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Pro und KontraSoll Homeschooling verboten bleiben?

Kommentar von P. Gessler und C. Füller

Die Schulpflicht wurde lange Zeit als Errungenschaft gefeiert. Ist sie es immern noch wert, verteidigt zu werden? Oder ist Homeschooling eine Alternative?

Uwe Romeike und seine Frau Hannelore beim Unterricht ihrer fünf Kinder. Bild: dpa

P ro

Die armen Romeikes! Da wollte der böse deutsche Staat sie zwingen, dass ihre fünf Kinder an einer staatlichen Schule etwas von der Evolutionslehre erfahren, vom Humanismus und vom Dialog der Religionen - unzumutbar für die evangelikalen Christen, weshalb sie ihre Kinder seit Jahren zuhause unterrichtet haben. Ihr exklusiver Hausunterricht, das Homeschooling, war ihnen so wichtig, dass sie in die USA ausgewandert sind. Ja, sie haben gar politisches Asyl dort gefunden, weil sie in Deutschland wegen ihrer Schulverweigerung angeblich verfolgt würden!

Nun geht es nicht um die absurde Entscheidung eines "Immigrations-Richters" aus der amerikanischen Provinz - dieses Urteil ist eher eine Posse. Wichtig ist vielmehr, dass vor allem religiöse Fundamentalisten gleich welcher Glaubensrichtung das Instrument Hausunterricht wie die Romeikes erklärtermaßen am liebsten dazu nutzen würden, ihre Kinder von jeglicher Konfrontation mit anderen Weltanschauungen, ja mit der modernen Welt abzuschirmen. Es ist ein hohes Gut, dass der demokratische Staat von seinen jüngsten Bürgern neben der neunjährigen Schulpflicht verlangen kann, in eine Schule zu gehen, in der sie Toleranz lernen müssen gegenüber Menschen und Ideen, die ihren Eltern vielleicht nicht so gefallen.

Sicher, manche staatliche Schulen sind, etwa was das Niveau oder die Ausstattung angeht, zum Erbarmen. Und, keine Frage, der Wissensstand der Hausunterrichts-Kinder kann bestenfalls umfassender sein als der von Schülern öffentlicher Schulen. Dies aber sind alles nicht ausreichende Gründe, um die Schulpflicht aufzuweichen. Denn wer die staatliche Schule vor Ort dem teuren Nachwuchs nicht zumuten will, dem bietet sich eine Fülle öffentlicher Schulen in privater Trägerschaft, die solche Defizite ausgleichen - zu erträglichen und meist sozial gestaffelten Preisen. Hier können dann, staatlich überwacht, auch etwa die Kinder evangelikaler Eltern einen christlich gefärbten Unterricht erfahren, der die Indoktrination der Eltern bricht, ohne ihre Weltanschaung zu verraten. Man müsste nur zu etwas Toleranz und Kompromissen bereit sein.

PHILIPP GESSLER ist Reporter der taz.

* * *

Kontra

Homeschooling ist igitt igitt, weil es Fundis machen, die ihre Kinder zu einer sektiererischen Haltung erziehen - diese Position ist zu simpel. Denn im Sinne einer Re-Vergesellschaftung von Lernen und Schule kann Homeschooling ein wichtiger Reformstachel sein.

Jahrelang dachten wir, die Schulkrise hänge an den schlechten Pisaplätzen. Dabei ging es stets um die hohe Zahl an Risikoschülern und Schulabbrechern. Sie resultieren nicht aus einem bedauerlichen Webfehler, es ist das falsche Konstruktionsprinzip der staatlichen Schule.

Diese Schule ist veraltet und in den Denkstrukturen des Obrigkeitsstaates gefangen. Nicht umsonst sagt der neue Präsident der Kultusministerkonferenz, Ludwig Spaenle (CSU), er werde Bildungsstandards notfalls "durch Vorzeigen der Folterinstrumente" erzwingen. Wer da noch meint, die Kultusfritzen dächten um, sitzt einem großen Missverständnis auf.

