Proteste in Italien: Angespannte Lage vor G-8-Gipfel
Polizei startet Verhaftungswelle gegen Aktivisten, die bereits im Mai demonstrierten. In Rom gibt es militante Aktionen, in L'Aquila bleiben Bars geschlossen.
ROM taz | Eine große Verhaftungswelle am Montag, dazu erste Protestaktionen am Dienstag in Rom erhöhen im Vorfeld die Spannung rund um den am Mittwoch beginnenden G-8-Gipfel in L'Aquila. In Turin, Bologna, Padua und L'Aquila rückten am frühen Morgen Polizeibeamte der Staatsschutzabteilung Digos aus, um insgesamt 23 Personen zu inhaftieren.
Den Studenten und Aktivisten der "antagonistischen" Linken aus den besetzten Autonomen Zentren wird zur Last gelegt, sie seien an den Ausschreitungen beteiligt gewesen, die am 19. Mai in Turin den G-8-Gipfel der Rektoren begleitet hatten. Damals waren etwa 3.000 Studenten auf die Straße gegangen; ihr Versuch, in die "Rote Zone" rund um den Rektoren-Gipfel einzudringen, hatte in einer Straßenschlacht mit der sehr aggressiv auftretenden Polizei geendet.
Just zwei Tage vor Beginn des G 8 präsentierte nun die Staatsanwaltschaft Turin die Rechnung: 21 Haftbefehle wegen schwerer Körperverletzung und Widerstands gegen die Staatsgewalt. Die Verhaftungsaktion wurde durchgezogen, als habe es sich um hochgefährliche Terroristen gehandelt: eingetretene Türen in Privatwohnungen und zwei Autonomen Zentren in Turin und Padua sowie gezückte Pistolen. In allen Haftbefehlen weist die Staatsanwaltschaft explizit auf die "Wiederholungsgefahr während des G-8-Gipfels" hin.
In Rom kam es am Dienstag zu ersten militanten Anti-G-8-Aktionen. Etwa 150 Demonstranten zogen durch die Stadt, entzündeten Autoreifen und Müllcontainer. Eine andere Gruppe blockierte für kurze Zeit den Verkehr auf der Stadtautobahn am Abzweig zur Autobahn Rom-L'Aquila. Bis zum Mittag meldete die Polizei 36 Festnahmen. Unter den Festgenommenen befinden sich zwei Deutsche und sechs weitere Ausländer.
Die steigende Nervosität ist auch in L'Aquila zu spüren. Obwohl dort erst für den Freitag eine große Anti-G-8-Demonstration angekündigt ist, haben zahlreiche Geschäfte, Bars und Restaurants für die Gipfeltage geschlossen. In L'Aquila selbst meldete die Polizei die Festnahme von fünf Franzosen, in deren Fahrzeug Baseballschläger und Eisenstangen gefunden worden seien. Später wurden die fünf auf freien Fuß gesetzt und aufgefordert, das Gebiet von L'Aquila zu verlassen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Anschlag in Magdeburg
Bis Freitag war er einer von uns
Elon Musk und die AfD
Die Welt zerstören und dann ab auf den Mars
Magdeburg nach dem Anschlag
Atempause und stilles Gedenken
Analyse der US-Wahl
Illiberalismus zeigt sein autoritäres Gesicht
Biden hebt 37 Todesurteile auf
In Haftstrafen umgewandelt
Jahresrückblick Erderhitzung
Das Klima-Jahr in zehn Punkten