Protest gegen Formel-1-Rennen in Bahrain: „Euer Wettbewerb auf unseren Leichen“

Während einer Trauerkundgebung in Bahrain gehen Polizisten mit Gewalt gegen Demonstranten vor. Auch gegen den Grand Prix der Formel-1 wurde protestiert.

Sicherheitskräfte versuchen mit Tränengas die Kundgebung in Salmabad aufzulösen. Bild: dapd

MANAMA dpa | Wenige Tage vor dem Formel-1-Rennen in Bahrain ist es in dem Golfemirat erneut zu gewaltsamen Zusammenstößen der Polizei mit Demonstranten gekommen. Augenzeugen und Aktivisten berichteten am Dienstag, die Polizei habe während der Ausschreitungen in dem Dorf Salmabad südlich der Hauptstadt Manama am Montagabend Tränengas eingesetzt. Am Dienstagmorgen beruhigte sich die Lage wieder. Aus mehreren Dörfern wurden jedoch kleinere Protestaktionen gemeldet.

Zu den jüngten Ausschreitungen war es am dritten Tag der Trauerzeremonie für den 22 Jahre alten Fotografen Ahmed Ismail gekommen, der zwei Wochen zuvor an den Folgen einer Verletzung gestorben war, die er bei einer Demonstration erlitten hatte. Ein Augenzeuge berichtete, einige der rund 3.000 Teilnehmer des Trauermarsches hätte Parolen gegen König Hamad bin Isa al-Chalifa gerufen.

Andere protestierten dagegen, dass der Grand Prix der Formel-1 trotz des seit mehr als einem Jahr andauernden innenpolitischen Konfliktes nicht abgesagt wurde. Sie riefen: „Euer Wettbewerb findet auf unseren Leichen statt.“

Große Sorgen macht sich die Opposition um den zu lebenslanger Haft verurteilten bahrainisch-dänischen Regimegegner Abdelhadi al-Chawadscha, der sich seit mehr als zwei Monaten im Hungerstreik befindet. Er wurde vor einigen Tagen in ein Militärkrankenhaus gebracht. Für Spekulationen, dass er dort gegen seinen Willen intravenös ernährt wird, gab es keine offizielle Bestätigung.

„Unauffällig und diskret“

Der vom bahrainischen Innenministerium angeheuerte britische Sicherheitsberater John Yates hat derweil angekündigt, man werde die Sicherheitsmaßnahmen während des Rennens „unauffällig und diskret“ halten. Für Fahrer, Rennställe und Fans bestehe kein Risiko. Die Sicherheitskräfte seien auch darauf vorbereitet, mögliche Aktionen von Demonstranten auf der Rennstrecke zu verhindern.

„Vereint: Eine Nation feiert“, lautet das Motto der bahrainischen Behörden für den Grand Prix. Er drückt jedoch eher das Wunschdenken des Königshauses aus als die Realität. Denn viele Anhänger der Protestbewegung hatten sich dafür ausgesprochen, das Rennen erneut ausfallen zu lassen. Ihnen geht es darum, nicht den Eindruck zu erwecken, als herrsche in Bahrain wieder Alltag.

Tatsächlich brodelt es unter der Oberfläche ganz gewaltig. Die International Crisis Group veröffentlichte diese Woche eine sogenannte Risikowarnung für Bahrain. Die Experten der Denkfabrik erklärten: „Unter einer Fassade der Normalisierung schlittert Bahrain auf einen neuen Ausbruch der Gewalt zu.“

Zur Begründung zitierten sie drakonische Urteile gegen Oppositionelle sowie die mangelnde Bereitschaft der herrschenden Klasse, einen politischen Dialog auf Augenhöhe mit der Opposition zu führen.

Doch der Automobil-Weltverband FIA beugte sich den Forderungen nach einer Renn-Absage nicht. Er sieht sich schlichtweg nicht in der Verantwortung, auf die politische Lage einzuwirken.

„Die FIA ist eine Sportorganisation. Wir interessieren uns für den Sport“, erklärte FIA-Präsident Jean Todt kühl. Formel-1-Chefvermarkter Bernie Ecclestone stellte derweil die Unabhängigkeit der Urteile von Menschenrechtlern infrage, die zu einem Bahrain-Boykott aufgerufen hatten.

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