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Pro und KontraBrauchen wir türkische Schulen?

Kommentar von Ulrich Raiser und Hartmut Esser

Der türkische Ministerpräsident Tayyip Erdogan will eigene Schulen für Türken in Deutschland. Ein kluger Vorschlag, meinen die einen. Keine gute Idee, sagen die anderen.

Fordert türkische Schulen: Der türkische Premierminister und Tayyip Erdogan and seine Frau Emine zu Besuch in Köln. Bild: rtr

J a

Der Vorschlag des türkischen Ministerpräsidenten, in Deutschland türkische Gymnasien und Hochschulen einzurichten, ist integrationspolitisch weitsichtig, bildungspolitisch sinnvoll und schon aus Gerechtigkeitsgründen nicht abzulehnen.

Kulturelle Rückständigkeit ist das Attribut, das türkischen Deutschen hierzulande wohl am häufigsten angeheftet wird. Kulturell rückständig und auf diffuse Weise nicht zu Europa gehörig ist in den Augen vieler deutscher Altbürger auch die Türkei. Die Äußerungen des türkischen Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdogan vom Freitag waren allerdings alles andere als rückständig. Mit seinem Vorschlag, in Deutschland türkische Schulen und Universitäten einzurichten, und seiner Mahnung, kulturelle und sprachliche Vielfalt als gesellschaftlichen Reichtum anzuerkennen, ist er fortschrittlicher und weitsichtiger als große Teile des politischen Establishments in Deutschland.

Integrations- und bildungspolitisch gibt es mindestens drei gute Gründe für seinen Vorschlag:

Die Autoren

ULRICH RAISER (37) Soziologe, hat an der London School of Economics studiert und lehrt heute an der Berlin Graduate School for Social Sciences der Humboldt-Universität Berlin. Raiser ist Mitglied im Netzwerk Migration in Europa. Er schrieb "Erfolgreiche Migranten im deutschen Bildungssystem. Es gibt sie doch" (LIT Verlag)

HARTMUT ESSER (64) ist Professor für Soziologie und Wissenschaftslehre an der Uni Mannheim. Von ihm erschien das Standardwerk "Sprache und Integration. Die sozialen Bedingungen und Folgen des Spracherwerbs von Migranten", Frankfurt am Main und New York 2006.

Zum einen existieren in Deutschland seit Jahrzehnten griechische Lyzeen. Schulen, deren Lehrpläne vom griechischen Staat entwickelt werden, in denen ausschließlich auf Griechisch unterrichtet wird. Viele Kinder der ersten griechischen Arbeitsmigranten haben neben deutschen diese griechischen Schulen besucht. Sicherlich sollte man mit kausalen Schlüssen vorsichtig sein, die schulischen Leistungen griechischer Schülerinnen und Schüler in Deutschland sind jedoch deutlich besser als die ihrer türkischen Altersgenossen. Teilweise schneiden sie sogar besser ab als deutsche Schüler. Die Möglichkeit, ihre Kinder neben den deutschen auch in griechische Schulen schicken zu können, nimmt den Familien die Angst vor dem Verlust der eigenen kulturellen Tradition. Damit wird auch die Akzeptanz der deutschen Schulen gefördert. Der Kontakt auch mit deutschen Schulen und deutschen Lehrern entspannt sich. Warum sollte dies bei türkischen Familien anders sein?

Die frühe Erziehung zur Bilingualität fördert zudem die Sprachkompetenz der Kinder. Sie lernen, sich in unterschiedlichen Sprachuniversen zu bewegen. Ihr Gefühl für den Gebrauch von Sprache wird besser. Kinder, die zwei Sprachen gut beherrschen, können nicht nur sprachlich, sondern auch kulturell als Übersetzerinnen und Übersetzer fungieren - eine für globalisierte und kulturell vielfältige Gesellschaften zunehmend wichtige Kompetenz. Gerade Angehörige der deutschen Mittelschichten, die ihre Kinder auf deutsch-englische oder deutsch-spanische Schulen senden, sind sich der Vorteile einer bilingualen Erziehung sehr bewusst. Warum sollte türkischen Migranten etwas vorenthalten werden, das für das deutsche Bürgertum zunehmend zur kulturellen Norm wird?

Zum Dritten wäre die Einrichtung türkischer Schulen in Deutschland ein wichtiger Schritt zur kulturellen Anerkennung der Ausdrucksformen und Lebensweisen der hier ansässigen türkischen Gemeinschaft. Allzu oft wurden in den letzten Jahren Türken und deutsche Türken offen oder verdeckt diskriminiert: angefangen bei der Kampagne gegen die doppelte Staatsangehörigkeit im Jahr 1999 bis zu den jüngsten Verschärfungen des Zuwanderungsgesetzes, wodurch nunmehr vor allem türkischen Staatsbürgern der Nachzug ihrer Ehepartnerinnen und -partner erheblich erschwert wird. Diese und viele weitere Beispiele haben das Vertrauen vieler türkischer Deutscher in ihren Staat gestört. Türkische Schulen oder Schulen, an denen auf Türkisch unterrichtet wird, wären ein klares Zeichen der Anerkennung einer sprachlich-kulturellen Tradition, die seit mittlerweile mehr als 40 Jahren fester Bestandteil des öffentlichen Lebens in Deutschland ist.

Recep Tayyip Erdogan hat seine Vorschläge nicht konkretisiert. Daher sind sie für Interpretationen offen. Bei genauem Hinsehen erweisen sie sich als eine zeitgemäße Antwort auf die Herausforderungen globalisierter und sprachlich-kulturell heterogener Gesellschaften.

Deutschland hat mittlerweile akzeptiert, dass es ein Einwanderungsland ist. Die zumeist negativen Reaktionen auf Erdogans Vorschläge zeigen aber: Die Erkenntnis, dass mit der Einwanderung auch gesellschaftlicher Wandel und kultureller Pluralismus einhergeht, muss erst noch wachsen.

Nein

Schule ist für Kinder der Ort mit überragender Bedeutung für den Spracherwerb. Niemand zweifelt daran, dass das Beherrschen der Verkehrssprache der Schlüssel für die gesellschaftliche und wirtschaftliche Integration der Zuwanderer ist. Daher wäre es falsch, die Einrichtung türkischer Schulen in Deutschland zu forcieren.

Ob man den Vorschlag zur Einrichtung von ethnischen Schulen befürwortet, hängt davon ab, was man damit erreichen will. Alle wollen offenbar die "Integration" - aber über deren nötigen Maßnahmen wird teilweise erbittert gefochten. Dahinter steht ein alter und bis heute nicht beigelegter Streit darüber: Was heißt eigentlich "Integration" - und wie kann man sie am ehesten erreichen? Die eine Position setzt darauf, die ethnischen Gruppen als sozusagen kollektive Einheiten "anzuerkennen". Das heißt dann auch: die besondere Förderung ihrer kulturellen Besonderheiten als ganze Gruppierung. Die andere Position sieht dagegen die Verbesserung der individuellen Chancen als den Kern der Integration an - und bezieht das speziell auf den Arbeitsmarkt.

