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Protest gegen KündigungHungern für einen Proberaum

Eine Musikerin beginnt einen Hungerstreik, weil ihrer Band der Probekeller unterm Kato-Club gekündigt wurde. Grund: Die Macher des Lido-Clubs bauen das Gebäude um.

Es ist still geworden am Schlesischen Tor. Das Kato, für viele Punk- und Gothicfans einer der wichtigsten Clubs in Berlin, musste nach 17 Jahren schließen. Jetzt soll es wieder Livemusik geben unter dem Hochbahnhof in Kreuzberg. Die Betreiber des nahen Lido-Clubs haben die Räume angemietet und wollen einen neuen Club eröffnen. Doch es gibt ein Problem: Eine Band will den Proberaum im Keller nicht verlassen. Die Lido-Betreiber wollen dort den Backstagebereich einrichten.

Isabel Nagy, Sängerin der Band Transsylvanians, ist nun in Hungerstreik getreten. Sie hungert dafür, dass der 50 Quadratmeter große Raum ein Proberaum bleibt. "Seit 15 Jahren proben die Transsylvanians hier", sagt Nagy. "Jetzt wird alles zerstört." Sie hat die neuen Betreiber unter Tränen angefleht. Als das nichts nützte, fing sie an zu hungern. "Der Proberaum ist unser zweites Zuhause. Wir werden hier nicht weggehen", sagt die 36-jährige Sängerin der Band, die ungarischen Speedfolk spielt.

Davis Gruber vom Lido hält den Streik für eine völlig überzogene Aktion. Es sei gar nicht möglich, den Proberaum zu erhalten. Der neue Mietvertrag erlaube es nicht, die Räume unterzuvermieten. "Der Backstagebereich musste in den Keller verlegt werden, weil dort, wo er bisher war, ein neuer Notausgang geschaffen werden muss." Das bestätigt auch der ehemalige Kato-Betreiber Reimund Thörnig. "Auch wir hätten die Hälfte des Backstagebereichs in einen Fluchtweg umwandeln müssen." Thörnig sieht keine Alternative. Eigentümerin des Kato ist die BVG.

Im Kultclub Kato hatte es schon länger Probleme gegeben. "Das Drama fing im Februar 2009 an", berichtet Thörnig. Bauaufsicht und TÜV nahmen den Club ins Visier, nachdem herauskam, dass gegen Sicherheitsbestimmungen verstoßen wurde - der Betreiber ließ zu viele Gäste hinein. "Der TÜV stellte fest, dass die Fluchtwege für 300 Gäste ausreichen", so Thörnig. "Doch es kamen manchmal 500." Ein Neubau wäre nötig gewesen, ihm ging jedoch finanziell die Luft aus. Thörnig sagt, ihm sei nichts anderes übrig geblieben, als den Vertrag zu kündigen.

80 Musiker haben im Kellerraum einst geübt. Sie haben ihre Namen an die Wände geschrieben, bevor sie gegangen sind. Die Bands hätten neue Proberäume gefunden, versichert Gruber vom Lido. Jetzt sind nur noch dieTranssylvanians da. Ihre Instrumente stehen noch in der Mitte des dunklen Raums.

Nach eigenen Angaben hungert Sängerin Nagy seit 14 Tagen. Allerdings nicht im Probekeller, sondern zu Hause. "Ich habe schon einmal gefastet, deswegen weiß ich, dass ich das kann." Sie würde nur jeden Morgen etwas trinken. Bisher sieht man ihr die Enthaltsamkeit kaum an.

Nach einem neuen Probeort will sich Nagy nicht umsehen. "Ich muss sofort anfangen zu weinen, wenn ich auch nur daran denke, etwas herauszutragen." Vor kurzem habe es hier noch ganz anders ausgesehen. "Da vorne standen die Sofas. Dort habe ich manchmal geschlafen, wenn mein Freund, der auch bei Transsylvanians spielt, noch die halbe Nacht auf dem Klavier geübt hat."

Rechtlich gesehen dürften sich die Transsylvanians im Proberaum gar nicht mehr aufhalten. Der Hauptmieter des Raums hatte von sich aus gekündigt. Er zahlte die 300 Euro Miete. Fünf andere Bands, die hier probten, haben sich die Miete mit den Transsylvanians geteilt. Die Lido-Betreiber wollen die Band dulden, bis sie die Baugenehmigung erhalten. "Wir rechnen jeden Tag damit", sagt Gruber.

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