■ Querbild: Herzen in Aufruhr
Ob missionarische Serienkillerin oder bildungsbeseelte Handwerker. Bei Regisseur Michael Winterbottom, der mit Butterfly Kiss vom TV-Film (Für alle Fälle Fitz) zum Kino wechselte, sind die Akteure stets hingerissen von der eigenen Begeisterung. Sie glauben nicht nur felsenfest an eine individuelle Bestimmung, ob zum Töten oder Sterben, Lieben oder Leiden, sie glauben an den Ruf des gedruckten Wortes. So auch Jude in Winterbottoms Verfilmung des Romans von Thomas Hardy Jude The Obscure aus dem Jahr 1896. Hart knappst sich die Titelfigur philosophische Lektürestunden von der Arbeitszeit als Steinmetz ab, paukt Griechisch und Latein und träumt von einer Erhörung in eine weitere Welt durch eine Universität. Er heiratet die falsche Frau, lebt am Ende unerlaubt mit der Richtigen. Winterbottom zeigt das ungesegnete Paar Jude und Sue stets auf der Flucht vor gesellschaftlichen Schmähungen und derart ungeschützt vor Gefühligkeiten, daß man den ganzen Jammer teilweise schwer ertragen kann. Und wenn sie im Regen weinen oder im Sonnenschein lachen, liegt der Goldrand allzu wuchtig auf den Bildern. big Neues Cinema
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