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Proteste an den UnisStudis wollen weiter streiken

Eigentlich sollte der bundesweite Bildungsstreik am Freitag enden. Er war so erfolgreich, dass manche Studenten nächste Woche weitermachen wollen.

Demos vor der Berliner Charité. Bild: dpa

BERLIN taz | Zum Abschluss ihres fünftägigen Protestes sind die streikenden SchülerInnen und StudentInnen am Freitag noch einmal in die Vollen gegangen.

Rund 500 Demonstranten haben am Vormittag den Eingang der ständigen Landesvertretung von Baden-Württemberg blockiert. Dort sollte die Kultusmininisterkonferenz (KMK) stattfinden. Doch viel zu behindern gab es nicht. Einer Mitarbeiterin der Landesvertretung zufolge haben die Minister ihre Konferenz bereits am Vorabend beendet. "Die haben wohl Angst vor uns", vermutete Paula Rauch, 16-jährige Schülerin und Mitorganisatorin des Bildungsstreiks.

Auch in anderen Städten setzten die Schüler und Studenten ihren Protest fort. In Heidelberg besetzten 500 Studenten das Rektorat der dortigen Universität. Zu weiteren Institutsbesetzungen kam es in Jena, Marburg, Halle und Frankfurt am Main. Für Samstag planen die Streikenden in Düsseldorf eine weitere Demonstration.

Eigentlich sollte der bundesweite Bildungsstreik am Freitag enden. Es bleibe jedoch den Streikenden vor Ort überlassen, ob und in welcher Form sie ihren Protest fortführen wollen, sagte Tobias Schumann vom Aktionsbündnis. Insgesamt hätten sich rund 280.000 Schüler und Studenten am Bildungsstreik beteiligt, heißt es vom Aktionsbündnis. Auch für Johanna Völker, mitorganisierende Studentin aus Leipzig, war die Woche ein voller Erfolg. Das Anliegen der StudentInnen und SchülerInnen sei in der Bevölkerung angekommen. Zudem habe Bildungsministerin Annette Schavan (CDU) angekündigt, noch im Juli eine sogenannte Bologna-Konferenz einzuberufen. Den Studierenden und SchülerInnen sei versichert worden, dass sie ebenfalls eingeladen werden. "Uns war klar, dass wir in einer Woche nicht alle unsere Forderungen durchgesetzt bekommen", sagte Völker. Für den Anfang könnten sich die Ergebnisse aber sehen lassen. Völker kündigte an, dass der Protest im Herbst fortgeführt werde, falls es zu keinen nennenswerten Ergebnissen kommen sollte.

Positiv überrascht über den Protestverlauf zeigte sich auch der emeritierte Politikprofessor Peter Grottian von der Freien Universität Berlin. "Nach den Montagsdemos gegen Hartz IV war der Bildungsstreik die größte soziale Bewegung der vergangenen Jahre", sagte Grottian. "Das ist schon eine tolle Leistung."

Enttäuscht zeigte er sich über die Reaktionen der Politik. Von der CDU-Bildungsministerin Schavan habe er nur herablassende Bemerkungen vernommen - sie hatte den Streik als "ewiggestrig" bezeichnet. "Diese Frau kennt sich in Forschungsküchen aus, aber nicht mit Studierenden", sagte Grottian. Und die SPD habe sich überhaupt nicht verhalten. "Das ist schon erbärmlich", sagte Grottian.

Pedram Shahyar von Attac zeigte sich ebenfalls beeindruckt und sprach von einer "neuen Protestkultur". Anders als bei vergangenen Unistreiks könnten es sich Studenten angesichts der verschärften Studienbedingungen heute nicht mehr leisten, über Wochen hinweg durchzustreiken. Umso "koordinierter" hätten sie diesen einwöchigen Bildungsstreik organisiert, sagte Shahyar. Dieser sei "keinesweg weniger effektiv" gewesen.

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16 Kommentare

 / 
  • J
    Johanna

    Die Forderungen sind glasklar, sie standen schon vor der Streikwoche selbst lange deutlich im Internet. Somit kann sich jeder Bildungspolitiker und Wissenschaftler für die Umsetzung stark machen und sich niemand mehr herausreden, etwas sei uneinheitlich, ihm unklar oder er habe nichts gewusst. Die Fehler des Bildungssystem sind allen bewusst, jetzt heißt es Verantwortung und Geld in die Hand nehmen und Punkt für Punkt schnell abbauen. Bildung kann nicht warten, da sie für Menschen und Demokratie essentiell ist, 10 Jahre diktatorisches verschultes Bologna-Modell und dauerhafte Bildungsmissstände sind zu viel, wir wollen eine kluge Gesellschaft und Politik, daher sind konstant weitere friedliche und geeignete Aktionen notwendig.

  • B
    Bonn

    Hart bleiben.

