vorlauf : Protest? Pop!
Get Up Stand Up, Arte, 23 Uhr
Die Bilderfluten sind überragend, die eingeholten, hauptsächlich erinnernden Statements sind kundig montiert: Rudi Dolezal und Hannes Rossacher, die wichtigsten Filmchronisten der jüngeren Geschichte der Unterhaltungsmusik, haben eine starke, knapp sechsstündige Dokumentation über die Geschichte von Pop und Politik verfasst. Am Wochenende waren die ersten beiden Folgen zu sehen, Vietnam, Flower-Power, Bürgerrechtskampf (vor allem in den USA) waren die wichtigsten Stichworte. Man sah neben vielen anderen Jimi Hendrix und Joan Baez, man hörte ihre Musik, ihr Mobilisierungs- und Bezauberungsvermögen, ihre Mobilisierungskraft und ihr Standing in einem Land, in dem Protest gegen das Etablishment in den Zeiten des Kalten Krieges als unpatriotisch verrufen war. Graham Nash (von Crosby, Stills & Nash), auch einer aus dem ZK des politästhetischen Aufbruchs, hatte wie das Gros seiner Generation keine Lust auf dieses Stigma, ihm ging es um ein besseres Leben, wenigstens klügere Gedanken: „Wenn du nur eines Menschen Sichtweise veränderst, dann hast du deine Aufgabe erfüllt.“ Womit das Credo des ganzen Projekts namens Pop-Protest rund um 68 umschrieben ist: Jene Musik, die mehr als Unterhaltung sein will und keine Klassik abbildet, solle die Welt politisch verändern. In der heutigen Folge („Fight The Power“) geht es um die Fortschreibung jener Protestkultur der Sixties, um die Reflexion dessen, was Musiker bewirken konnten – und was das alles mit Politik zu tun hat. Spitzenmäßig der Schnipsel, in der jemand berichtet, wie der Ku-Klux-Klan bei einer Bürgerrechtsversammlung flehentlich bat, mit dem Singen aufzuhören: Der Mann muss gewusst haben, dass gewinnt, wer die besseren ästhetischen Angebote formuliert. Wir kommen auf die Serie zurück. JAF