Überall ist inzwischen anerkannt, dass der Erwerb der Sprache des Aufnahmelandes der Schlüssel für die Integration sei. Und das ist auch ohne Zweifel so, ganz bestimmt auf dem Arbeitsmarkt und dort gerade für die qualifizierten und "kommunikativen" Tätigkeiten. Dahinter steckt die Schule in doppelter Hinsicht: Hier werden die für den Arbeitsmarkterfolg nötigen Bildungsqualifikationen vermittelt und sie ist für die meisten Kinder der wohl wichtigste Ort, an dem auch die Zweitsprachkenntnisse verbessert oder erst erworben werden könnten. (Was aber oft genug nicht geschieht, weil es die entsprechende Umgebung dazu nicht gibt). Die Frage lautet also: Was für Folgen hätte die Einrichtung ethnischer Schulen mit einer besonderen Förderung der Muttersprache und der Herkunftsorientierung für die Chancen auf dem Arbeitsmarkt? Vor allem wenn damit mehr gemeint sein sollte als die Gründung spezieller Bildungseinrichtungen - etwa Privatschulen für die ethnischen Eliten?

Die Antwort ist nach dem, was man an wissenschaftlich gesicherten Befunden annehmen kann, eindeutig: Spezielle muttersprachliche Fertigkeiten bringen (wie auch ethnische Netzwerke oder "multikulturelle" Gewohnheiten und Orientierungen) auf dem Arbeitsmarkt praktisch nichts - sieht man vom Englischen und gewissen, aber meist verschwindend kleinen Nischen ab. Alles, was dort bei der "Bilingualität" zählt, ist die Sprache des Aufnahmelandes. Die Beherrschung der Muttersprache ist nicht viel mehr ein zusätzlicher netter Luxus. Das gilt selbst für das gelobte Aufnahmeland Kanada: Dort muss man Englisch und/oder Französisch können, sich also sprachlich "assimilieren", um die Kurve zu kriegen. Was sonst noch ist, zählt nicht viel. In Hinsicht auf den Erwerb der wichtigen Qualifikationen ließe sich gegen ethnische Schulen (zunächst) natürlich nichts einwenden, wohl eher im Gegenteil: Da es dann das Zweitsprachproblem nicht gibt, wäre das schon eine Erleichterung bei der Stoffvermittlung.

Aber davon unabhängig: Die erworbenen Qualifikationen müssen später auch wieder sprachlich umgesetzt werden, so dass es jetzt erst recht darauf ankommt, ob es nicht zu Problemen beim Zweitspracherwerb kommt. Und davon ist wohl auszugehen. Anders als lange Zeit geglaubt und propagiert worden ist, sind muttersprachliche Kompetenzen nicht nötig, um eine Zweitsprache gut zu lernen. Viel wichtiger sind möglichst frühzeitige interethnische Kontakte im Alltag, und hier müssen gerade die Vorschulen oft erst ausgleichen, was im normalen Alltag oft genug nicht möglich ist. Ethnische Schulen würden das Problem mit großer Wahrscheinlichkeit eher verschärfen.

Das Problem der Einrichtung spezieller ethnischer Schulen weist sicher weit über die recht enge Frage nach den objektiven Lebenschancen der Migrantenkinder hinaus. Aber das ist gerade der für die Integration wichtige Punkt. Es geht eben nicht um die Frage, was sich für die ethnischen Eliten noch tun lässt: Die haben in vielfacher Hinsicht nicht die Probleme, mit denen es gerade die türkischen Familien, und nicht nur die, in aller Regel in den Schulen zu tun haben. Und dazu gehören vor allem der Zweitspracherwerb und die dazu nötigen interethnischen Kontakte.

HARTMUT ESSER

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33 Kommentare

 / 
  • K
    Kent Öz

    an Lena ,forget Bachelor.. Das ist das einzige was ich habe.Die Deutschen wissen es noch nicht.Und in den türkischen Medien kommen Programme als ob man als Blöd dargestellt wird.

    İch bin für Bachelor degree. Deutschland sollte erst mal anerkennen. İch war schon in Deutschland ohne Anerkennung von einer Deutschen Universiataet meines Diploms und Militaerdienstes.

    Mein Bruder hat auch das Problem.İch habe mich gewundert ,dass ich nach den 23 Jahren in der Türkei bei einer Deutschprüfung undzwar bei DeutschNaturwissenschaft durchgekommen bin mit 87.5.

    Was ich in Deutschland nur bei technisch zeichnen mit 81 erreicht habe.

     

    Also wir sind nicht gegen die Deutsche Sprache,und da auch der türkische Staat Deutschprüfung macht .ÜDS,wundert mich es dass die türkische Regierung türkisch will.Es gibt ja soviele Bachelor absolventen,die sich nicht mal auf eine Prüfung vorbereiten. Meine Freunde arbeiten bei auslaendischen Firmen nur mit der türkischen Sprache.İch bin sogar benachteiligt jetzt erst Recht weil ich Deutsch kann. Manche fangen jetzt erst an eine Sprache zu lernen

    Appropo türkische Regierung ist dagegen Deutsche Sprache ,für Masterstudiengaenge an türkischen Hochschulen in Deutschland waere ich interresiert.

     

    Oder manche Deutsche Universitaeten erfordern Deutsche Sprachkenntnisse ,was ich erfülle.

    Aber besonders finanziell geht es nicht.Mit meiner Master.Was die Deutsche Botschaft fordert was,ich nichts dagegen habe und eine neue Herausforderung für mich waere.

    Das Thema ist das Deutschland Bachelor anerkennt,bevor noch mehr Vergessen,was wir studiert hatten.

    Aber einerseits sind wir Hochqualifizierte,denen Recht gegeben wird in Deutschland zu arbeiten. Voraussetzung weiss ich nicht.Nur ,dass man einen Arbeitsvertrag bekommt. Alles haengt nur von einem Vertrag ab. Was früher auch so war und bleiben wird.

    Also Anerkennung von Studiennachweisen. İch bin mir sicher dass Deutsche die türkische Diplome nicht verstehen.

    Gleichzeitig kommt es mir aber vor das das Studium nur eine Gymnasium Besuch war.

    Das Deutsche konsulat will nur finanzielle Absicherung.

    Aber bitte zuerst Bachelor Anerkennen.

    Ausserdem wieso soll ich Bachelor vergessen,was noch nicht angenommen wurde.

  • M
    M.Landskrona

    @Bülent Akin

     

    Ich stimme Ihnen zu, auch in Hinsicht der "Atmosphärenkiller". Der obsessive Umgang deutschstämmiger Zeitungen mit allem, was in das Feld "ausländisch" und zur Zeit "türkisch" fällt, macht mich geistig fertig. Ich wünschte, ich würde nicht so gut deutsch verstehen.

