QUERSPALTE: Rettet den Camel-Mann!
■ EG-Bürokraten wollen Tabak-Werbung verbieten
Schluß mit „Freiheit und Abenteuer“, aus für den kernigen Mann, der mit einem einzigen paar Schuhe meilenweit laufen kann, tot das Strichmännchen, das vor Wut so schön an die Decke schwebt! Vorbei der Traum von trabenden Wildpferden und emporsteigenden Düsenjets, von lautlosen Kanus und hochfrisierten Motocrossrädern, von ganzen Kerls und langbeinigen Frauen, die — „come together!“ — alle, alle nur einem einzigen Ziel zustreben: einem acht Zentimeter langen dünnen Röllchen. Nichts haben sie verstanden, diese EG-Bürokraten, die nun ab 1993 jeglicher Tabakwerbung den Garaus machen wollen. Und alles müssen sie einem vermiesen: die schönsten Sonnenuntergänge an nordischen Fjorden, die blauesten Wasser an Karibikstränden, die eingängigsten Sprüche auf Häuserwänden, die blödesten Lacher im Vorprogramm.
Kinobesuche sind nur noch die Hälfte wert, Generationen verlieren ihre Leitbilder, längst zur Umgangssprache gehörende Slogans sterben aus, und niemand, niemand wird mehr dafür bezahlt, neue zu erfinden.
Eine einzige Richtline der EG-Bürokraten, und liebgewordene Kulturgüter, Spitzenprodukte optischer Ästhetik werden wegzensiert. Dabei haben die Banausen in Brüssel mal wieder nichts anderes getan, als Ursache und Wirkung als Botschaft und Überbringer zu verwechseln: weil sich jedes Jahr 400.000 EG-Bürger mit Nikotin umbringen, muß doch der Camel-Mann nicht sterben! Verbietet das Rauchen, aber laßt uns die Werbung! Die hat selbst nach den Erkenntnissen der Zigarettenwirtschaft nichts, aber auch gar nichts mit dem stinkenden, giftenden Produkt zu tun.
Trotz intensiver Forschung nämlich, so teilte gestern die Tabakwirtschaft ihren Protest gegen das EG- Verbot mit, sei es bisher nicht gelungen, auch nur irgendeine Verbindung zwischen der Werbung und dem Zigarettenverbrauch herzustellen. Na bitte! Vera Gaserow
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