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QUERSPALTEDurchmischungsdefizite

■ Westberliner Beamte scheuen den Ostteil der Stadt

Das muß man sich auf der Zunge zergehen lassen: Innensenator Heckelmann vermeldete gestern stolz, daß die »Durchmischung« von Polizei und Feuerwehr im vereinten Berlin vollzogen sei. Schlechter steht es dagegen um die wechselseitige Durchdringung — Pardon, Durchmischung — bei den Staatsdienern, die in den Verwaltungen sitzen. Qua Verfassungsauftrag ist die deutsche Beamtenschaft dazu verpflichtet, die Einheit herzustellen, praktisch tut sie das jedoch nur sehr widerwillig, am liebsten auf dem Papier und aus der Ferne. Auch im geeinten Berlin ist das nicht anders, obgleich es nun ein Bundesland ist. Immerhin ist der Innensenator mit seinem ursprünglichen Plan im Senat durchgefallen, aufopferungsvollen Westberliner Beamten einen ordentlichen Zuschlag zu zahlen, wenn sie ihre Arbeitsstelle in einen der östlichen Bezirke verlegen. Mit der Durchmischung klappt es dennoch nicht so recht. Das Schatzkästlein an Stilblüten, die mit der deutschen Einheit kreiert wurden (jüngstes Beispiel: das sogenannte Enthemmungsgesetz der Bundesregierung), wird beständig größer: »Freiwilligkeit mit begrenzten Anreizen«, lautet nun die offizielle Sprachregelung für den öffentlichen Dienst im Land Berlin. Im Klartext: Abenteurer, die die gefahrenvolle Versetzung etwa von Wilmersdorf nach Friedrichshain auf sich nehmen, werden jetzt doch belohnt. Aber nur ein bisserl und ein wenig anders als geplant. Mit Beförderung winkt man ihnen nach »erfolgreichem Einsatz«. Da es von dieser selbstlosen Spezies aber sogar nach mehrwöchiger Pressekampagne offensichtlich nicht allzu viele gibt, kann im Notfall auch nachgeholfen werden: Durchmischung per Abordnung. Kordula Doerfler

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