Provokation für Apple-Konzern: Deutsche Firma verkauft Mac-Klone
Bislang darf nur Apple Rechner mit OS X-Betriebssystem anbieten. Eine kleine deutsche Firma versucht nun, kompatible Maschinen zu vermarkten.
BERLIN taz Wer einen Mac kaufen möchte, geht zu Apple - so ist es zumindest seit 1997, als Steve Jobs den Versuch des Computerkonzerns offiziell einstellen ließ, seine Technologie auch über Drittfirmen zu vermarkten. Trotzdem machen Klone der Marke mit dem Apfel seit einigen Jahren wieder verstärkt Schlagzeilen. Der Grund ist simpel: Seit 2006 setzt Apple auf ganz normale PC-Hardware-Komponenten und Chips von Intel, wie sie auch in handelsüblichen Windows-Rechnern stecken. Aus Macs, die früher spezielle PowerPC-Chips nutzten, wurden relativ normale PCs, Mac OS X damit zu einem System, das mit einigen Tricks und Kniffen auch zu Windows-Rechnern kompatibel ist.
Die neuen Klone hatten schnell ihren Spitznamen weg: So genannte Hackintoshs verändern entweder das Betriebssystem Mac OS X, um auf Nicht-Macs zu laufen, oder nutzen eine abgeänderte interne Software, damit das Apple-Produkt meint, auf einer korrekten Original-Maschine zu arbeiten. Ganz leicht ist der Bau eines solchen Hackintoshs allerdings nicht: So muss man spezielle Hardware-Komponenten auswählen, die zu Mac OS X kompatibel sind und eventuell auch mit der Software herumdoktern, bis sie tatsächlich läuft. Zudem bewegt man sich in einer rechtlichen Grauzone, ist Mac OS X doch offiziell nur für echte Macs zugelassen und darf nicht verändert werden.
Eine deutsche Firma will es Kunden nun leichter machen, an einen Rechner mit Mac OS X zu gelangen, der nicht von Apple stammt. Das soll den Vorteil haben, dass man nicht mehr von dem Großkonzern abhängig ist, aber trotzdem ein kompatibles Gerät besitzt. Auch die Preise scheinen attraktiv: Ab 500 Euro verkauft PearC, eine derzeit in Gründung befindliche Firma aus Wolfsburg, ihre erweiterbaren Mac-Klone; entsprechende ausbaubare Maschinen sind bei Apple wesentlich teurer, weil nur die Top-Geräte der Mac Pro-Linie entsprechende Gehäuse besitzen.
Noch hat man bei PearC nichts von Apple gehört. In den USA befindet sich ein ähnlicher Mac-Kloner, das Mini-Unternehmen Psystar aus Miami in Florida, hingegen seit vergangenem Sommer in einem Rechtsstreit mit dem Computerkonzern. Während Apple dem kleinen Konkurrenten unter anderem Urheberrechtsverletzung, Markenrechtsmissbrauch und Vertragsverletzung vorwirft, versucht sich Psystar wacker mit einer Gegenstrategie. So verklagte man Apple seinerseits wegen Wettbewerbsverzerrung, was ein Richter allerdings zunächst stoppte. Nach einer letzten Entscheidung aus dieser Woche darf Psystar aber immerhin wegen Urheberrechtsmissbrauch weiterklagen; Apple nutze seine Copyrights widerrechtlich, um gegen Konkurrenten vorzugehen, so die Anwälte der Firma.
Bei PearC fürchtet man sich hingegen aufgrund der anderen Rechtslage hier zu Lande nicht vor Apple. So sei der von dem Konzern verwendete Endbenutzer-Lizenzvertrag (EULA), in dem den Nutzern unter anderem verboten wird, Mac OS X auf Nicht-Apple-Maschinen zu verwenden, ungültig. Der Grund: Diese Regeln würden nur dann zum tatsächlichen Vertragsbestandteil, wenn sie vor dem Kauf der Software vereinbart worden seien. Apple überreiche seinen Nutzern diese Bedingungen aber erst nach dem Kauf. Interessant dürfte allerdings werden, ob der Computerkonzern noch andere Wege findet, gegen PearC vorzugehen. So könnte der Konzern es der Firma schlicht untersagen, Mac OS X zu verkaufen.
Völlig unproblematisch ist die Installation des populären Betriebssystems auf ganz normalen PCs sowieso nicht: So können etwa Updates Probleme mit sich bringen, die nur auf Mac-Hardware abgestimmt wurden. Bei PearC heißt es, man habe bislang noch keine Probleme mit bisherigen Updates gehabt, trotzdem werde man jede Aktualisierung vorab prüfen. Die verkauften Maschinen seien aber so eingerichtet, dass eine unveränderte Version von Mac OS X genutzt werden könne. Wer keinen für das Apple-Betriebssystem vorkonfigurierten Rechner kaufen möchte, kann ihn sich unterdessen auch recht einfach selbst bauen: Im Internet kursieren diverse Anleitungen. Im Selbstbau wird der Klon-Mac dann noch billiger.
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