■ Querrille: Charles Curtis Trio: "Lesser Writings"
Charles Curtis Trio: „Lesser Writings“
(Strange Ways/Indigo)
Sich kurz zu fassen ist nicht die Sache von Charles Curtis. Nachdem er bereits auf Volcanoes eine Reihe epischer Stücke vorlegte, beginnt er seine neue ganz bescheiden Lesser Writings, unbedeutende Schriften, benannte CD mit einem monströs ausufernden über 15minütigen Monolog. Eine Welt in endlosen Zeilen. Und die Welt, die der Cellist des NDR-Orchesters in dem Titelstück besingt, ist voller Widersprüche, Sackgassen, Zweifel und Verzweiflungen. Denn die Katze hat Flöhe, die Freundin droht, verrückt zu werden, der Tod ist nah. Und überhaupt.
Nur wenn sie sich fremde Stücke wie das Beatles-Cover „Come Together“vorknöpfen, findet das Trio um Curtis noch zu einfacheren Welterklärungsmodellen von Pop zurück. Allerdings macht sich ihre distanzierte Interpretation auch den Klassiker zueigen, bis nur noch wenig von der Völkerverständigung des Originals übrig bleibt. Darüber sind die Sinustöne von La Monte Young, bei dem Curtis Komposition studierte, zugunsten einer warmen Postrockproduktion von Matthias Arfmann zurückgetreten. Geblieben ist allerdings der lakonische Ton seines urbanen Sprechgesangs, der Curtis auch nach sieben Hamburger Jahren noch als Nachbar von Lou Reed und Shimmy Disc ausweist. Sich aufzuregen war ebenfalls nie die Sache von Charles Curtis. Volker Marquardt
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