  • S
    super

    In Izmir gibt es z.B. schon lange die Levantiner. Sie haben eigene Schulen und Kirchen. Sie sprechen perfekt Italienisch und Türkisch. Die Verbindungen nach Italien werden seit Jahrhunderten gepflegt und somit haben Sie auch eines der größten Konsulate in Izmir.

     

    Wie von Martin Chan bereits angesprochen wurde ist das Resultat unserer Politik, dass viele türkische Jugendliche WEDER Deutsch NOCH Türkisch richtig sprechen können. Das Entstehen einer (ungebildeten) "Parallelgesellschaft" wird damit wohl eher gefördert.

     

    Durch eine richtige "Mischung" des Lehrangebots könnte man aber genau das Gegenteil erreichen. Ich finde auch, dass ein Türke die türkische Sprache beherrschen sollte. Dies ist sehr wichtig für das eigene Selbstbewusstsein und hilft sicher auch bei den vielen Besuchen in der Türkei. Für viele entsteht dabei sogar eine Alternative zum Leben in Deutschland.

  • G
    George

    Ich verstehe die ganze Aufregung nicht. Natürlich haben die hier lebenden Türken nicht nur ein Recht auf eigene Schulen, sondern auch ein Recht auf eigene Gesetze, die speziell auf Ihre Bedürfnisse zugeschnitten sind (Sharia usw.), auf eigene Volksvertreter und, in eine nicht solange ferner Zukunft, das Recht auf einen eigenen Staat inmitten von Deutschland. Und wenn jetzt jemand kommt und behauptet das alles sei ein Hirngespinst, sollte auf Kosovo schauen. Soll heisen: Wenn wir der Ansicht sind dass die Kosovo Albaner einen eigenen Staat bekommen sollen können wir denselben Wunsch den hier seit Jahrzehnten lebenden Türken nicht verwehren.

  • PK
    Peter Kammer

    Es gibt doch z.B. in Berlin-Spandau ein türkisches Gymnasium.

    Interessanter ist eher, wen Herr Erdogan eigentlich ansprechen muss. Schließlich ist die Genehmigung von neuen Schulen nicht Sache des Bundes sondern der Länder. Und die Frage nach türkischen (Privat-)Schulen wird dann eine Frage des Einzelfalls und damit der konkreten Ausgestaltung sein. So ist die ganze Diskussion darüber lediglich ein seltsames Konglomerat aus Unwissenheit und Ideologie.

  • AZ
    Anke Zöckel

    Die Frage, ob Deutschland "türkische Schulen" braucht, klingt spannend. Diringlicher aber ist meiner Meinung nach die Verhandlung der Frage, ob Deutschland deutsche Schulen benötigt. Ich finde: Ja!

     

    Die Debatten hierzulande laufen schließlich nicht deswegen mit schöner Regelmäßigkeit aus dem Ruder, weil die verhandelten Probleme unlösbar wären oder türkische Staatschefs etwas zu bestimmen hätten auf grundgesetzlich geschütztem (Mutter-)Boden. Sie kranken eher daran, dass sich Deutsche in ihrer Muttersprache (selbst dann, wenn sie das wirklich wollen) nur selten angemessen ausdrücken können.

     

    Unter der reißerischen "Headline" (so viel Fremdsprache muss sein!) "Türkische Schulen für Deutschland" verquirlt man zum Beispiel die in ihrer Verschiedenheit offenbar nicht so ganz erfassten Inhalte der Begriffe "muttersprachlicher Basisunterricht", "fremdsrachlicher Fachunterricht", "Bilingualität" und "Diplomatenkinder-Ausbildung" ohne jeden Skrupel zu einem Brei von bestenfalls undefinierbarer Farbe.

     

    Wozu haben wir eigentlich eine freie Presse? Hat denn mal irgendwer Herrn Erdogan dazu befragt, was das denn für ihn überhaupt ist, eine türkische Schule oder einer türkischen Uni? Reden wir über Formen, über Inhalte oder über beides? Was also habe ich mir vorzustellen unter o.g. Headline?

     

    Aber ja, ich weiß schon: Alles, was ich mir vorzustellen vermag, soll ich mir vorstellen. Ich will schließlich als kreativ gelten. Und außerdem sind wir hier nicht bei der (bildungs-)politisch interessierten Presse, sondern beim ausgebildeten Psychoanalytiker. Die vermeintliche Form eines Tintenklexes auf weißem Grund, nicht wahr, verrät uns selbst sowie dem Arzt noch allemal sehr viel mehr über unser Innenleben, als über Tinte und Papier...

  • D
    der_rex

    was wir IMHO brauchen ist guter Journalismus...

  • MC
    Martin Chan

    Die griechischen Immigranten waren die ersten - und einzigen - Gastarbeiter, welche eigene griechische Gymnasien einrichteten. Das Ergebnis: Sie stehen bildungsmäßig an der Spitze der Immigranten. Auf diesen Schulen wird Deutsch intensiv unterrichtet und als zweite Unterrichtssprache eingesetzt. Die Absolventen dieser Schulen sind hervorragend in griechischer und deutscher Sprache und Kultur ausgebildet.

    Viele der türkischen Mitbürger beherrschen nicht nur das Deutsche nicht so gut, wie es wünschenswert wäre, sondern sind auch des Türkischen nicht wirklich mächtig. Woher denn auch? Bildungsferne Schichten führen ihre Kinder auch nicht in die Literatur ihrer eigenen Muttersprache ein. Gute türkisch-deutsche bilinguale Schulen wären sicherlich eine Bereicherung, so wie es generell bilinguale Schulen sind. Türkische Schulen könnten da ein wichtiges Zeichen setzen.

    Übrigens: Deutsche und türkische Schüler besuchen in der Türkei die Deutsche Schule in Istanbul!

  • L
    Lena

    Das lustige an diesen Pro und Contra Dingen ist doch, dass sie sich manchmal wunderbar ergänzen. Also mein Vorschlag:

    1. Einführen von Islamwissenschaften und Türkisch als Studiengänge auf Lehramt. Mit Staatsexamen. (forget Bachelor)

    2. Keine Türkischen Schulen, sondern, wie wir es schon von anderen Sprachen, wie Französisch, kennen, bilinguale Türkischklassen. Wenn die Schülis in den Religionsunterricht gehen, dann in evangelisch, katholisch, muslimisch oder Ethik. Darüber hinaus, bei Bedarf, speziellen Deutschunterricht von DAF-LehrerInnen.

    3. (für Fortgeschrittene :))Partnerschulen und Partneruniversitäten in der Türkei.

     

    Fazit: Keine Abspaltung der gesellschaftlichen Gruppe in eine Parallelwelt, Förderung ihrer Kultur, staatliche Kontrolle ihrer Lehrkräfte, Förderung der Aktzeptanz des Staates in dem sie leben, Extra-Deutschunterricht. Und der Integration steht nichts mehr im Wege!

