: Profs vor Studis geflüchtet
■ Notbremse gegen Abstimmungsniederlage im Uni-Parlament
Es ist schon ein Kreuz mit der Demokratie. Schon gar unter so gebildeten Leuten wie den Angehörigen der Hamburger Uni. Weil sie eine Abstimmungsniederlage verhindern wollten, floh rund ein Dutzend Professoren am Mittwoch abend aus dem Uni-Konzil. Eine „politische Bankrotterklärung“, wie der Asta schimpft.
Darum geht's: Die Uni bekommt 1996 den sogenannten Globalhaushalt, bei dem sie selbst über die Verwendung der Mittel entscheiden darf. Der grüne AStA begrüßt dies, fordert aber zugleich neue Entscheidungsstrukturen, „damit der Haushalt nicht zum Selbstbedienungsladen für die Profs wird“, wie der Studierenden-Vertreter Jonas Viering erklärt. Gemeinsam mit Vertretern des technischen Verwaltungspersonals und des akademischen Mittelbaus erstellten die Studierenden deshalb einen 25-Punkte-Katalog, der Zusammensetzung und Zuarbeit des künftig sehr viel bedeutenderen Haushaltsausschusses neu regeln soll. Kernpunkt: Die Professoren sollen dort künftig nicht mehr die Mehrheit haben, sondern die Macht mit den anderen drei Statusgruppen teilen. Diese Forderung nach Parität ist fast so alt wie die akademische Karriere mancher Professoren, die in der als fortschrittlich geltenden Reformgruppe Hamburger Hochschullehrer (RHH) versammelt sind. Und sie ist in deren Grundsatzerklärung von 1978 verankert.
Doch schon in den Vordebatten in einem eigens eingerichteten Unterausschuß wurde deutlich, daß die RHH die Studierenden nicht unterstützt. „Wir wollen die schwierige administrative Situation der Uni nicht mit einer Prinzipiendebatte vermengen“, sagt Uni-Vizepräsident Arnold Sywottek. Würde der Ausschuß paritätisch besetzt, blieben nicht genügend Sitze für die Professoren übrig, um die Breite der Fächer zu repräsentieren. Und selbst wenn sich die Studierenden durchsetzten, so Sywottek vor der Sitzung, sei dies nicht von Gewicht, da das Konzil dem übergeordneten Akademischen Senat lediglich „Empfehlungen“ geben dürfte.
Diese Probe aufs Exempel wollten konservative wie progressive Professoren am Mittwoch nicht wagen. Nachdem sie bei zwei Abstimmungen unterlagen, hatten es die Akademiker furchtbar eilig – und verließen den Saal. Mit nur 29 von 60 Abgeordneten war das Uni-Parlament beschlußunfähig. Der Streit wurde auf Anfang Oktober vertagt. Kaija Kutter
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen