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Prozess um AdoptionsantragMercy für Madonna

Der Popstar darf doch ein zweites Kind aus Malawi adoptieren. Das entschied der Oberste Gerichtshof des Landes. Madonna ist happy, aber mehrere NGOs sehen das Recht für eine Prominente gebeugt.

Madonna in Malawi - auf der Suche nach Patchworkfamiliennachwuchs. Bild: ap

BLANTYRE ap | Erfolg für Madonna im zweiten Anlauf: Die Popdiva darf nun doch ein weiteres Kind aus Malawi adoptieren. Das höchste Gericht des Landes gab Madonnas entsprechendem Antrag am Freitag statt. Die 50-Jährige will die drei Jahre alte Chifundo "Mercy" James in ihre Familie aufnehmen. Deren Mutter ist kurz nach der Geburt im Alter von 18 Jahren gestorben. Im April war Madonna in erster Instanz mit ihrem Adoptionsantrag noch gescheitert.

Das Oberste Berufungsgericht erklärte nun, die Vorinstanz habe die veränderten Verhältnisse in der modernen Welt nicht berücksichtigt. Sie hatte geurteilt, die neuen Eltern müssten mindestens 18 Monate in dem Land wohnen, bevor sie ein malawisches Kind adoptieren könnten. Der Oberste Richter Lovemore Munlo sagte dazu, dies sei eine zu enge Rechtsauslegung auf der Grundlage alter Gesetze. "In diesem globalen Dorf kann ein Mensch mehr als einen Wohnort haben", sagte Munlo. Weiter erklärte er, auch Madonnas Engagement für benachteiligte Kinder hätte berücksichtigt werden müssen.

Madonnas Anwalt Alan Chinula sagte, er habe seine Mandantin unmittelbar nach der Entscheidung angerufen. Trotz der frühen Stunde in New York habe Madonna die Nachricht begeistert aufgenommen. Die Adoption sei damit bereits besiegelt, er werde nun die Ausstellung eines Reisepasses für das Kind in die Wege leiten, sagte Chinula.

In der Gerichtsentscheidung hieß es weiter, die drei Richter hätten nur zwei Möglichkeiten für das kleine Mädchen gesehen: "entweder in dem Waisenhaus ohne die Liebe einer Familie zu bleiben und möglicherweise in Armut zu leben oder bei Madonna zu sein, wo ihm Liebe sicher ist". Jedes Kind habe ein Recht auf Liebe.

Vor zweieinhalb Jahren hatte Madonna bereits einen kleinen Jungen aus Malawi adoptiert. Dabei ließ ein Richter die Vorschrift zum Wohnsitz der Adoptiveltern außer Acht. Dennoch zog sich der Adoptionsprozess damals über Monate hin. Seit ihrer Scheidung von Guy Ritchie Ende vergangenen Jahres ist Madonna alleinerziehende Mutter von drei Kindern, neben David aus Malawi ihre leiblichen Kinder Rocco und Lourdes.

Seit Madonnas Adoptionsantrag ist unter den Verwandten Mercys ein Streit ausgebrochen. Die Angehörigen mütterlicherseits stimmten der Adoption zu. Ein Mann, der nach eigenen Angaben der Vater des Mädchens ist, war dagegen, weil er sich selbst um das Kind kümmern wolle. Er hat eingeräumt, Mercy noch nie gesehen zu haben.

Madonna hat eine Hilfsorganisation gegründet, die sich um die Versorgung von Waisenkindern in Malawi kümmert. In dem Land leben mehr als eine Million Waisen, von denen die Hälfte einen Elternteil durch die Immunschwächekrankheit Aids verloren hat. Kinderschutzorganisationen hatten sich besorgt darüber geäußert, dass Gesetze zum Wohl von Kindern wegen der Prominenz des Popstars nicht zum Tragen kämen. So sind Adoptionen für Alleinstehende und Geschiedene in Malawi verboten.

Der Vorsitzende eines Bündnisses von Nichtregierungsorganisationen, das sich gegen Madonnas Vorstoß gewandt hatte, kritisierte, das Gericht setze sich mit der Entscheidung über internationale Abkommen zu Kinderrechten und Adoptionen hinweg. Dies müsse nun aber so hingenommen werden, "denn das Oberste Gericht hat entschieden", sagte Undule Mwkasungula.

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2 Kommentare

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  • FN
    Felix Nagel

    Der Vater sagt das nur weil er Geld schnuppert.

     

    Was mich ankotzt ist das für einen Star mal wieder ausnahmen gemacht werden. Natürlich geht es dem Kind bei M. vermutlich besser -- aber kaum wedelt jemand Mächtiges ergo jemand reiches mit nem Geldbündel sind sich alle Richter und Politiker einig. *würg*

  • BK
    Bernd Kaczmarek

    Wenn der Mann der sich gemeldet hat, wirklich der Vater der kleinen Mercy ist, ist das eine furchtbare Entscheidung. Man sollte Mercy und ihren Vater zusammenleben lassen.