  • BA
    Bülent Akin

    Nach der ganzen Integrationsdebatte, die seit Neuestem wieder polemisch angefacht wurde, möchte man am liebsten ins angelsächsische Ausland auswandern, wo solche Debatten von beiden Seiten ehrlicher geführt werden. Während sich die Ignoranz und Selbstgefälligkeit der Deutschen bei derlei Themen seit der Wiedervereinigung von nahe der Nullinie wieder bis zur Unerträglichkeit gesteigert hat - die FAZ wirft heute z. B. Erdogan vor, er habe in Deutschland auf Türkisch gesprochen-, ist die Wehleidigkeit der Türken hierzulande seit jeher ein Atmosphären-Killer.

    All das hätte vermieden werden können, hätte Deutschland von Anfang an in die nachwachsenden Generationen investiert, statt sie massenhaft in Haupt- und Sonderschulen zu pferchen. Erdogans Vorschlag entstammt vermutlich weniger der Kenntnis bundesrepublikanischer Bildungswirklichkeit als seiner Erfahrung mit fremdsprachigen Eliteschulen inmitten der eigenen Bildungsgmisere in der Türkei. Türkische Eliteschulen in Deutschland könnten den 16 provinziellen Kultusbürokratien hierzulande vielleicht in ähnlicher Weise vor Augen führen, dass endlich eine bundeseinheitliche Bildungs- und Erziehungsinitiative für Migranten- und Arbeiterkinder hergehört, die ihre jeweilige Herkunft wertschätzt und ihre sprachlichen sowie sonstigen Defizite gegenüber Kindern aus dem Bildungsbürgertum ausgleicht.

     

    Dr. Bülent AKIN

    69190 Walldorf

  • PZ
    Peter Zimmermann

    Warum dürfen Kinder türkischer Eltern nicht mit (Fremden)Deutschen sprechen?

    Ich lebe seit 20 Jahren in einem Hamburger Wohngebiet, in dem der Anteil der türkischstämmigen Bevölkerung mittlerweile bei über 20% liegt. Wenn ich im Sommer im Innenhof sitze in dem auch viel Kinder türkischstämmiger Eltern spielen, kommt es seit Jahren (schon in der zweiten Generation)immer wieder zu folgender Situation. Die neugierigen und aufgeschlossenen Kinder beginnen ein Gespräch mit mir. Es sind meistens drei bis sieben Kinder, also eine Gruppe. Wir unterhalten uns und nach maximal fünf Minuten wird den Kindern von ihren Eltern verboten mit mir zu sprechen, sie müssen nach Hause gehen. Solange sich solche einfachen Dinge nicht ändern, sehe ich keine Möglickeit zur Integration. Mir tun die Kinder leid und es handelt sich hier um ein von Generation zu Generation weiter gegebenes Verhalten. Ich kenn einige Eltern selbst noch als kleine Kinder. Sie waren damals ebenso aufgeschlossen und neugierig wie ihre Kinder heute. Aber heute verbieten sie den Kindern den Umgang. Es wird mit Macht versucht, die Kinder in einen geschlossenen Wertekosmos einzusperren, wo sie doch alle Anlagen zu einer geglückten Integration von Geburt aus mitbringen. Diese Form von Angst und Vorurteil vor allem was fremd ist das eigentliche Problem. Damit will ich keiner geistlosen Multikulti-egal-Haltung als Grüne das Wort reden. Ich darf Fremde auch kritisieren und Ihnen meinen Standpunkt klarmachen, was zu Konflikten führen kann, das ist normal. Aber wie soll ich den etwas kennen lernen, was ich nicht sehen kann, weil es sich nicht offen und ehrlich zeigt? Wie soll ich erkannt werden, wenn ich mich selbst nicht offen und ehrlich zeigen darf? Ich höre oft Vorurteile zu meinem Verhalten, wie Ausländerhasser, Kinderfeind. So sehe ich mich selbst nicht. Ich sage nur die Dinge die ich jedem Menschen sagen würde, ohne Ansehen seiner/ihrer Herkunft oder seines/ihres Standes. Wenn ich damit aber gleich in eine Ecke gestellt werde, brauche ich Mut oder ich beginne gleichgültig zu werden, mich machtlos zu fühlen und eine Wut zu entwickeln auf die Menschen, die mich punktuell beeinträchtigen, denen ich mein Missfallen darüber aber nicht mehr offen mitteilen darf. Das ist ja die typische Haltung, die in Deutschland herrscht. Eine zunehmende Gleichgültigkeit dem anderen gegenüber, das wird dann Toleranz genannt. Das ist es aber nicht. Gleichgültigkeit und Toleranz sind grundverschiedene Dinge. Ich glaube, wir könne von der Neugier, der Teilnahme und der Direktheit der Kinder lernen und zwar unabhängig von der kulturellen und sonstigen Herkunft.

  • K
    Kent Öz

    an Lena ,forget Bachelor.. Das ist das einzige was ich habe.Die Deutschen wissen es noch nicht.Und in den türkischen Medien kommen Programme als ob man als Blöd dargestellt wird.

    İch bin für Bachelor degree. Deutschland sollte erst mal anerkennen. İch war schon in Deutschland ohne Anerkennung von einer Deutschen Universiataet meines Diploms und Militaerdienstes.

    Mein Bruder hat auch das Problem.İch habe mich gewundert ,dass ich nach den 23 Jahren in der Türkei bei einer Deutschprüfung undzwar bei DeutschNaturwissenschaft durchgekommen bin mit 87.5.

    Was ich in Deutschland nur bei technisch zeichnen mit 81 erreicht habe.

     

    Also wir sind nicht gegen die Deutsche Sprache,und da auch der türkische Staat Deutschprüfung macht .ÜDS,wundert mich es dass die türkische Regierung türkisch will.Es gibt ja soviele Bachelor absolventen,die sich nicht mal auf eine Prüfung vorbereiten. Meine Freunde arbeiten bei auslaendischen Firmen nur mit der türkischen Sprache.İch bin sogar benachteiligt jetzt erst Recht weil ich Deutsch kann. Manche fangen jetzt erst an eine Sprache zu lernen

    Appropo türkische Regierung ist dagegen Deutsche Sprache ,für Masterstudiengaenge an türkischen Hochschulen in Deutschland waere ich interresiert.

     

    Oder manche Deutsche Universitaeten erfordern Deutsche Sprachkenntnisse ,was ich erfülle.

    Aber besonders finanziell geht es nicht.Mit meiner Master.Was die Deutsche Botschaft fordert was,ich nichts dagegen habe und eine neue Herausforderung für mich waere.

    Das Thema ist das Deutschland Bachelor anerkennt,bevor noch mehr Vergessen,was wir studiert hatten.

