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BUNSENBRENNERQuattro-Spalter

■ Eine Doppelaxt soll das Holzhacken erleichtern

„Warum ist da vor mir noch keiner drauf gekommen?“ Diese Frage stellte sich Hans-Jörg Meier in den letzten Monaten immer wieder. Der 48jährige Regensburger brachte eine Erfindung auf den Markt, die eine Revolution bei der Holzbearbeitung bedeuten könnte: den Quattro- Spalter.

Das ist eine Axt, die mit jedem Schlag Holzklötze nicht wie üblich in zwei, sondern gleich in vier Teile zerschlägt. Das spare locker 40 Prozent Arbeitskraft und vor allem das ständige Bücken nach den halbierten Holzscheiten, kommentiert der Erfinder sein inzwischen weltweit angemeldetes Patent.

Rückenschmerzen erhöhen das Denkvermögen. Diese überraschende Einsicht gewann Meier vor zwei Jahren. In einer schlaflosen Nacht mit schmerzgekrümmten Rücken durch stundenlanges Holzhacken und ständiges Bücken nach den Holzscheiten kam ihm die Idee mit den vier Schneiden. Ein Besuch beim Patentamt brachte dann die Gewißheit, daß niemand vor ihm die Doppelaxt erfunden hatte. „Die einzige Erfindung war ein 16flügeliges Hack-Gerät aus dem 18. Jahrhundert. Aber selbst die Kraft eines Arnold Schwarzenegger hätte nicht ausgereicht, um mit dem Werkzeug Holz zu zerschlagen“, glaubt Meier.

Die Neukonstruktion unterscheidet sich von den bisher gebräuchlichen Werkzeugen nicht einfach durch die Verdopplung der Scheiden. Nur das Axtblatt in Schlagrichtung ist messerscharf geschliffen. Das etwas zurückversetzte Querblatt wirkt nach dem Eindringen ins Holz dagegen eher wie zwei zusätzlich eingeschlagene Keile. Allerdings waren eine Reihe von Prototypen und wissenschaftlichen Berechnungen notwendig, um nach der ersten Rohskizze die ergonomisch optimalste Form herauszufinden. Zwei Jahre dauerte es vom ersten Geisteblitz bis zur Serienreife des Quattro-Spalters.

Inzwischen übernahm ein großes östereichisches Werkzeug- Bauunternehmen die Produktion. 2.500 „Wunder-Äxte“ sind bereits verkauft. „Zehntausend Stück pro Monat kann unser Lieferant herstellen,“ sagt Meiers Sohn, der sich um den Vertrieb kümmert.

Die entscheidende Frage allerdings ist, wieviel zusätzliche Kraft die Doppelaxt pro Schlag erfordert. Vielleicht ist ja die höhere Kraftaufwendung, die notwendig ist, um einen Holzklotz mit einem Streich in vier statt bisher zwei Scheite zu schlagen, gar nicht jedermanns Sache. Der Ermüdungseffekt könnte gerade für schwächer gebaute HolzhackerInnen größer sein als die Einsparung durch die neue Wunderwaffe. Wer extrem hartes Holz bearbeitet und figürlich eher zum Spargeltarzan neigt, wird sich ohnehin schon mit der Normalaxt schwertun und am neuen Gerät garantiert verzweifeln. dpa/taz

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