Propagandavideo veröffentlicht: Deutsche Dschihadisten prahlen
Die "Deutschen Taliban Mujahideen" veröffentlichen ein Video, in dem Attacken auf Militärcamps in Afghanistan zu sehen sein sollen. Wer steckt hinter der Truppe?
BERLIN taz | Bisher waren die Deutschen Taliban Mujahideen (DTM) nur durch abstrakte Drohvideos aufgefallen, etwa im Umfeld der Bundestagswahl, als sie vor Anschlägen in Deutschland warnten und dazu Bilder vom Brandenburger Tor oder dem Hamburger Bahnhof einblendeten.
Jetzt hat Elif Medya, die Medienabteilung der relativ neuen Truppe im afghanisch-pakistanischen Grenzgebiet, erstmals ein Video veröffentlicht, das die deutschen Dschihadisten dabei zeigen soll, wie sie afghanische und US-amerikanische Militärcamps beschießen. Die Sicherheitsbehörden haben die Echtheit des Videos noch nicht offiziell bestätigt, es wurde am Mittwoch im Gemeinsamen Internet-Zentrum in Berlin ausgewertet. Aber Zweifel gibt es kaum.
In dem 31 Minuten langen Video tauchen fünf deutschsprachige Dschihadisten auf. "Dieser Krieg ist ein Kreuzzug gegen uns Muslime, den die deutschen Besatzer begonnen haben", sagt eine Stimme auf Deutsch. Aber es sei "ein Krieg, der sich nicht so entwickelt, wie sie es erwartet und geplant hatten". Dazu sind die Särge deutscher Soldaten auf einer Trauerfeier zu sehen.
Neu ist, dass sich die DTM mit konkreten militärischen Aktionen brüsten. So behaupten sie, an Weihnachten eine "Operation" auf eine US-Basis in der afghanischen Provinz Paktia, an der Grenze zu Pakistan, durchgeführt und dabei angeblich "eine Vielzahl der amerikanischen Besatzer" getötet zu haben. Von US-Seite war am Mittwoch nicht in Erfahrung zu bringen, ob es zu der Zeit überhaupt einen Angriff gegeben hat.
Verwirrend ist zudem: An einer anderen Stelle des Videos ist davon die Rede, dass der Angriff in der Nachbarprovinz Paktika stattgefunden habe. Außerdem behaupten die deutschen Dschihadisten, auch einen Angriff auf ein Camp der afghanischen Armee durchgeführt zu haben, ebenfalls in Paktika. Dabei seien acht Fahrzeuge vernichtet und viele afghanische "Murtaddin" (vom Glauben Abgefallene) getötet worden.
Interessant ist, dass in dem Video auch der deutsche Islamist Eric Breininger zu sehen ist, der aus dem Umfeld der Sauerlandgruppe stammt und ursprünglich der Islamischen Dschihad-Union (IJU) angehörte. Dass er im Video der DTM auftaucht, nährt die Frage, wer genau die selbst ernannten deutschenTaliban sind und wie sie zur IJU stehen. Sind sie eine Untergruppe? Eine Abspaltung? Oder gar eine Nachfolgeorganisation?
Das wissen offenbar noch nicht einmal Dschihad-Anhänger. In einem Forum wird gefragt, ob "Abd al-Ghaffar al-Almani", wie Breininger mit Kampfnamen heißt, die IJU verlassen habe.
Die Gefährlichkeit der Truppe ist schwer einzuschätzen. Einerseits hantieren die deutschen Dschihadisten in dem Video mit Maschinengewehren, Panzerfäusten und Granatwerfern, andererseits tragen einige von ihnen bei ihrer "militärischen Ausbildung" Turnschuhe oder gar Sandalen. Todesopfer ihrer angeblich tödlichen Operationen sind auf dem Band nicht zu sehen.
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