■ QUERBILD: Hustler White
Gutaussehende, wohltrainierte Männer laufen mit bis zu den Achseln hochgerollten T-Shirts den Santa Monica Boulevard in Los Angeles herunter. Entweder hält sie ein vorbeicruisender Herr zu einem bezahlten Dienst an oder sie erreichen, wie der ansehnliche Monty, schlendernd ein Telefon. Dann bewerben sie sich für einen Job am Set eines Pornostreifens. Zwischen Film- und Blowjob klaut Monty (dargestellt von dem aus Madonna-Videos bekannten Tony Ward) einen Wagen, mit dem er einem anderen Hustler versehentlich einen Fuß abfährt. Mit seinem T-Shirt wischt der Fahrerflüchtige die blutigen Spuren des Geschehens von der Karosserie ab. Dieses T-Shirt fällt dem Regisseur Jürgen Anger (gespielt von Bruce LaBruce, einem der beiden Regisseure des Films) in die Hände, der in Los Angeles seine Memoiren schreiben will, sich dann in den Träger des T-Shirts verguckt.
In der Hustler White genannten Geschichte geht es aber nicht um die Kritik einer sexuell eingespannten Ökonomie, sondern so wie in diesem Film könnte es zugehen, wenn Candide, Klaus Mann und Udo Kier Ausflüge auf der Straße unternehmen und dabei gefilmt werden. Nicht die Gesellschaft ist amüsant, sondern der Homosexuelle, der in ihr lebt. Die Regie führenden Rick Castro und Bruce LaBruce halten dabei eine Leichtigkeit durch, die nur in wenigen Momenten in eine Art „Schwulen-Stadl“ mündet. Ansonsten macht sich Hustler White in milder Freundlichkeit über seine Hauptdarsteller lustig.
Kristof Schreuf
Do, 9. bis Mi, 22. Januar, Metropolis, jeweils 22.30 Uhr
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