Das Turbogymnasium wird ebenso stümperhaft wie brutal eingeführt. Und die Debatte über die Bildungsrepublik ist nichts als empörend. Man gaukelt den Bürgern vor, die verwahrlosten Schulgebäude würden mit mehr Geld für Bildung saniert. Unsinn. Es wird absolut und relativ weniger Geld in die Schulen fließen.

Warum sollte der Staat irgendetwas besser machen? Er hat die Schulen im 19. Jahrhundert verstaatlicht und bürokratisiert - aber er hat sie nie demokratisiert und grundlegend modernisiert. Demokratisierung schenkt einem der Staat nicht, die muss man sich erkämpfen - indem die Gesellschaft ihre Schulen sich wieder zurückholt.

Wie das geht?

Paradoxerweise durch eine Privatisierung oder, schöner, Vergesellschaftung. Indem Kommunen und Reforminitiativen eigene gute Schulen gründen. Und indem die Eltern dem Staat ihre Kinder wegnehmen, solange er sie für seinen Sortierauftrag missbraucht. Eltern sollten mit Fördervereinen die Staatsschule unterwandern, sie in Schulgremien zivilisieren; und sie sollten, schmerzvollster Akt, ihre Kinder selbst unterrichten. In diesem Sinne kann Homeschooling eine nützliche Waffe sein.

CHRISTIAN FÜLLER ist Autor und taz-Redakteur.

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38 Kommentare

 / 
  • F
    friedbert

    Die Diskussion scheint mir an den Haaren herbeigezogen.

    In etlichen erstklassigen Bildungsnationen

    wird der Fernunterricht sehr gut eingesetzt.

    SchülerInnen haben nehmen dann via Internet

    am Unterricht teil und bearbeiten Projekte

    selbstständig. Dies wird sehr erfolgreich

    in Kanada, Australien, Teilen Skandinaviens

    praktiziert.

    Wenn es richtig gemacht wird, kann das sehr positiv sein.

    Zuerst sollten die Kinder das Denken lernen

    und die zivilisatorischen, grundlegenden

    intellektuellen Fertigkeiten und dann nach

    ihren eigenen Bedürfnissen den Wissenstoff

    auf die für sie richtige Weise lernen.

    Wir müssen die Kinder nicht immer permanent

    kontrollieren lassen über peer-groups.

    Zahlreiche Gewalterfahrungen, sexuelle Demütigungserfahrungen, Psychoterror, Brüllereien,

    u.ä. Klamottenkult, Eifersüchteleien, Süchte,

    geldgeile Statushysterien bringen

    einen im konsequenten Lernen nicht weiter.

    Im Gegenteil neueste Untersuchungen beweisen,

    das eine schlechte Sozialkultur verursacht u.a.von TyrannInnen

    im Lehrerkollegium und der Schülerschaft

    die Lernmotivation bedeutend bei den anderen

    beeinträchtigen kann und Lernerfolg und Beliebtheit

    gerade Klassenverbänden sich gegenseitig bedingen.

    Verhaltensbiologische Experimente beweisen schon

    lange die viel schlechteren Entwicklungsperspektiven

    für rangniederste Individuen, durch den Ausstoß

    von Stresshormonen, hohen Adrenalinspiegel und Puls, die beim Lernen und Denken

    nachhaltig schlecht wirken. Ade, Chancengleichheit.

     

    Wir leben in einer Leistungsgesellschaft und

    wenn manche ein anderes soziales Umfeld

    sich wünschen, ist das Ok.

    Es ist aber nicht Ok, Kinder zu beschulen

    und es kommt mittelfristig dann nichts heraus.

