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Quecksilber in EnergiesparlampenGefahr für Schwangere und Kinder

Untersuchungen des Umweltbundesamts zeigen: Die Quecksilber-Belastung der Luft durch zerbrochene Energiesparlampen Lampen ist zu hoch.

Zerbrochene Energiesparlampen geben giftiges Quecksilber frei. Bild: dpa

BERLIN taz | Zerbrechen Energiesparlampen, gelangt giftiges Quecksilber an die Luft. Bis zu fünf Stunden nach dem Bruch kann die Quecksilberbelastung noch immer das Zwanzigfache des erlaubten Richtwerts für Innenräume betragen. Das ergibt eine erste Stichprobe, die das Umweltbundesamt (UBA) mit zwei Lampen großer europäischer Markenhersteller durchgeführt hat.

Laut UBA sparen die Lampen bis zu 80 Prozent Strom gegenüber Glühbirnen. Das sei richtig und notwendig, sagte Behördenchef Jochen Flasbarth. Die Lampen müssten aber sicher sein. Als problematisch sehen die Verantwortlichen vor allem an, dass der Quecksilberwert in geschlossenen Räumen auch über Stunden nicht absinkt, wenn die zerbrochene Lampe liegen bleibt. Hier seien weitere Tests zur Bestätigung erforderlich.

Wer nach einem Unfall die zerbrochene Energiesparlampe sofort beseitigt und intensiv lüftet, müsse nicht mit Gesundheitsrisiken rechnen. "Kinder und Schwangere reagieren jedoch empfindlicher auf Quecksilber und sollten daher gar nicht damit in Kontakt kommen", warnte UBA-Gesundheitsexpertin Christiane Markard. Sie rät daher zu bruchsicheren Energiesparlampen mit Kunststoffummantelung.

Zurzeit dürfen Energiesparlampen bis zu fünf Milligramm Quecksilber enthalten, bis 2013 soll der gesetzlich erlaubte Höchstwert jedoch auf zwei Milligramm gesenkt werden. Bei der Untersuchung wurden zwei Lampen verwendet - eine mit zwei Milligramm und eine andere mit fünf Milligramm Quecksilber. "Die Luftbelastung nach dem Zerbrechen war aber vergleichbar", sagt Markard.

Die Verbraucherzentrale Bundesverband (VZBV) forderte, das geplante Verbot von 60-Watt-Glühbirnen auszusetzen, bis sichere Alternativen auf dem Markt sind. "Es kann nicht sein, dass der Staat ein sicheres Produkt verbietet und durch ein unsicheres ersetzt", erklärte VZBV-Chef Gerd Billen.

Die Lampenindustrie-Organisation ZVEI wies die Forderungen zurück. Eine "besorgniserregende Konzentration" von Quecksilber in der Luft durch beschädigte Lampen sei äußerst unwahrscheinlich - selbst in ungünstigen Fällen.

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8 Kommentare

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  • Q
    Querulant

    Das Verbot der normalen Glühbirne zu Gunsten der Energeisparlampe ist bürokratischer Schwachsinn und ökologisch nicht sinnvoll. Unter anderem nimmt man damit den Herstellern auch den wirtschaftlichen Anreiz die Enerigesparlame gegenüber der Glühbirne zu verbessern (Nein, der Markt regelt nicht alles, aber manches...). Und das die gesamte CO2-Bilanz von Herstellung bis zum Lebensende nicht unbedingt für die Energiespaarlampe spricht ist auch so eine Sache. Das mit dem Quecksilber ohnehin. Das Gegenteil von Gut ist gutgemeint...

     

    @Moritz Schallaböck

    Sie heizen wohl blos wenns dunkel ist und machen das Licht nur an wenns kalt ist, wie?

  • KK
    Karl Kraus

    Wechselt zu Ökostrom und lasst nicht ständig irgendwo das Licht brennen.

  • J
    Jakob

    @Hans:

    Bei der Umwandlung von der Primärenergie zu Strom sowie dem Transport des Stroms vom Kraftwerk zur Steckdose geht ein Grossteil der Energie verloren. Eine normale Heizungsanlage ist da wesentlich effizienter. Außerdem wird die Wärmeenergie aus den Glühbirnen nur zu einem Teil wirklich als Ersatz zur Heizung genutzt, da die Glühbirnen ja das ganze Jahr verwendet werden.

     

    @Toby:

    Selbst wenn die Energiesparlampe zerbricht oder im Hausmüll entsorgt wird und das enthaltene Quecksilber freigesetzt wird, dann ist die Menge an Quecksilber immer noch geringer als das, was bei Verwendung von Glühbirnen durch Kohlekraftwerke zusätzlich freigesetzt worden wäre.

  • T
    Tobi

    Eine Alternative wäre doch, wenn das Quecksilber bei Bruch gar nicht erst frei gesetzt würde, weil es in der Fassung der Lampe gebunden ist (Amalgam).

    Und wenn dann zudem noch weniger als 1,5 mg Quecksilber verwendet werden??

    Gibts sowas überhaupt? Antwort: Ja, ecobulb !!

  • O
    onesimus

    Is' ja toll heizen mit Strom!

    Wieviel Hg wird eigentlich durch die Verstromung von Kohle in die Luft geblasen?

    Und der Weg zum Recyclinghof ist zu weit? Ja dann.......... Dann braucht es eh keinen Umweltschutz. Denn dann ist eh alles zu teuer, zu unbequem, zu lästig.........

  • MS
    Moritz Schallaböck

    Stimmt, Glühlampen heizen auch die Wohnung. Wenn das als Argument für die Glühlampe gilt, dann genauso für alle anderen Arten von Stromsparen: effiziente Computer und Fernseher, Standby-Geräte, Waschmaschinen, letzten Endes sogar Kühlschränke: alles Quatsch? Tatsächlich macht es in einem Strom-beheizten Haushalt im Winter praktisch keinen Sinn, Strom zu sparen: was man am einen Ende spart, wird am anderen Ende zur Hitze-Erzeugung verwendet (oder die Räume bleiben kälter).

     

    Die Konsequenz ist aber natürlich nicht, Strom sinnlos zu vergeuden, sondern eben NICHT mit Strom zu heizen. Wer bspw. mit Gas heizt, sollte in der Wohnung ineffiziente und umweltschädliche Strom-Heizung vermeiden -- inkl. Glühbirnen und, soweit möglich, Computer, Fernsehen, etc.

  • H
    Hans

    Wenn man um die Glühbirne eine Gesammt-Energiebilanz macht dann schneidet diese besser ab als eine Energiesparlampe(außer in dem Fall das eine Energiesparlampe dauerhaft außerhalb einer Wohnung brennt)

    Die Glühbirne heizt ja auch noch die Wohnung was im Winter erheblich dazu beiträgt die Heizkosten zu senken es ist einfach nur Dumm dies nicht einzuberechnen. Und es ist eine absolute Unverschämtheit die Glühbirne zu verbieten.

     

    Danke für den Artikel das hilft hoffentlich die Menschen aufzuklären ich habe schon viele getroffen die nicht wussten das Energiesparlampen Quecksilber enthalten und diese dann in den Hausmüll geworfen hätten.

     

    EU = Europas Untergang

  • T
    Toby

    Gibt es auch eine Statistik dazu, wieviele dieser Lampen im Hausmüll landen, weil keine geeigneten Sammelcontainer in der Nähe sind und den Leuten der Weg zum Recyclinghof zu weit ist?