  • A
    Axel

    Zahlen sprechen lassen und um der Verantwortung von CDU/SPD wissen:

     

    »Die Hypo Real Estate hat 102 Milliarden Euro bekommen, während der gesamte Hochschuletat nur 18 Milliarden Euro beträgt«

     

    Da klingen vielen Münteferings Worte zu den Bildungsstreiks auf dem Juso-Bundeskongreß, "man müsse die Forderungen der jungen Leute aufnehmen" und "Bildung ist Menschenrecht, ganz vornean" wie Hohn

    - und die Jusos klatschen brav Beifall.

  • B
    Bääääääärrrrk!!!

    Träumt weiter, von wegen ERFOLG, diese Politpappnasen insbesondere CDU SCHAVAN lassen ein bischen Zeit vergehen und das war's!

    In drei Wochen ist eh alles vergessen, für die Medien und die Öffentlichkeit und somit für die Parteibuchbonzen.

    WEITER STREIKEN!!! So lange bis die POLIT-LOBBYISTEN-KNECHTE kalte Füsse kriegen, sonst passiert da null und gar nichts.

  • B
    buckelwal

    Einige Forderungen könnte übrigens auch sein:

     

    1. In jeder Schul-Kantine, Hochschul-Mensa etc. nur noch Produkte zuzulassen, die mindestens entweder ein Bio-Siegel haben, oder ein Fair-Trade Siegel

     

    2. Schulen und Hochschulen sollen ihren Strom nur von echten 'sauberen' Öko-Strom-Anbietern beziehen

     

    3. Schulen und Hochschulen sollen ihre Gebäude, ggf. auch mithilfe von SchülerInnen und Studis energetisch sanieren, z. B. Geothermie-Wärmesonden/pumpen, Wärmedämmung, Wintergartenvorbauten, gut isolierende Fenster und Solaranlagen.

     

    4. Umwandlung von Parkplätzen in Schul- und Hochschulnähe in Grünflächen, oder zumindest eine begehbare Grünalage auf dem Dach von Parkhäusern etc. in Schul- und Hochschulnähe.

     

    5. Schul- und Hochschul-Lehrende (Prof.s etc.), die mit schlechtem Beispiel in Sachen soziale oder ökologische Nachhaltigkeit vorangehen, z. B. durch spritfressende große & schwere Pkw, sind als solche öffentlich in Schul-/Hochschul-Versammlungen zur Rechenschaft zu ziehen, z. B. durch Strafzahlungen in eine Kasse, die der Schule/Hochschule zugute kommt und demokratisch von SchülerInnen/Studierenden mitverwaltet wird.

  • F
    Friedrich

    Freie Bildung.

     

    Das ist die einzige Ressource, die Deutschland noch bleibt.

     

    Hoffentlich erkennen das auch die Damen und Herren Politiker.

  • G
    Gabriel

    Die erste Streikwoche ist ein großer Erfolg, die Studenten waren ungeheuer

    kreativ und erhielten erste Aufmerksamkeit, so muss es weiter gehen, großes

    Kompliment.

     

    Warum wurde noch keine Studentenpartei gegründet, die sehr

    erfolgreich sein dürfte. So etwas gab es schon einmal, mit sehr weitreichendem

    Parteiprogramm, auch wenn es aktuell zunächst um die miserable Bildungspolitik

    im Land geht: de.wikipedia.org/wiki/Deutsche_Studentenpartei

     

    Eine Studenten-

    und Akademikerpartei wahrhaft intellektueller Politiker vorwiegend aus der

    Wissenschaft hätte durchaus großes Potential. Schon das Parteiprogramm von Beuys

    war sehr umfangreich und mit gesellschaftlich verantwortungsvoll vor allem

    denkenden aber auch handelnden Politikern dürfte man in jedem Fall ein

    Konkurrenzergebnis zu den bisher etablierten kleinen Parteien Grüne, Liberale,

    Linke erzielen. Denn Zielgruppe sind nicht nur Studenten, sondern auch bereits

    berufstätige unzufriedene Akademiker mit gesamtgesellschaftlichem

    Verantwortungsbewusstsein, insbesondere auch hinsichtlich Bildungssystem, und

    das sind nicht wenige. Hauptziel sollte eine Intellektualisierung der Politik im

    BT sein, so dass Probleme erst umfassend interdisziplinär öffentlichkeitswirksam

    diskutiert werden, bevor sie verabschiedet und wie heute dann die schlechten

    Resultate stets erst wieder aufwendig korrigiert werden müssen.

  • J
    JaK

    zur Situation in Heidelberg siehe http://tinyurl.com/kuedo5

  • J
    Johanna

    Die Forderungen sind glasklar, sie standen schon vor der Streikwoche selbst lange deutlich im Internet. Somit kann sich jeder Bildungspolitiker und Wissenschaftler für die Umsetzung stark machen und sich niemand mehr herausreden, etwas sei uneinheitlich, ihm unklar oder er habe nichts gewusst. Die Fehler des Bildungssystem sind allen bewusst, jetzt heißt es Verantwortung und Geld in die Hand nehmen und Punkt für Punkt schnell abbauen. Bildung kann nicht warten, da sie für Menschen und Demokratie essentiell ist, 10 Jahre diktatorisches verschultes Bologna-Modell und dauerhafte Bildungsmissstände sind zu viel, wir wollen eine kluge Gesellschaft und Politik, daher sind konstant weitere friedliche und geeignete Aktionen notwendig.

