Prozess nach Protestdemonstration: Iran enlässt Französin aus Haft
Nach sechs Wochen Haft ist die 24-jährige Französin Clotilde Reiss nun frei. Die Sprachlehrerin war im Iran inhaftiert worden, weil sie nach den Wahlen an Demonstrationen teilgenommen haben soll.
PARIS dpa/reuters | Die Französin Clotilde Reiss ist mehr als sechs Wochen nach ihrer Festnahme im Iran unter Auflagen aus der Haft entlassen worden. Präsident Nicolas Sarkozy habe mit der jungen Frau telefoniert, teilte der Élyséepalast am Sonntagabend in Paris mit. Es gehe ihr gesundheitlich gut, hieß es. Reiss werde vorläufig in der französischen Botschaft in Teheran untergebracht. Sie dürfe das Land erst nach Abschluss des Prozesses verlassen. Sarkozy dankte der Europäischen Union und Syrien für ihre Unterstützung. Die Höhe der Kaution war zunächst nicht bekannt.
"Wir sind sehr glücklich", sagte ihr Vater Rémi Reiss, der direkt nach der Freilassung mit seiner Tochter telefoniert hat. "Es ist ein großes Ereignis für uns. Jetzt werden wir alles tun, damit sie definitiv freigelassen wird", fügte er hinzu.
Sarkozy lobte ihren Mut und ihre Haltung, mit der sie die Haft überstanden habe. Frankreich fordere weiterhin, dass der Prozess gegen Reiss und die franko-iranische Botschaftsmitarbeiterin Nazak Afshar schnellstens eingestellt werde. Der Prozess sei in keiner Weise zu rechtfertigen, betonte der Élysée. Ein Urteil könnte nach Angaben von Frankreichs Außenminister Berndard Kouchner bereits in den kommenden acht Tagen fallen - oder möglicherweise etwas später.
Die iranische Regierung wirft Reiss Spionage und Verwicklung in die Proteste gegen den iranischen Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad vor. Die junge Französischlehrerin hatte nach dessen umstrittener Wiederwahl am 12. Juni an Demonstrationen teilgenommen. Zudem wurde ihr vorgeworfen, einen Bericht an die Botschaft geschickt zu haben. Reiss war am 1. Juli kurz vor ihrer geplanten Ausreise auf dem Flughafen von Teheran festgenommen worden.
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