: Q U E R S P A L T E Katastrophenschutz
■ Militäreinsatz gegen Zählernotstand
Wenn es noch eines Beweises bedurft hätte, daß es sich bei der Volkszählung um eine milliardenschwere Katastrophe handelt - das Verteidigungsministerium hat ihn geliefert. Die Bundeswehr, die außer im „Verteidigungsfall“ nur im Rahmen der Notstandsgesetze und zum Katastrophenschutz aktiv werden darf, soll jetzt die Volkszählung retten. Minister Wörner hat am Donnerstag einer Bitte des Statistischen Bundesamts zugestimmt, nicht nur die gesetzlich verpflichteten Berufs–und Zeitsoldaten und das Zivilpersonal, sondern auch Wehrpflichtige bei der Volkszählung „helfen“ zu lassen. Um den Wehrpflichtigen die „freiwillige Basis“ ihres „ehrenamtlichen“ Einsatzes schmackhaft zu machen, locken für zählende Rekruten geradezu luxuriöse Vergünstigungen: Sonderurlaub im „erforderlichen Umfang“ - da beim Militär meist nur „rechts zwo drei vier“ gezählt wird, dürfte der sich in die Länge ziehen. Dazu eine von Kommune zu Kommune unterschiedliche steuerfreie Aufwandsentschädigung - die Stadt Bonn z.B. zahlt jedem Zählsoldaten rund 400 DM. Befürchtungen, daß der Zähler nach erfolglosem Klingeln zweimal schießt, wurden seitens der Hardthöhe ausgeräumt: die Soldaten werden in Zivil erscheinen. Boris Cornelius
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