  • B
    Bonn

    Hart bleiben.

  • A
    Axel

    Zahlen sprechen lassen und um der Verantwortung von CDU/SPD wissen:

     

    »Die Hypo Real Estate hat 102 Milliarden Euro bekommen, während der gesamte Hochschuletat nur 18 Milliarden Euro beträgt«

     

    Da klingen vielen Münteferings Worte zu den Bildungsstreiks auf dem Juso-Bundeskongreß, "man müsse die Forderungen der jungen Leute aufnehmen" und "Bildung ist Menschenrecht, ganz vornean" wie Hohn

    - und die Jusos klatschen brav Beifall.

  • B
    Bääääääärrrrk!!!

    Träumt weiter, von wegen ERFOLG, diese Politpappnasen insbesondere CDU SCHAVAN lassen ein bischen Zeit vergehen und das war's!

    In drei Wochen ist eh alles vergessen, für die Medien und die Öffentlichkeit und somit für die Parteibuchbonzen.

    WEITER STREIKEN!!! So lange bis die POLIT-LOBBYISTEN-KNECHTE kalte Füsse kriegen, sonst passiert da null und gar nichts.

  • B
    buckelwal

    Einige Forderungen könnte übrigens auch sein:

     

    1. In jeder Schul-Kantine, Hochschul-Mensa etc. nur noch Produkte zuzulassen, die mindestens entweder ein Bio-Siegel haben, oder ein Fair-Trade Siegel

     

    2. Schulen und Hochschulen sollen ihren Strom nur von echten 'sauberen' Öko-Strom-Anbietern beziehen

     

    3. Schulen und Hochschulen sollen ihre Gebäude, ggf. auch mithilfe von SchülerInnen und Studis energetisch sanieren, z. B. Geothermie-Wärmesonden/pumpen, Wärmedämmung, Wintergartenvorbauten, gut isolierende Fenster und Solaranlagen.

     

    4. Umwandlung von Parkplätzen in Schul- und Hochschulnähe in Grünflächen, oder zumindest eine begehbare Grünalage auf dem Dach von Parkhäusern etc. in Schul- und Hochschulnähe.

     

    5. Schul- und Hochschul-Lehrende (Prof.s etc.), die mit schlechtem Beispiel in Sachen soziale oder ökologische Nachhaltigkeit vorangehen, z. B. durch spritfressende große & schwere Pkw, sind als solche öffentlich in Schul-/Hochschul-Versammlungen zur Rechenschaft zu ziehen, z. B. durch Strafzahlungen in eine Kasse, die der Schule/Hochschule zugute kommt und demokratisch von SchülerInnen/Studierenden mitverwaltet wird.

  • F
    Friedrich

    Freie Bildung.

     

    Das ist die einzige Ressource, die Deutschland noch bleibt.

     

    Hoffentlich erkennen das auch die Damen und Herren Politiker.

  • G
    Gabriel

    Die erste Streikwoche ist ein großer Erfolg, die Studenten waren ungeheuer

    kreativ und erhielten erste Aufmerksamkeit, so muss es weiter gehen, großes

    Kompliment.

     

    Warum wurde noch keine Studentenpartei gegründet, die sehr

    erfolgreich sein dürfte. So etwas gab es schon einmal, mit sehr weitreichendem

    Parteiprogramm, auch wenn es aktuell zunächst um die miserable Bildungspolitik

    im Land geht: de.wikipedia.org/wiki/Deutsche_Studentenpartei

     

    Eine Studenten-

    und Akademikerpartei wahrhaft intellektueller Politiker vorwiegend aus der

    Wissenschaft hätte durchaus großes Potential. Schon das Parteiprogramm von Beuys

    war sehr umfangreich und mit gesellschaftlich verantwortungsvoll vor allem

    denkenden aber auch handelnden Politikern dürfte man in jedem Fall ein

    Konkurrenzergebnis zu den bisher etablierten kleinen Parteien Grüne, Liberale,

    Linke erzielen. Denn Zielgruppe sind nicht nur Studenten, sondern auch bereits

    berufstätige unzufriedene Akademiker mit gesamtgesellschaftlichem

    Verantwortungsbewusstsein, insbesondere auch hinsichtlich Bildungssystem, und

    das sind nicht wenige. Hauptziel sollte eine Intellektualisierung der Politik im

    BT sein, so dass Probleme erst umfassend interdisziplinär öffentlichkeitswirksam

    diskutiert werden, bevor sie verabschiedet und wie heute dann die schlechten

    Resultate stets erst wieder aufwendig korrigiert werden müssen.

  • J
    JaK

    zur Situation in Heidelberg siehe http://tinyurl.com/kuedo5