    Aber einerseits sind wir Hochqualifizierte,denen Recht gegeben wird in Deutschland zu arbeiten. Voraussetzung weiss ich nicht.Nur ,dass man einen Arbeitsvertrag bekommt. Alles haengt nur von einem Vertrag ab. Was früher auch so war und bleiben wird.

    Also Anerkennung von Studiennachweisen. İch bin mir sicher dass Deutsche die türkische Diplome nicht verstehen.

    Gleichzeitig kommt es mir aber vor das das Studium nur eine Gymnasium Besuch war.

    Das Deutsche konsulat will nur finanzielle Absicherung.

    Aber bitte zuerst Bachelor Anerkennen.

    Ausserdem wieso soll ich Bachelor vergessen,was noch nicht angenommen wurde.

  • M
    M.Landskrona

    @Bülent Akin

     

    Ich stimme Ihnen zu, auch in Hinsicht der "Atmosphärenkiller". Der obsessive Umgang deutschstämmiger Zeitungen mit allem, was in das Feld "ausländisch" und zur Zeit "türkisch" fällt, macht mich geistig fertig. Ich wünschte, ich würde nicht so gut deutsch verstehen.

  • S
    super

    In Izmir gibt es z.B. schon lange die Levantiner. Sie haben eigene Schulen und Kirchen. Sie sprechen perfekt Italienisch und Türkisch. Die Verbindungen nach Italien werden seit Jahrhunderten gepflegt und somit haben Sie auch eines der größten Konsulate in Izmir.

     

    Wie von Martin Chan bereits angesprochen wurde ist das Resultat unserer Politik, dass viele türkische Jugendliche WEDER Deutsch NOCH Türkisch richtig sprechen können. Das Entstehen einer (ungebildeten) "Parallelgesellschaft" wird damit wohl eher gefördert.

     

    Durch eine richtige "Mischung" des Lehrangebots könnte man aber genau das Gegenteil erreichen. Ich finde auch, dass ein Türke die türkische Sprache beherrschen sollte. Dies ist sehr wichtig für das eigene Selbstbewusstsein und hilft sicher auch bei den vielen Besuchen in der Türkei. Für viele entsteht dabei sogar eine Alternative zum Leben in Deutschland.

  • G
    George

    Ich verstehe die ganze Aufregung nicht. Natürlich haben die hier lebenden Türken nicht nur ein Recht auf eigene Schulen, sondern auch ein Recht auf eigene Gesetze, die speziell auf Ihre Bedürfnisse zugeschnitten sind (Sharia usw.), auf eigene Volksvertreter und, in eine nicht solange ferner Zukunft, das Recht auf einen eigenen Staat inmitten von Deutschland. Und wenn jetzt jemand kommt und behauptet das alles sei ein Hirngespinst, sollte auf Kosovo schauen. Soll heisen: Wenn wir der Ansicht sind dass die Kosovo Albaner einen eigenen Staat bekommen sollen können wir denselben Wunsch den hier seit Jahrzehnten lebenden Türken nicht verwehren.

  • PK
    Peter Kammer

    Es gibt doch z.B. in Berlin-Spandau ein türkisches Gymnasium.

    Interessanter ist eher, wen Herr Erdogan eigentlich ansprechen muss. Schließlich ist die Genehmigung von neuen Schulen nicht Sache des Bundes sondern der Länder. Und die Frage nach türkischen (Privat-)Schulen wird dann eine Frage des Einzelfalls und damit der konkreten Ausgestaltung sein. So ist die ganze Diskussion darüber lediglich ein seltsames Konglomerat aus Unwissenheit und Ideologie.

  • AZ
    Anke Zöckel

    Die Frage, ob Deutschland "türkische Schulen" braucht, klingt spannend. Diringlicher aber ist meiner Meinung nach die Verhandlung der Frage, ob Deutschland deutsche Schulen benötigt. Ich finde: Ja!

     

    Die Debatten hierzulande laufen schließlich nicht deswegen mit schöner Regelmäßigkeit aus dem Ruder, weil die verhandelten Probleme unlösbar wären oder türkische Staatschefs etwas zu bestimmen hätten auf grundgesetzlich geschütztem (Mutter-)Boden. Sie kranken eher daran, dass sich Deutsche in ihrer Muttersprache (selbst dann, wenn sie das wirklich wollen) nur selten angemessen ausdrücken können.

     

    Unter der reißerischen "Headline" (so viel Fremdsprache muss sein!) "Türkische Schulen für Deutschland" verquirlt man zum Beispiel die in ihrer Verschiedenheit offenbar nicht so ganz erfassten Inhalte der Begriffe "muttersprachlicher Basisunterricht", "fremdsrachlicher Fachunterricht", "Bilingualität" und "Diplomatenkinder-Ausbildung" ohne jeden Skrupel zu einem Brei von bestenfalls undefinierbarer Farbe.

     

    Wozu haben wir eigentlich eine freie Presse? Hat denn mal irgendwer Herrn Erdogan dazu befragt, was das denn für ihn überhaupt ist, eine türkische Schule oder einer türkischen Uni? Reden wir über Formen, über Inhalte oder über beides? Was also habe ich mir vorzustellen unter o.g. Headline?

     

    Aber ja, ich weiß schon: Alles, was ich mir vorzustellen vermag, soll ich mir vorstellen. Ich will schließlich als kreativ gelten. Und außerdem sind wir hier nicht bei der (bildungs-)politisch interessierten Presse, sondern beim ausgebildeten Psychoanalytiker. Die vermeintliche Form eines Tintenklexes auf weißem Grund, nicht wahr, verrät uns selbst sowie dem Arzt noch allemal sehr viel mehr über unser Innenleben, als über Tinte und Papier...

  • D
    der_rex

    was wir IMHO brauchen ist guter Journalismus...

  • MC
    Martin Chan

    Die griechischen Immigranten waren die ersten - und einzigen - Gastarbeiter, welche eigene griechische Gymnasien einrichteten. Das Ergebnis: Sie stehen bildungsmäßig an der Spitze der Immigranten. Auf diesen Schulen wird Deutsch intensiv unterrichtet und als zweite Unterrichtssprache eingesetzt. Die Absolventen dieser Schulen sind hervorragend in griechischer und deutscher Sprache und Kultur ausgebildet.

    Viele der türkischen Mitbürger beherrschen nicht nur das Deutsche nicht so gut, wie es wünschenswert wäre, sondern sind auch des Türkischen nicht wirklich mächtig. Woher denn auch? Bildungsferne Schichten führen ihre Kinder auch nicht in die Literatur ihrer eigenen Muttersprache ein. Gute türkisch-deutsche bilinguale Schulen wären sicherlich eine Bereicherung, so wie es generell bilinguale Schulen sind. Türkische Schulen könnten da ein wichtiges Zeichen setzen.

    Übrigens: Deutsche und türkische Schüler besuchen in der Türkei die Deutsche Schule in Istanbul!

