Schauspielhaus-Verkauf : Provinzposse à la von Welck
Vielleicht haben die Pessimisten Recht. Vielleicht gewinnt das Leben wirklich neue Würze, wenn man es recht kompliziert angeht. „Wir werden geschickt verhandeln müssen, um den Investor zu bewegen, dem Schauspielhaus auch nach 2057 sein Betriebsgebäude zu lassen.“ Eifrig beteuert Kultursenatorin Karin von Welck die Vorteile der entsprechenden Verkaufsentscheidung. Ganz ernsthaft scheint sie zu glauben, sie stünde nach Abtretung der städtischen Eigentumsrechte besser da als zuvor.
Kommentar von PETRA SCHELLEN
Allein, die Fakten liegen anders: Anno 2057 könnte man durchaus die Theaterzufahrt durch ein Einkaufszentrum oder Ähnliches ersetzen. Doch derlei Szenarien diskutiert die Senatorin nicht, die ihre Entscheidung auch nicht begründen mag. Wa-
rum aber tat sie‘s: War‘s böser Wille? Oder nur ein Versehen? Wie peinlich, hatte sie doch etwa den Kunstverein durchaus rechtzeitig von der Liste der Finanzbehörde gestrichen.
Warum aber übersah man das Schauspielhaus? War‘s eine Jux-Idee oder Inspiration für ein neues Stück? Eine Provinzposse vielleicht? Man mag es vermuten, gewinnt der berühmteste Schleudersitz Hamburgs durch derlei Händel doch ganz neue Konturen: Wegen eines Theaterverkaufs hat noch kein Intendant das Handtuch geworfen. Friedrich Schirmer könnte der erste sein.