■ Querspalte: Der assoziierte Ausgleich
Die demokratische Welt beruht auf Ausgleich und Vermittlung unterschiedlicher Interessen, Weltanschauungen, Ereignisse und so weiter. Davon kann man sich jeden Tag in der Zeitung überzeugen. Wie Trittin seinen Fischer auf den Plan ruft, hat jede Meldung ihre nicht so sehr widersprechende, sondern eher ergänzende Zwillingsmeldung im Schlepptau. Schweizer Büstenhalterhersteller haben festgestellt, daß die Brüste junger deutscher Frauen immer größer werden, und immer mehr Frauen mit einem genetisch bedingten Brustkrebsrisiko lassen sich aus Angst vor Krankheit „vorsorglich“ die Brüste amputieren (Frankfurter Rundschau – die Zeitung des Ausgleichs). „Berlins größte Zeitung“ erzählte anläßlich der Veröffentlichung von „Monica's Story“ von Monica Lewinsky, die (seit 9 Monaten) „jeden Tag mehr Details“ erzählt. Diesmal: „Als ich mich zum ersten Mal für Bill Clinton auszog“: „Die Affäre begann mit Monica im grünen Minirock. Der Präsident wollte sehen, was die Praktikantin darunter trug. ,Ich hob meinen Rock und zeigte es ihm. Er sagte: Hübsch‘“ (BZ). Die Meldung wurde von dem Bericht über eine deutsche Touristin begleitet, die im sonnigen Thailand ins Hotelzimmer von Leonardo di Caprio eindrang. Sich entblößend forderte sie „Liebe“, bzw. wollte den hübschen Schauspieler „vergewaltigen“, wie „die größte Zeitung Berlins“ berichtete. Monica Lewinsky liebt übrigens den Gedanken, „daß ich einem Buch weiterleben werde“. Ihr Seelenbruder ist Shakespeare. Oft greift sie „nach einem Shakespeare-Stück in meinem Bücherregal“ und hofft dabei, „daß es den Menschen mit meinem Buch genauso geht“. Neulich in Thailand sprach ich übrigens mit einem buddhistischen Mönch über Monica Lewinsky. Während er sagte, sie sei „schön“, sagte ich, sie sei ein „Dummkopf“. Wir lachten dann beide. Der assoziierte Ausgleich, das Unentschieden also gewissermaßen, ist übrigens nicht immer befriedigend, wie der letzte Bundesliga-Spieltag mit seinen fünf 0:0-Ergebnissen recht überzeugend belegt. Detlef Kuhlbrodt
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