  • L
    Lena

    Das lustige an diesen Pro und Contra Dingen ist doch, dass sie sich manchmal wunderbar ergänzen. Also mein Vorschlag:

    1. Einführen von Islamwissenschaften und Türkisch als Studiengänge auf Lehramt. Mit Staatsexamen. (forget Bachelor)

    2. Keine Türkischen Schulen, sondern, wie wir es schon von anderen Sprachen, wie Französisch, kennen, bilinguale Türkischklassen. Wenn die Schülis in den Religionsunterricht gehen, dann in evangelisch, katholisch, muslimisch oder Ethik. Darüber hinaus, bei Bedarf, speziellen Deutschunterricht von DAF-LehrerInnen.

    3. (für Fortgeschrittene :))Partnerschulen und Partneruniversitäten in der Türkei.

     

    Fazit: Keine Abspaltung der gesellschaftlichen Gruppe in eine Parallelwelt, Förderung ihrer Kultur, staatliche Kontrolle ihrer Lehrkräfte, Förderung der Aktzeptanz des Staates in dem sie leben, Extra-Deutschunterricht. Und der Integration steht nichts mehr im Wege!

  • BA
    Bülent Akin

    Nach der ganzen Integrationsdebatte, die seit Neuestem wieder polemisch angefacht wurde, möchte man am liebsten ins angelsächsische Ausland auswandern, wo solche Debatten von beiden Seiten ehrlicher geführt werden. Während sich die Ignoranz und Selbstgefälligkeit der Deutschen bei derlei Themen seit der Wiedervereinigung von nahe der Nullinie wieder bis zur Unerträglichkeit gesteigert hat - die FAZ wirft heute z. B. Erdogan vor, er habe in Deutschland auf Türkisch gesprochen-, ist die Wehleidigkeit der Türken hierzulande seit jeher ein Atmosphären-Killer.

    All das hätte vermieden werden können, hätte Deutschland von Anfang an in die nachwachsenden Generationen investiert, statt sie massenhaft in Haupt- und Sonderschulen zu pferchen. Erdogans Vorschlag entstammt vermutlich weniger der Kenntnis bundesrepublikanischer Bildungswirklichkeit als seiner Erfahrung mit fremdsprachigen Eliteschulen inmitten der eigenen Bildungsgmisere in der Türkei. Türkische Eliteschulen in Deutschland könnten den 16 provinziellen Kultusbürokratien hierzulande vielleicht in ähnlicher Weise vor Augen führen, dass endlich eine bundeseinheitliche Bildungs- und Erziehungsinitiative für Migranten- und Arbeiterkinder hergehört, die ihre jeweilige Herkunft wertschätzt und ihre sprachlichen sowie sonstigen Defizite gegenüber Kindern aus dem Bildungsbürgertum ausgleicht.

     

    Dr. Bülent AKIN

    69190 Walldorf

  • PZ
    Peter Zimmermann

    Warum dürfen Kinder türkischer Eltern nicht mit (Fremden)Deutschen sprechen?

    Ich lebe seit 20 Jahren in einem Hamburger Wohngebiet, in dem der Anteil der türkischstämmigen Bevölkerung mittlerweile bei über 20% liegt. Wenn ich im Sommer im Innenhof sitze in dem auch viel Kinder türkischstämmiger Eltern spielen, kommt es seit Jahren (schon in der zweiten Generation)immer wieder zu folgender Situation. Die neugierigen und aufgeschlossenen Kinder beginnen ein Gespräch mit mir. Es sind meistens drei bis sieben Kinder, also eine Gruppe. Wir unterhalten uns und nach maximal fünf Minuten wird den Kindern von ihren Eltern verboten mit mir zu sprechen, sie müssen nach Hause gehen. Solange sich solche einfachen Dinge nicht ändern, sehe ich keine Möglickeit zur Integration. Mir tun die Kinder leid und es handelt sich hier um ein von Generation zu Generation weiter gegebenes Verhalten. Ich kenn einige Eltern selbst noch als kleine Kinder. Sie waren damals ebenso aufgeschlossen und neugierig wie ihre Kinder heute. Aber heute verbieten sie den Kindern den Umgang. Es wird mit Macht versucht, die Kinder in einen geschlossenen Wertekosmos einzusperren, wo sie doch alle Anlagen zu einer geglückten Integration von Geburt aus mitbringen. Diese Form von Angst und Vorurteil vor allem was fremd ist das eigentliche Problem. Damit will ich keiner geistlosen Multikulti-egal-Haltung als Grüne das Wort reden. Ich darf Fremde auch kritisieren und Ihnen meinen Standpunkt klarmachen, was zu Konflikten führen kann, das ist normal. Aber wie soll ich den etwas kennen lernen, was ich nicht sehen kann, weil es sich nicht offen und ehrlich zeigt? Wie soll ich erkannt werden, wenn ich mich selbst nicht offen und ehrlich zeigen darf? Ich höre oft Vorurteile zu meinem Verhalten, wie Ausländerhasser, Kinderfeind. So sehe ich mich selbst nicht. Ich sage nur die Dinge die ich jedem Menschen sagen würde, ohne Ansehen seiner/ihrer Herkunft oder seines/ihres Standes. Wenn ich damit aber gleich in eine Ecke gestellt werde, brauche ich Mut oder ich beginne gleichgültig zu werden, mich machtlos zu fühlen und eine Wut zu entwickeln auf die Menschen, die mich punktuell beeinträchtigen, denen ich mein Missfallen darüber aber nicht mehr offen mitteilen darf. Das ist ja die typische Haltung, die in Deutschland herrscht. Eine zunehmende Gleichgültigkeit dem anderen gegenüber, das wird dann Toleranz genannt. Das ist es aber nicht. Gleichgültigkeit und Toleranz sind grundverschiedene Dinge. Ich glaube, wir könne von der Neugier, der Teilnahme und der Direktheit der Kinder lernen und zwar unabhängig von der kulturellen und sonstigen Herkunft.

  • K
    Kent Öz

    an Lena ,forget Bachelor.. Das ist das einzige was ich habe.Die Deutschen wissen es noch nicht.Und in den türkischen Medien kommen Programme als ob man als Blöd dargestellt wird.

    İch bin für Bachelor degree. Deutschland sollte erst mal anerkennen. İch war schon in Deutschland ohne Anerkennung von einer Deutschen Universiataet meines Diploms und Militaerdienstes.

    Mein Bruder hat auch das Problem.İch habe mich gewundert ,dass ich nach den 23 Jahren in der Türkei bei einer Deutschprüfung undzwar bei DeutschNaturwissenschaft durchgekommen bin mit 87.5.

    Was ich in Deutschland nur bei technisch zeichnen mit 81 erreicht habe.

