Protestaktion Mieterverein: Mieter sollen Markt erforschen
Mieterverein hält viele leere Wohnungen für unvermietbar.
Gibt es sie tatsächlich, die über 100.000 leer stehenden Wohnungen, die angeblich für einen entspannten Wohnungsmarkt sorgen? Nein, meint der Berliner Mieterverein. Denn nach seiner Einschätzung sind viele davon nicht vermietbar. Um das zu belegen, ruft er dazu auf, ihm leere Wohnungen zu melden und deren Zustand zu beschreiben. Die Ergebnisse sollen die Haltung des Senats ins Wanken bringen, es gebe keinen Mangel.
Mitte 2008 standen nach einer Stromzähleranalyse von Vattenfall 108.000 Wohnungen mindestens sechs Monate leer. Für die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung ist das eine gute Basis, um Forderungen nach Neubauten oder mehr Mieterschutz zurückzuweisen. "Es gibt in keinem Bezirk eine Verknappung von Wohnraum", erklärt die Sprecherin der Verwaltung, Manuela Damianakis.
Mietervereinschef Franz-Georg Rips hingegen sieht "mit Sorge, dass die Mieten bei Neuvermietungen stark gestiegen sind". Laut Grünen-Bauexperte Andreas Otto drohen soziale Härten: In der Innenstadt werde bezahlbarer Wohnraum knapp, der Senat dürfe nicht tatenlos zusehen. Auch der Wohnungsmarktbericht der Investitionsbank Berlin deutet - wenn auch verklausuliert - "erhebliche Defizite in bezug auf die Marktgängigkeit" der leeren Wohnungen an.
Laut Sprecherin Damianakis sieht die Senatsverwaltung mit den Bezirken "sehr genau" auf den Leerstand. Dem Mieterverein ist das zu wenig. Er nennt es "Nothilfe", wenn er nun die Bürger auf Leerstandserhebung schickt. Über sein Mietermagazin und seine Internetseite will er einen Fragebogen verbreiten. Das ganze sei keine wissenschaftliche, sondern eine politische Aktion, sagen die Vereinsoberen. Wenn aber bei den 1.000 erhofften Rückmeldungen ein großer Teil Wohnungen als unvermietbar beschrieben wird, könne man sehr wohl eine klare Tendenz benennen. STEFAN ALBERTI
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