Protest: Museumsreife Arbeitgeber
Das Technikmuseum entlässt zahlreiche seiner zumeist studentischen Kundenbetreuer. Die bekamen nur Niedriglöhne. Die Belegschaft hat mittlerweile einen Betriebsrat gegründet. Am Freitag wird vor dem Ausstellungsgebäude demonstriert.
Das Technikmuseum ist ein fester Punkt auf der Agenda der Berlin-BesucherInnen aus aller Welt. Doch am Freitag könnte manchem Gast schon vor dem Museum ein Spektakel der besonderen Art geboten werden. Um 11 Uhr soll auf der Anhalter Brücke vor dem Museumseingang eine Kundgebung stattfinden. Damit soll auf die prekäre Lage der in dem Museum beschäftigten KundenbetreuerInnen aufmerksam gemacht werden.
Ende November waren die Arbeitsverträge von 20 MitarbeiterInnen nicht verlängert worden. Zum 31. März sollen weitere 50 entlassen werden. Bei der zu 95 Prozent studentischen Belegschaft regt sich nun Widerstand. Im Januar wurde ein Betriebsrat gewählt. Vor einer Woche trat erstmals eine Betriebsversammlung zusammen. Das sei ein großer Erfolg für die Belegschaft, sagt Ver.di-Gewerkschaftssekretär Jürgen Stahl. Erst nach zweimonatigen Gerichtsstreitigkeiten mit der T&M Technik und Museum Marketing GmbH, der für die Kundenbetreuer zuständigen Tochterfirma der Museumsstiftung, durfte der Betriebsrat loslegen.
Ver.di sieht in dem Konflikt auch den Senat gefordert. So soll dem für Kultur zuständigen Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit nach dessen Osterurlaub eine Resolution übergeben werden, in der der Erhalt aller Arbeitsplätze und die Weiterbeschäftigung der 180 MitarbeiterInnen der T&M GmbH gefordert wird. Das Museum wird zu einem großen Teil aus Landeszuschüssen finanziert.
Bei den von Entlassung Betroffenen könnte der Verlust ihres Jobs zur Aufgabe des Studiums führen, weil sie auf das Geld angewiesen sind, fürchtet der Gewerkschaftler. Und die Restbelegschaft werde zusätzlich belastet. Schon bisher sei das Arbeitspensum an besucherintensiven Tagen kaum zu bewältigen, betont Stahl. Während der Osterfeiertage mussten Leiharbeiter der Sicherheitsfirma Securitas zur Aufrechterhaltung des Betriebs herangezogen werden.
Museumssprecherin Ulrike Andres bestätigte diese Personalausleihe. Das sei allerdings nur eine Übergangslösung. Da die studentischen Kräfte maximal zwei Jahre angestellt waren, habe es eine starke Fluktuation gegeben. Deshalb erarbeite das Museum nun ein neues Konzept für die Besucherbetreuung, argumentiert Andres. Dass das bei den Betroffenen kaum auf Gegenliebe stößt, weiß man auch in der Museumsleitung. Einige Betroffene hätten bereits Klage eingereicht, bestätigt Andres.
Dabei wären die gezahlten Löhne den Ärger kaum wert. Nur 6 Euro bekommen die meisten BesucherbetreuerInnen. SPD und Linkspartei haben erst vor kurzem die Zahlung des Mindestlohns von 7,50 Euro pro Stunde zur Voraussetzung für die Vergabe von öffentlichen Aufträgen gemacht.
Die Beschäftigten haben mittlerweile nicht nur die Hilfe der Gewerkschaft. Die heutige Kundgebung wird auch von dem Berliner Mayday-Bündnis unterstützt, dass sich den Kampf gegen prekäre Arbeitsverhältnisse auf die Fahnen geschrieben hat.
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