     

    Also wir sind nicht gegen die Deutsche Sprache,und da auch der türkische Staat Deutschprüfung macht .ÜDS,wundert mich es dass die türkische Regierung türkisch will.Es gibt ja soviele Bachelor absolventen,die sich nicht mal auf eine Prüfung vorbereiten. Meine Freunde arbeiten bei auslaendischen Firmen nur mit der türkischen Sprache.İch bin sogar benachteiligt jetzt erst Recht weil ich Deutsch kann. Manche fangen jetzt erst an eine Sprache zu lernen

    Appropo türkische Regierung ist dagegen Deutsche Sprache ,für Masterstudiengaenge an türkischen Hochschulen in Deutschland waere ich interresiert.

     

    Oder manche Deutsche Universitaeten erfordern Deutsche Sprachkenntnisse ,was ich erfülle.

    Aber besonders finanziell geht es nicht.Mit meiner Master.Was die Deutsche Botschaft fordert was,ich nichts dagegen habe und eine neue Herausforderung für mich waere.

    Das Thema ist das Deutschland Bachelor anerkennt,bevor noch mehr Vergessen,was wir studiert hatten.

    Aber einerseits sind wir Hochqualifizierte,denen Recht gegeben wird in Deutschland zu arbeiten. Voraussetzung weiss ich nicht.Nur ,dass man einen Arbeitsvertrag bekommt. Alles haengt nur von einem Vertrag ab. Was früher auch so war und bleiben wird.

    Also Anerkennung von Studiennachweisen. İch bin mir sicher dass Deutsche die türkische Diplome nicht verstehen.

    Gleichzeitig kommt es mir aber vor das das Studium nur eine Gymnasium Besuch war.

    Das Deutsche konsulat will nur finanzielle Absicherung.

    Aber bitte zuerst Bachelor Anerkennen.

    Ausserdem wieso soll ich Bachelor vergessen,was noch nicht angenommen wurde.

  • M
    M.Landskrona

    @Bülent Akin

     

    Ich stimme Ihnen zu, auch in Hinsicht der "Atmosphärenkiller". Der obsessive Umgang deutschstämmiger Zeitungen mit allem, was in das Feld "ausländisch" und zur Zeit "türkisch" fällt, macht mich geistig fertig. Ich wünschte, ich würde nicht so gut deutsch verstehen.

  • S
    super

    In Izmir gibt es z.B. schon lange die Levantiner. Sie haben eigene Schulen und Kirchen. Sie sprechen perfekt Italienisch und Türkisch. Die Verbindungen nach Italien werden seit Jahrhunderten gepflegt und somit haben Sie auch eines der größten Konsulate in Izmir.

     

    Wie von Martin Chan bereits angesprochen wurde ist das Resultat unserer Politik, dass viele türkische Jugendliche WEDER Deutsch NOCH Türkisch richtig sprechen können. Das Entstehen einer (ungebildeten) "Parallelgesellschaft" wird damit wohl eher gefördert.

     

    Durch eine richtige "Mischung" des Lehrangebots könnte man aber genau das Gegenteil erreichen. Ich finde auch, dass ein Türke die türkische Sprache beherrschen sollte. Dies ist sehr wichtig für das eigene Selbstbewusstsein und hilft sicher auch bei den vielen Besuchen in der Türkei. Für viele entsteht dabei sogar eine Alternative zum Leben in Deutschland.

  • G
    George

    Ich verstehe die ganze Aufregung nicht. Natürlich haben die hier lebenden Türken nicht nur ein Recht auf eigene Schulen, sondern auch ein Recht auf eigene Gesetze, die speziell auf Ihre Bedürfnisse zugeschnitten sind (Sharia usw.), auf eigene Volksvertreter und, in eine nicht solange ferner Zukunft, das Recht auf einen eigenen Staat inmitten von Deutschland. Und wenn jetzt jemand kommt und behauptet das alles sei ein Hirngespinst, sollte auf Kosovo schauen. Soll heisen: Wenn wir der Ansicht sind dass die Kosovo Albaner einen eigenen Staat bekommen sollen können wir denselben Wunsch den hier seit Jahrzehnten lebenden Türken nicht verwehren.

  • PK
    Peter Kammer

    Es gibt doch z.B. in Berlin-Spandau ein türkisches Gymnasium.

    Interessanter ist eher, wen Herr Erdogan eigentlich ansprechen muss. Schließlich ist die Genehmigung von neuen Schulen nicht Sache des Bundes sondern der Länder. Und die Frage nach türkischen (Privat-)Schulen wird dann eine Frage des Einzelfalls und damit der konkreten Ausgestaltung sein. So ist die ganze Diskussion darüber lediglich ein seltsames Konglomerat aus Unwissenheit und Ideologie.

  • AZ
    Anke Zöckel

    Die Frage, ob Deutschland "türkische Schulen" braucht, klingt spannend. Diringlicher aber ist meiner Meinung nach die Verhandlung der Frage, ob Deutschland deutsche Schulen benötigt. Ich finde: Ja!

     

    Die Debatten hierzulande laufen schließlich nicht deswegen mit schöner Regelmäßigkeit aus dem Ruder, weil die verhandelten Probleme unlösbar wären oder türkische Staatschefs etwas zu bestimmen hätten auf grundgesetzlich geschütztem (Mutter-)Boden. Sie kranken eher daran, dass sich Deutsche in ihrer Muttersprache (selbst dann, wenn sie das wirklich wollen) nur selten angemessen ausdrücken können.

     

    Unter der reißerischen "Headline" (so viel Fremdsprache muss sein!) "Türkische Schulen für Deutschland" verquirlt man zum Beispiel die in ihrer Verschiedenheit offenbar nicht so ganz erfassten Inhalte der Begriffe "muttersprachlicher Basisunterricht", "fremdsrachlicher Fachunterricht", "Bilingualität" und "Diplomatenkinder-Ausbildung" ohne jeden Skrupel zu einem Brei von bestenfalls undefinierbarer Farbe.

     

    Wozu haben wir eigentlich eine freie Presse? Hat denn mal irgendwer Herrn Erdogan dazu befragt, was das denn für ihn überhaupt ist, eine türkische Schule oder einer türkischen Uni? Reden wir über Formen, über Inhalte oder über beides? Was also habe ich mir vorzustellen unter o.g. Headline?

     

    Aber ja, ich weiß schon: Alles, was ich mir vorzustellen vermag, soll ich mir vorstellen. Ich will schließlich als kreativ gelten. Und außerdem sind wir hier nicht bei der (bildungs-)politisch interessierten Presse, sondern beim ausgebildeten Psychoanalytiker. Die vermeintliche Form eines Tintenklexes auf weißem Grund, nicht wahr, verrät uns selbst sowie dem Arzt noch allemal sehr viel mehr über unser Innenleben, als über Tinte und Papier...

  • D
    der_rex

    was wir IMHO brauchen ist guter Journalismus...