    Schule, auf welchen Wege auch immer, muss die

    Gesundheiterhaltung des Kindes in einer lebenswerten

    Kindheit und die Maximierung

    der Leistungsfähigkeit sowie des Fähigkeitenspektrums objektivierbar realisieren.

    Die Wege zu diesem Ziel hin, können von Kind zu

    Kind verschieden sein.

    Objektive Kontrolle der Lernleistungen und anderweitige stetige

    soziale Betätigung sollte dann aber eingefordert

    werden( Jugendorchester, Freiwillige Feuerwehr),

    damit das Kind nicht verloren geht, falls der

    Ansatz nicht passt.

    Dies sollte aber selbstverständlich auch

    für die Schulen gelten!!

  • M
    Marlene

    Ich finde es ja immer wieder lustig, wenn die Wörter Sozialisierung und Schule in einem Satz verwendet werden.

    Besonders, wenn die Kinder in dem Klassenraum lernen, wie der Lehrer ausflippt und absolut unsinnige Strafen ausspricht.

    Sozialisierung in dem Sinne, dass sich manche Schüler auf Schwächere stürzen.

    Nicht zu vergessen die Ausdrücke unterhalb der Gürtellinie schon bei Erstklässlern.

     

    Bildung für alle wird doch hier sehr klein geschrieben. Hauptsache, die Kinder stecken in einem Raum und funktionieren wie die Roboter.

     

    Ach ja - ich bin für den Hausunterricht (mir ist es egal, wie es genannt wird, Hauptsache mein Kind hat die Möglichkeit, dann das zu lernen, wann sein Hirn dafür am aufnahmefähigsten ist. Und nicht weil ein Plan vorschreibt, um 8:45 Uhr deutsche Grammatik zu pauken.)

  • L
    luzie

    schreiber schreibt:

    "Andere Länder haben andere Bedingungen. In Finnland bspw. gibt es meineswissens Heimunterricht nicht als gedachte ideelle Musterlösung, sondern als Notlösung um in ländlichen Regionen Unterrichtung überhaupt gewährleisten zu können. Die stete Wiederholung alle Länder gingen hier einen anderen weg, ist so einfach nicht."

     

    Nur als kleine Anmerkung am Rande: Auch hierzulande gibt es durchaus sehr strukturschwache Gegenden, und die staatlichen Schulen in erreichbarer Nähe sind nicht immer das Gelbe vom Ei.

    Die vielzitierte und hochgelobte Vielfalt im deutschen Bildungssystem existiert vielleicht in Großstädten, nicht aber auf dem Land.

     

    In der Schweiz, in Österreich, in Holand und Belgien, dürften die Entfernung ähnlich sein wie hier, und die Gesellschaften in diesen Ländern sind bisher nicht daran zerbrochen, dass sie ein paar wenigen Interessierten das Homeschooling erlauben. Freiheit ist ein sehr wichtiges Gut - wird Zeit, dass das auch hier langsam wieder erkannt wird. Sonst bekommen wir eines Tages wahrscheinlich Care-Pakete mit Bananen und West-Margarine aus Holland.

  • S
    schreiber

    mom@home spricht zwei wichtige Punkte an:

     

    - Heimunterricht/Homeschooling ist machbar. Dem ist kaum zu widersprechen. Die individuelle, liebevolle Zuwendung der Eltern, die sich ja bewusst für solche Beschulung entscheiden und die genannten Materialien machen dies möglich.

     

    - Auch weist sie zurecht darauf hin, dass das Schulsystem in der Schweiz, in Deutschland [... uswusf] meilenweit weg ist von einer individuellen Förderung. Hochbegabt hin oder her: Aufgabe von Schule ist es, dem einzelnen gerecht zu werden, allerdings findet dies zu wenig statt. Hier müssten sich Schulen bewegen genauso wie sich systemische Rahmenbedingungen ändern müssten (Selektion).

