Proteste gegen Neonazis: "Flashmob" zu leise?
Rund einhundert Menschen trafen sich vor dem Reichstag zum stillen Gedenken an die Opfer der rechtsextremen Terrorgruppe. Lautere Proteste sollen folgen.
Gut einhundert Menschen trafen sich am Sonntag vor dem Reichstag zu einem "Silent Flashmob" zum Gedenken an die Opfer der jüngst entdeckten rechtsextremen Mordserie. Um Punkt 15 Uhr legten die TeilnehmerInnen auf der Wiese vor dem Parlament weiße Rosen und Zettel mit den Namen der Getöteten nieder. MigrantInnenselbstorganisationen und Einzelpersonen hatten über das Internet zu der Aktion aufgerufen.
Anders als bei einer ersten, von der Türkischen Gemeinde Deutschland (TGD) am vergangenen Sonntag einberufenen Mahnwache vor dem Brandenburger Tor überstieg diesmal die Zahl der Teilnehmer die der anwesenden Fernsehkameras. Auch weniger Politprominenz kam: Die Grünen-Abgeordneten Canan Bayram und Özcan Mutlu, Jan Stöß, Vorsitzender und Stadtrat der SPD in Friedrichshain-Kreuzberg sowie Kenan Kolat, der TGD-Sprecher.
"Wo ist Klaus?"
Dafür waren unter den TeilnehmerInnen viele junge Berliner Einwanderernachkommen - die die Abwesenheit der Politprominenz durchaus wahrnahmen: "Wo ist Klaus?", fragte einer, der selbst in der SPD ist - er meinte seinen Parteivorsitzenden und Regierenden Bürgermeister Wowereit. Die "Vertreter der oberen Parteietagen" dächten wohl, sie hätten mit einer symbolischen Beileidsbekundigung "ihre Pflicht schon getan", vermutete der junge aus der Türkei stammende Berliner.
"Silent Flashmobs" und Mahnwachen seien vielleicht nicht der richtige Weg, den Protest gegen Rassismus in eine breitere Öffentlichkeit zu tragen, hieß es deshalb am Rande der Veranstaltung. Und so wurde bereits am Ende des "Silent Flashmob" über künftige Protestformen mit größerem Aufmerksamkeitseffekt nachgedacht.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
„Edgy sein“ im Wahlkampf
Wenn eine Wahl als Tanz am Abgrund verkauft wird
Denkwürdige Sicherheitskonferenz
Europa braucht jetzt Alternativen zu den USA
Tabubruch der CDU
Einst eine Partei mit Werten
Verlierer der Wahlrechtsreform
Siegerin muss draußen bleiben
Tod von Gerhart Baum
Einsamer Rufer in der FDP-Wüste
+++ Nachrichten zur Ukraine +++
Gespräche bei der Sicherheitskonferenz