Proteste in Birma: Mönche demonstrieren wieder
Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch wirft den Streitkräften in Birma die Zwangsrekrutierung von Kindersoldaten vor. Indes gingen erneut Mönche auf die Straße.
RANGUN/OSLO dpa Erstmals seit der blutigen Niederschlagung der friedlichen Proteste in Birma vor gut einem Monat sind erneut buddhistische Mönche auf die Straße gegangen. Trotz des strikten Demonstrationsverbots marschierten die rund 200 Männer in den roten Roben am Mittwoch in Dreierreihen rund eine Stunde lang durch die zentralbirmanische Stadt Pakokku und beteten. Nach Angaben von Augenzeugen schritten die Sicherheitskräfte nicht ein.
In Pakokku hatten die September-Proteste ihren Ausgang genommen, die dann zu den größten Demonstrationen gegen das Militärregime seit fast 20 Jahren wurden. Einer der Teilnehmer kündigte im Exilsender "Demokratische Stimme von Birma" weitaus größere Proteste an.
"Wir möchten die Menschen beschwören, keine Angst zu haben", sagte er nach Angaben des in Oslo betriebenen Senders. "Wir tun dies für die Zukunft unseres Landes." Der Mönch bezeichnete den Protest als Fortsetzung der September-Demonstrationen. "Wir verlangen niedrigere Rohstoffpreise, eine nationale Versöhnung und die sofortige Freilassung von (Oppositionsführerin) Aung San Suu Kyi sowie aller anderen politischen Gefangenen", sagte er nach Angaben des Senders.
Pakokku, 30 Kilometer nordöstlich von Bagan, gilt als religiöses Zentrum in Birma. Dort hatten die Proteste im September begonnen, die sich dann schnell im ganzen Land ausbreiteten. Hunderttausende demonstrierten, angeführt von den Mönchen. Die Armee ging am 26. und 27. September mit Schlagstöcken, Tränengas und Maschinengewehren gegen die Menschen vor. 10 kamen nach offiziellen Angaben ums Leben. Menschenrechtler gehen von mindestens 200 Toten aus.
Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) prangerte unterdessen den Missbrauch von Kindern als Soldaten in Birma an. Einige seien nicht älter als zehn Jahre, berichtete die Organisation am Mittwoch in New York (hrw.org). Im Auftrag der birmesischen Regierung betrieben zivile Vermittler praktisch einen Handel mit Kindern, um genügend Soldaten für die bewaffneten Streitkräfte des Landes zu bekommen. Die Zwangsrekrutierer erhalten den Angaben zufolge für jeden neu angeworbenen Soldaten Bargeld und andere Zuwendungen.
Ein Junge berichtete der Menschenrechtsorganisation, er sei mit elf Jahren zwangsweise zum Militärdienst verpflichtet worden. In den Rekrutierungszentren machen die Vermittler laut HRW regelmäßig falsche Angaben, um das gesetzliche Mindestalter von 18 Jahren zu umgehen. Insgesamt würden tausende Kinder in der Armee eingesetzt.
"Die Brutalität der birmesischen Militärregierung geht über ihr gewalttätiges Vorgehen gegen friedliche Demonstranten hinaus", sagte HRW-Kinderrechtsexpertin Jo Becker. Auch regierungsunabhängige bewaffnete Gruppen verpflichten ihren Angaben zufolge Kinder, allerdings in einem wesentlich geringeren Ausmaß. Nach Angaben von HRW will sich eine Arbeitsgruppe des UN-Sicherheitsrats im November mit den Vorwürfen befassen.
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