Proteste in Tibet: Mönche protestieren in Lhasa
Seltene Protestaktion in der tibetischen Haupstadt am Jahrestag des Volksaufstandes. Chinesische Regierung bestätigt Proteste, doch dementiert sie Berichte über Festnahmen.
PEKING/DHARAMSALA/BERLIN rtr/ap/taz Chinesische Sicherheitskräfte haben Medienangaben zufolge in Tibet eine Gruppe demonstrierender Mönche festgenommen. Zwischen 50 und 60 buddhistische Glaubensbrüder seien in der tibetischen Hauptstadt Lhasa von Militär und Polizei festgesetzt worden, als sie für die Freilassung von im vergangenen Jahr inhaftierten Mönche protestiert hätten, berichtete der US-Sender Radio Free Asia am Dienstag. Die Mönche seien am Montag vom Drepung-Kloster außerhalb der tibetischen Hauptstadt Lhasa in Richtung Stadtzentrum marschiert. Es sei unklar, wo hin die Mönche gebracht worden seien, berichtete der Sender unter Berufung auf eine nicht näher bezeichnete Quelle weiter.
Der Gouverneur der tibetischen Autonomieregierung, Champa Phuntsok, bestätigte am Dienstag gegenüber AP einen Protest von rund 300 Mönchen. Doch sei die Demonstration ohne Zwischenfälle aufgelöst worden. Einige Demonstranten seien von Polizei verhört und unmittelbar danach wieder freigelassen worden. Phuntsok bestätigte auch eine weitere Protestaktion von neun Mönchen, die bei einem Kloster Slogans gerufen hätten. Beide Vorfälle spielte er herunter. "Es ist nichts", sagt er am Rande der Plenartagung des Nationalen Volkskongresses in Peking. Das Kloster Drepung wurde am Dienstag von Sicherheitskräften abgesperrt.
Am Montag hatten tibetische Bürgerrechtler am 49. Jahrestag des gewaltsam niedergeschlagenen Volksaufstandes gegen die chinesische Besatzung mit weltweiten Protestaktionen auf die Lage ihres Volkes aufmerksam gemacht. Wenige Monate vor Beginn der Olympischen Spiele in Peking starteten sie im griechischen Olympia einen Fackellauf. Vom nordindischen Dharamsala, dem Sitz der tibetischen Exilregierung, startete ein Protestmarsch in Richtung Peking. Am Dienstag setzten sich etwa einhundert Exiltibeter über ein Verbot der indischen Behörden hinweg und setzten den Marsch Richtung Grenze fort.
120.000 Tibeter leben im indischen Exil - unter ihnen auch ihr geistliches Oberhaupt, der Dalai Lama. Er strebt eine größere Autonomie für Tibet an. China betrachtet den Friedensnobelpreisträger von 1989 als Separatisten. HAN
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