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QUERSPALTEDer Winter kommt...

■ ...und die Metropole meistert eine Krisenlage

Gewichtiges hatte die Metropole gestern zu vermelden: »Zum ersten Großeinsatz in diesem Winter mußten die Beschäftigten des Berliner Straßendienstes ausrücken.« »Gefährlich glatte Straßen« mußten mit Sand »abgestumpft« werden, das »Anfahren an Kreuzungen war erschwert«. Als gebürtige Süddeutsche treibt es mir bei diesen alljährlich wiederkehrenden Meldungen fast Tränen der Rührung in die Augen. Sind sie nicht einfach süß, die Berliner? Nach Wochen tristen Schmuddelwetters beschwören sogar große ansässige Tageszeitungen sehnsüchtig den Winter. Doch kaum fallen die ersten drei Schneeflocken aus dem bleigrauen Berliner Himmel, kaum sinken die Temperaturen unter den Gefrierpunkt, bricht der Verkehr zusammen, finden dramatische Großeinsätze statt. Und manch armer Autofahrer muß auf die BVG umsteigen, weil er sich außerstande sieht, die vereisten Schlösser seines geliebten fahrbaren Untersatzes aufzutauen. Die Polizei vermutet gar, daß manche gestern ihren Wecker früher stellten, um der katastrophalen Lage Herr zu werden. Die, die es doch geschafft haben, schleichen mit Tempo 20 durch die so gefährlich vereisten Straßen. Und fahren an der nächsten Kreuzung ihrem Vordermann ins Blech, weil sie natürlich noch nie etwas von Intervallbremsung gehört haben. Arme Metropolenbewohner! Die Polizei konnte gestern dann doch Entwarnung geben: Die meisten Autofahrer stellten sich schnell auf die »komplizierte Lage« ein, nur der »Verkehrsfluß lief etwas zäher als normal«. Bewundernswert — wenn man davon absieht, daß ein Fluß nicht zäh laufen kann. Pech hatte lediglich Autofahrer Herbert F. an der Ecke Leninallee/Platz der Vereinten Nationen: Nach einer Vollbremsung landete er im Gleisbett der Straßenbahn und konnte erst 50 Minuten später von einem BVG-Kran aus seiner mißlichen Lage befreit werden. Was, so frage ich mich immer an diesen Tagen, passiert eigentlich, sollte es in dieser Stadt wirklich einmal Winter werden? Kordula Doerfler

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