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QUERSPALTEIch bin eine Gegenstimme

■ Posse im SFB-Rundfunkrat über die Zukunft von Radio 4U

Über was stimmen wir jetzt ab?« fragte die Vorsitzende des SFB-Rundfunkrats, Gabriele Wiechatzek, nach gut drei Stunden Diskussion über die Zukunft von Radio 4U und einen Nachtragswirtschaftsplan. Am Montag abend herrschte im Rundfunkrat plötzlich Verwirrung darüber, ob der Plan, so wie er jetzt vorlag, das Schicksal von 4U überhaupt besiegeln würde. Der Verwaltungsratvorsitzende Hartmann Kleiner mahnte in seinem Vortrag »einschneidende strukturelle Maßnahmen« an, aber mit dem von dem Intendanten vorgelegten Plan wollte er nichts mehr zu tun haben. Mitglieder des Programmausschusses fielen fast vom Stuhl, als sie von Kleiner hörten, man bräuchte diesen Nachtragshaushalt gar nicht mehr. Dabei war er vom Verwaltungsrat kürzlich noch unterstützt worden. Immerhin wäre dann die Beschlußgrundlage vom Tisch gewesen, und die Entscheidung über den Willen des Intendanten Günther von Lojewski, Radio 4U zum Jahresende einzustellen, hätte man getrost vertagen können. Das aber war noch nie vorgekommen, daß alle Beratungen für die Katz gewesen sein sollen. Kleiner verschwand eine Stunde und tauchte dann mit dem Einfall wieder auf, der Indendant solle doch den Plan zurückziehen — Lojewski sagte trotzig nein.

»Dann müssen wir darüber abstimmen, das schreibt die Geschäftsordnung vor«, war da wieder die Stimme der Vorsitzenden Wiechatzek. Aber keine Geschäftsordnung ohne einen Ausweg. Entschlossen stellte Jürgen Grimming, Mitglied des Programmausschusses, den Antrag, über den Plan nicht abzustimmen. »Gegenstimmen?« erkannte die Wiechatzek die Chance und warf einen Blick in die Runde: »Keine!« »Haben wir jetzt abgestimmt?« fragte Dieter Biewald entrüstet. »Ich bin eine Gegenstimme«, fügte er hinzu. Weil das so gut geklappt hatte, wurde gleich noch mal abgestimmt: Der SFB soll auch in Zukunft ein Jugendprogramm machen. Ob das dann auch noch Radio 4U ist, darüber stimmt der Rundfunkrat bestimmt noch mal ab. Ralf Knüfer

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