksam, der es wie kein anderer verdient gehabt hätte, gewählt zu werden: der Chef der Kneipe „Zapfwerk 1/3“.

In dieser Pinte steht seit kurzem eine Zapfanlage mit angeschlossenem Chipkartenlesegerät. Wer seine EC-Karte in den Schlitz schiebt, löst den Zapfvorgang aus und bezahlt damit sogleich sein Bier. Folgt man den nicht allzu gewagten Thesen, daß, erstens, das Geld beim Kneipengänger immer besonders locker sitzt und, zweitens, Menschen sowieso mehr ausgeben, wenn sie mit ihrer Chipkarte bezahlen, weil sie nicht merken, wie ihnen der Rubel durch die Finger rinnt – dann hat der Piffikus aus Thüringen für den Gastronomiestandort Deutschland glänzende Wachstumsperspektiven aufgetan. Clever auch, daß der Greizer seine Innovation rechtzeitig zur besten Geschäftszeit eingeführt hat: Zu Weihnachten treibt es die Menschen in die Gaststätten, weil sie die Zusammentreffen mit ihrer Familie vergessen müssen.

Die Idee aus dem Zapfwerk 1/3 wird sich allein deshalb durchsetzen, weil die Wirte dann endlich keine „Deckel“ mehr schreiben brauchen. Schon so mancher Kleingastronom soll in die Pleite gestolpert sein, weil er den Überblick über die Außenstände verloren hat. Fortan gilt jeder Gast als flüssig, der eine funktionsfähige EC-Karte mit sich führt.

Wünschenswert wäre, daß der neue Service in allen Bereichen der Gastronomie angeboten wird. Wie oft haben wir in der Disco schon diese Szene gesehen: Ein Mann will einer Frau, die er gerade kennengelernt hat, einen Drink ausgeben, merkt aber plötzlich, daß er kein Geld mehr hat. Also eilt er hinaus in die Nacht, steuert zielsicher den nächsten Geldautomaten an. Doch als er, schwer gezeichnet vom gehobenen Joggingtempo, zurückkehrt, ist die Angebetete schon verschwunden. Solche Tragödien gehören der Vergangenheit an. René Martens

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