: Prozess gegen Wüppesahl begonnen
Exsprecher der AG kritischer Polizisten steht wegen geplanten Raubmords vor Gericht. Wüppesahl will sich erst nach Auftritt des Hauptbelastungszeugen äußern
HAMBURG ap ■ Der ehemalige Sprecher der Arbeitsgemeinschaft kritischer Polizisten Thomas Wüppesahl muss sich seit gestern wegen eines geplanten Raubmords in Hamburg vor Gericht verantworten. Am ersten Prozesstag kündigte sein Verteidiger Peter Wulf an, dass der 49-jährige Kriminalbeamte zunächst zu den Vorwürfen schweigen wolle.
Der Exbundestagsabgeordnete steht vor dem Landgericht Hamburg, weil er einen tödlichen Raub geplant haben soll. Staatsanwalt Peter Stechmann warf ihm gestern vor, dass er einen Geldboten in Berlin überfallen, den Mann „mit einem Genickschuss töten“ und ihm dann mit einem Fleischerbeil die Hand abhacken wollte, um an den festgeketteten Geldkoffer zu kommen. Wüppesahl wollte dabei 400.000 Euro erbeuten. Nach Angaben aus Sicherheitskreisen ist er hoch verschuldet.
Wüppesahl wollte laut Anklage seinen Freund Andreas S. als Komplizen gewinnen. Der Mann, der in der übernächsten Woche als Hauptzeuge vorgeladen ist, sollte für 600 Euro eine Pistole besorgen, ging aber zur Polizei. Wüppesahl wurde bei der Übergabe der Waffe Ende Oktober verhaftet und sitzt seitdem in Haft.
Der Angeklagte, der von 1987 bis 1990 Bundestagsabgeordneter der Grünen und dann fraktionsloser Angeordneter war, muss sich wegen Verabredung zum Mord in Tateinheit mit Raub mit Todesfolge und wegen Verstoßes gegen das Waffengesetz verantworten. In einer Erklärung teilte Anwalt Wulf zu Prozessbeginn mit, dass Wüppesahl sich erst nach der Zeugenaussage von Andreas S. zu Wort melden wolle.
Wüppesahl selbst hatte sich am Donnerstag in der Hamburger Morgenpost zu Wort gemeldet. In einem Brief aus der Untersuchungshaft nennt er die Anklage: „haltloser Spuk“.