■ QUERBILD: Probezeit
Sie konnten zusammen nicht kommen und kamen es dann doch. Das ist die Handlung des britischen Films Probezeit. Oder auch: Wie komme ich als alleinstehender und etwas schüchterner mittelalter Mann (William Hurt) zu einem Sohn? Durch eine Adoption, na klar, vor allem aber auch mit allerlei Schwierigkeiten und indem ich viele Hindernisse überwinde und mein eigenes Verhältnis zum eigenen Vater aufarbeite und auf das Gerede der Nachbarn nicht höre und natürlich auch meinen Adoptivsohn (Chris Cleary Miles), dessen wirklicher Vater, den der sehr liebt, im Gefängnis gelandet ist, erst einmal gewinne, was natürlich auch nicht einfach sich gestaltet . . . Mit anderen Worten: Dieser Film ist so emotional und so sensibel, daß es aus allen Bildern quillt. Es ist sogar so, als ob Regisseur Chris Mengis eine wahre Großoffensive an Sensibilität starten wollte. Was ja dann wiederum alles andere als sensibel ist. Zwei weitere Punkte muß man dem Film ankreiden: Natürlich ist Britannien provinziell, deshalb fahren wir ab und zu ja auch mal für eine Woche da hin, aber so provinziell, wie es in diesem Film aussieht, kann selbst Wales (wo der Film spielt) nicht mehr sein. Außerdem ist der Schluß sehr konstruiert. Da muß der leibliche Erzeuger schon dem Tode nahe sein, damit sie dann, Gott hab' sie selig, doch zur Familie werden, der Adoptivvater und der Adoptivsohn. Der Vater stirbt, es lebe der Vater! Ein Film für Tanten und Onkel.
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