Protest an der Uni: Gehörlose fordern Dolmetscher
Gruppe von Gehörlosen übergibt 1.800 Unterschriften, damit öffentliche Vorlesungen barrierefrei werden.
![](https://taz.de/picture/263809/14/C_uni_unterschriften.20110609-18.jpg)
Mit einer kleinen Aktion hat eine Gruppe von Gehörlosen am Donnerstag für barrierefreie Vorlesungen protestiert. Vor dem Uni-Hauptgebäude durchbrachen sie symbolisch ein mit Mauertapete verklebtes "Tor zur Wissenschaft". Zuvor wurden Uni-Vizepräsident Holger Fischer 1.800 Unterschriften übergeben.
Es geht um das Allgemeine Vorlesungswesen (AVW), das etwa 30 Reihen umfasst und für alle Bürger der Stadt kostenfrei zugänglich ist. Doch schwerhörige, ertaubte oder gehörlose Menschen brauchen Dolmetscher, die mit Hilfe von Gebärden oder Schrifttafeln den Inhalt verständlich machen.
"Wir hatten einen Antrag ans Präsidium gestellt, dass zumindest unsere Vorlesungsreihe ,Jenseits der Geschlechtergrenzen' übersetzt wird", sagt Nicole Meyer von der AG Queer Studies. Das sei abgelehnt worden. "Dadurch konnten Leute nicht teilnehmen."
Die AG hat deshalb gemeinsam mit "Ideas", der Interessengemeinschaft gehörloser und schwerhöriger Studierender, und dem Zentrum für Disability Studies (Zedis) besagte Petition aufgesetzt.
Die Übersetzung der 30 Vortragsreihen würde etwa 300.000 Euro kosten, wofür es ein "Disability Budgeting" geben müsse. In Hamburg gibt es nach Schätzung der Ideas etwa 50 bis 60 gehörlose Studierende. Sie haben nur Anspruch auf Übersetzung, wenn eine Vorlesung in ihrem Studium vorgeschrieben ist. Für Doktoranden und Nicht-Studierende gilt nicht mal dies.
Uni-Vizepräsident Fischer versprach der Abordnung "Wege zu suchen", um die Barrierefreiheit zu verbessern. Eventuell sei mit Hilfe der Sozialbehörde eine institutionelle Förderung möglich. Er sagte allerdings auch, dass das AVW insgesamt gefährdet sei, wenn der Senat seine Kürzungen "so realisiert, wie es die Uni befürchtet".
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