     

    Zur Gegenseite sagt mom@home nichts, auch das ist verständlich aus Ihrer Position heraus. Der Gesellschaft kommt vermehrt durch die demografischen und ethnischen Veränderungen eine integrative Funktion zu. Ein wesentlicher Aspekt zur Zielerreichung könnte eine demokratische Schule der Begegnung sein. Fakt ist: Sie besteht noch nicht. Nun ist die Rechnung schwer. Das einzelne Kind leidet unter der aktuellen Schule. Schule kann nur zu einer solchen Schule der Begegnung werden, wenn Kinder nicht entzogen werden. Dies ist sicher ein Dilemma, weil berechtigte Interessen gegeneinander stehen und abgewogen werden müssen.

     

    Trotz der Unzulänglichkeit des Bildungssystems, der derzeitigen Schulen entscheide ich mich aktuell für das Schulsysten mit Schulpflicht.

     

     

     

    Ein unabhängiger Nachtrag: Andere Länder haben andere Bedingungen. In Finnland bspw. gibt es meineswissens Heimunterricht nicht als gedachte ideelle Musterlösung, sondern als Notlösung um in ländlichen Regionen Unterrichtung überhaupt gewährleisten zu können. Die stete Wiederholung alle Länder gingen hier einen anderen weg, ist so einfach nicht.

  • M
    mom@home

    Als Deutsche die ihren Sohn in der Schweiz zu Hause OHNE PROBLEME seit der 1. Klasse unterrichtet, hier ein paar Antworten auf berechtigte Fragen:

    Umsetzen kann man Homeschooling einfach, auch in Deutschland. Es gibt gutes Material (Deutsche Fernschule) speziell für homeschooling konzipiert, oder man kauft sich Lehrbücher mit Begleitheften für Lehrpersonen. Der Zeitaufwand ist wesentlich geringer, als wenn das/die Kinder in der Schule sind.

    In Amerika gehen schätzungsweise 5% der Kinder zu Hause in die Schule, auch wenn es ungleich mehr Unterstützung für die Eltern durch Gruppen, Bücher Konferenzen gibt. Es muss schliesslich für Kinder und Eltern stimmen!

    Die Sozialkompetenz leidet erfahrungsgemäss sehr selten. Wenn die Kinder (oder das eine Kind) von reifen Erwachsenen im täglichen Umgang lernen kann wie man Konflikte löst etc, hat es eigentlich auch mit anderen Kindern dann keine Probleme. Wir pers. bekommen echt gutes Feedback über unseren Sohn, obwohl er allein zuhause ist. Wir bringen ihn am Nachmittag eben viel unter die Leute.

    Punkto Krankheit? Das ist bei uns noch nie wirklich passiert. Meisten kennen Homeschooler aber andere Familie mit ähnlichem Weg und können sich etwas aushelfen. Im Notfall wäre es hier in der Schweiz möglich, ihn in die öffentliche Schule zu tun. Der Übertritt wäre gewährleistet, da wir uns nach dem Lerhplan richten müssen.

    Da unsere Sohn hochbegabt ist und sich in seiner kurzen Zeit auf der Regelschule sehr gelangweilt hat, ist diese Möglichkeit des Homeschoolings ein grosses Geschenk von dem auch der Staat profitiert, der oft überfordert ist, wenn das Kind nicht ins System passt.

  • S
    SPilz

    Hier mangelt es eindeutig an TOLERANZ, vor allem den Autoren des Artikels.

  • BM
    Bettina Munarin

    Bei all den berechtigten Klagen über den Zustand unseres Schulsystems und dessen katastrophaler Auslesemechanismen, fragwürdiger Standards etc, frage ich mich doch, wer es sich leisten könnte, seine Kinder alleine zu Hause zu unterrichten. Neben der fachlichen Kompetenz, die man im Interesse der Kinder mitbringen sollte, braucht man dafür Zeit - also Geld. Ich sehe schon alle teilzeitfrustrierten akademischen Mütter zu Hause den Nachwuchs fördern, während der Rest die Regelschule durchleidet. Das wäre dann der endgültige Sieg des Privatisierungswahnsinns. Eine demokratische Gesellschaft, die sich der Chancengleichheit verpflichtet fühlt, sieht für mich anders aus.