  • MC
    Martin Chan

    Die griechischen Immigranten waren die ersten - und einzigen - Gastarbeiter, welche eigene griechische Gymnasien einrichteten. Das Ergebnis: Sie stehen bildungsmäßig an der Spitze der Immigranten. Auf diesen Schulen wird Deutsch intensiv unterrichtet und als zweite Unterrichtssprache eingesetzt. Die Absolventen dieser Schulen sind hervorragend in griechischer und deutscher Sprache und Kultur ausgebildet.

    Viele der türkischen Mitbürger beherrschen nicht nur das Deutsche nicht so gut, wie es wünschenswert wäre, sondern sind auch des Türkischen nicht wirklich mächtig. Woher denn auch? Bildungsferne Schichten führen ihre Kinder auch nicht in die Literatur ihrer eigenen Muttersprache ein. Gute türkisch-deutsche bilinguale Schulen wären sicherlich eine Bereicherung, so wie es generell bilinguale Schulen sind. Türkische Schulen könnten da ein wichtiges Zeichen setzen.

    Übrigens: Deutsche und türkische Schüler besuchen in der Türkei die Deutsche Schule in Istanbul!

  • L
    Lena

    Das lustige an diesen Pro und Contra Dingen ist doch, dass sie sich manchmal wunderbar ergänzen. Also mein Vorschlag:

    1. Einführen von Islamwissenschaften und Türkisch als Studiengänge auf Lehramt. Mit Staatsexamen. (forget Bachelor)

    2. Keine Türkischen Schulen, sondern, wie wir es schon von anderen Sprachen, wie Französisch, kennen, bilinguale Türkischklassen. Wenn die Schülis in den Religionsunterricht gehen, dann in evangelisch, katholisch, muslimisch oder Ethik. Darüber hinaus, bei Bedarf, speziellen Deutschunterricht von DAF-LehrerInnen.

    3. (für Fortgeschrittene :))Partnerschulen und Partneruniversitäten in der Türkei.

     

    Fazit: Keine Abspaltung der gesellschaftlichen Gruppe in eine Parallelwelt, Förderung ihrer Kultur, staatliche Kontrolle ihrer Lehrkräfte, Förderung der Aktzeptanz des Staates in dem sie leben, Extra-Deutschunterricht. Und der Integration steht nichts mehr im Wege!

  • BA
    Bülent Akin

    Nach der ganzen Integrationsdebatte, die seit Neuestem wieder polemisch angefacht wurde, möchte man am liebsten ins angelsächsische Ausland auswandern, wo solche Debatten von beiden Seiten ehrlicher geführt werden. Während sich die Ignoranz und Selbstgefälligkeit der Deutschen bei derlei Themen seit der Wiedervereinigung von nahe der Nullinie wieder bis zur Unerträglichkeit gesteigert hat - die FAZ wirft heute z. B. Erdogan vor, er habe in Deutschland auf Türkisch gesprochen-, ist die Wehleidigkeit der Türken hierzulande seit jeher ein Atmosphären-Killer.

    All das hätte vermieden werden können, hätte Deutschland von Anfang an in die nachwachsenden Generationen investiert, statt sie massenhaft in Haupt- und Sonderschulen zu pferchen. Erdogans Vorschlag entstammt vermutlich weniger der Kenntnis bundesrepublikanischer Bildungswirklichkeit als seiner Erfahrung mit fremdsprachigen Eliteschulen inmitten der eigenen Bildungsgmisere in der Türkei. Türkische Eliteschulen in Deutschland könnten den 16 provinziellen Kultusbürokratien hierzulande vielleicht in ähnlicher Weise vor Augen führen, dass endlich eine bundeseinheitliche Bildungs- und Erziehungsinitiative für Migranten- und Arbeiterkinder hergehört, die ihre jeweilige Herkunft wertschätzt und ihre sprachlichen sowie sonstigen Defizite gegenüber Kindern aus dem Bildungsbürgertum ausgleicht.

     

    Dr. Bülent AKIN

    69190 Walldorf

  • PZ
    Peter Zimmermann

    Warum dürfen Kinder türkischer Eltern nicht mit (Fremden)Deutschen sprechen?

    Ich lebe seit 20 Jahren in einem Hamburger Wohngebiet, in dem der Anteil der türkischstämmigen Bevölkerung mittlerweile bei über 20% liegt. Wenn ich im Sommer im Innenhof sitze in dem auch viel Kinder türkischstämmiger Eltern spielen, kommt es seit Jahren (schon in der zweiten Generation)immer wieder zu folgender Situation. Die neugierigen und aufgeschlossenen Kinder beginnen ein Gespräch mit mir. Es sind meistens drei bis sieben Kinder, also eine Gruppe. Wir unterhalten uns und nach maximal fünf Minuten wird den Kindern von ihren Eltern verboten mit mir zu sprechen, sie müssen nach Hause gehen. Solange sich solche einfachen Dinge nicht ändern, sehe ich keine Möglickeit zur Integration. Mir tun die Kinder leid und es handelt sich hier um ein von Generation zu Generation weiter gegebenes Verhalten. Ich kenn einige Eltern selbst noch als kleine Kinder. Sie waren damals ebenso aufgeschlossen und neugierig wie ihre Kinder heute. Aber heute verbieten sie den Kindern den Umgang. Es wird mit Macht versucht, die Kinder in einen geschlossenen Wertekosmos einzusperren, wo sie doch alle Anlagen zu einer geglückten Integration von Geburt aus mitbringen. Diese Form von Angst und Vorurteil vor allem was fremd ist das eigentliche Problem. Damit will ich keiner geistlosen Multikulti-egal-Haltung als Grüne das Wort reden. Ich darf Fremde auch kritisieren und Ihnen meinen Standpunkt klarmachen, was zu Konflikten führen kann, das ist normal. Aber wie soll ich den etwas kennen lernen, was ich nicht sehen kann, weil es sich nicht offen und ehrlich zeigt? Wie soll ich erkannt werden, wenn ich mich selbst nicht offen und ehrlich zeigen darf? Ich höre oft Vorurteile zu meinem Verhalten, wie Ausländerhasser, Kinderfeind. So sehe ich mich selbst nicht. Ich sage nur die Dinge die ich jedem Menschen sagen würde, ohne Ansehen seiner/ihrer Herkunft oder seines/ihres Standes. Wenn ich damit aber gleich in eine Ecke gestellt werde, brauche ich Mut oder ich beginne gleichgültig zu werden, mich machtlos zu fühlen und eine Wut zu entwickeln auf die Menschen, die mich punktuell beeinträchtigen, denen ich mein Missfallen darüber aber nicht mehr offen mitteilen darf. Das ist ja die typische Haltung, die in Deutschland herrscht. Eine zunehmende Gleichgültigkeit dem anderen gegenüber, das wird dann Toleranz genannt. Das ist es aber nicht. Gleichgültigkeit und Toleranz sind grundverschiedene Dinge. Ich glaube, wir könne von der Neugier, der Teilnahme und der Direktheit der Kinder lernen und zwar unabhängig von der kulturellen und sonstigen Herkunft.