: Psychisch kranke Eltern
betr.: „Die Kinder leiden mit“, taz vom 25. 4. 03
Dass deutsche Ärzte sich endlich den Problemen von Kindern schwer kranker Eltern widmen, ist natürlich zu begrüßen. Ärgerlich finde ich allerdings, dass der Schwerpunkt wie selbstverständlich auf die Kinder „körperlich“ kranker Eltern gelegt wird, obwohl die Kinder psychisch kranker Eltern doch mindestens in genauso starkem Maße betroffen sind – wenn nicht sogar in noch stärkerem: Zusätzlich zu den in Ihrem Artikel genannten Problemen der Kinder körperlich kranker Eltern erleben viele Kinder psychisch kranker Eltern, dass aus Scham meistens niemand über die Krankheit der Eltern informiert wird – häufig sogar nicht einmal die eigene Verwandtschaft. Auf Hilfe von außen durch Freunde oder Verwandte können diese Kinder also kaum hoffen. Wenn die Ärzte nicht einspringen, bleiben sie alleine.
Außerdem sind die psychisch kranken Eltern nicht nur damit überfordert, mit der Krankheit offen umzugehen, sondern sie sind aufgrund des Wesens ihrer Krankheit häufig überhaupt nicht mehr dazu in der Lage, ihre Kinder wahrzunehmen, reagieren ungerecht, auf nicht nachvollziehbare Art und Weise oder eben einfach überhaupt nicht. Das ist selbst für Erwachsene kaum erträglich, Kindern in einer solchen Situation nicht zu helfen, halte ich für unverantwortlich.
Hinzu kommt, dass die Kinder psychisch kranker Eltern häufig ihr ganzes Leben lang für ihre Eltern sorgen müssen, ihnen, wenn sie von Ärzten und Psychologen alleine gelassen werden, eine distanzierte Auseinandersetzung mit ihren eigenen Problemen und Bedürfnissen also ein Leben lang kaum oder höchstens viel zu spät möglich ist. Um auch den Kindern von psychisch Kranken ein normales eigenes Leben zu ermöglichen, sollte „Cosip“ in „Cosmip“ umbenannt werden: Children of somatically or mentally ill parents. Oder eben einfach „Cip“. ANGELA PETZ, Hamburg