  • FK
    Fritz Katzfuß

    Warum seid ihr denn alle so auf die staatliche Schulpflicht versessen? Es gibt das Recht auf Bildung, all right, aber dass so viele nach der staatlichen Zensur der Bildung schreien, das wundert mich doch. Vom Recht auf Unterricht zur Schulpflicht ist ein weiter Weg auf dem die USA meiner Meinung malles richtig machen. Yumindest wesentlich mehr als unsere Obrigkeitsfanantiker.

     

    Beim Unterricht zu Hause (auch Goethe z.B.) wird die Zensur doch gar nicht aufgehoben, nur abgeschwächt. Aber selbst das ist euch zu gefährlich. Soviel Angst vor der Freiheit, ach, ihr Deutschen!

  • Z
    Zora

    Dass die meisten Kommentare sich hier den Anglizismen widmen verwundert doch sehr...

    Dass Homeschooling als Waffe eingesetzt werden könnte, ist zwar kein schöner Ausdruck, aber es beschreibt doch sehr genau, was das deutsche Schulsystem braucht: Veränderung, zur Not auch mit Mitteln des Homeschoolings.

    Privatschulen boomen schon seit Jahren, es werden täglich mehr. Die Veränderung des deutschen Regelschulsystems mit seinem Schulbesuchszwang schreitet jedoch leider nur sehr langsam bzw. kaum voran. Warum? Weil die Schulbehörden der Länder sich keinerlei Sorgen machen müssen, wo die "Kunden" von morgen herkommen: die werden den Schulen zwangszugeführt.

    Ein Blick über die Grenzen zeigt, dass die deutsche Furcht vor Bildungsfreiheit völlig unbegründet ist. Es ist schon mehrfach gesagt worden: Nur Deutschland und die Niederlande zwingen ihre Jüngsten in die Schulen. Alle anderen Länder haben das nicht nötig. Die Kinder gehen trotzdem in die Schule, die Eltern schicken sie. Es gibt eine breite Palette an Bildungsmöglichkeiten, nur die wenigsten nutzen das Recht ihre Kinder allein zu Hause zu bilden.

    Und: Huch! Es gibt keine Parallelgesellschaften! Es ist nichts davon bekannt, dass massenweise muslimische Mädchen vom Schulbesuch abgehalten werden in England oder in Frankreich oder in Österreich. Es ist nichts davon bekannt, dass es evangikale fundamentalistische Kreise in Belgien oder Luxemburg gibt, die sich abseits der Mainstreamgesellschaft bewegen.

    Andere europäische Staaten gewähren ihren BürgerInnen einfach nur mehr Freiheit in Sachen Bildung. Und sie tun gut daran.

  • A
    Apfelkuchenman

    Das heißt Hausunterricht, meinetwegen auch Privatunterricht, aber nicht "Homeschooling",zum Teufel noch eins...

  • A
    ARE

    Ein paar Bitten an die Pro-Fraktion:

     

    ==> bitte eine kleine Auswahl seriöser Quellen über Erfahrungen und Erkenntnisse zum häuslichen Unterrichten in anderen Ländern nennen.

    > Meine Erfahrung: was ich bis jetzt gelesen habe, insbesondere aus den skandinavischen Ländern, lässt sich nicht eben mal so in D umsetzen.

     

     

    ==> bitte den Anteil schätzen, d.h. absolut oder relativ an Eltern in D, die bereit und in der Lage sein könnten, ab 2010/2011 ihre Kinder in Vollzeitform bis zur Primar- oder Sekundarstufe zu Hause zu unterrichten.

    > Meine erste Vermutung: zwischen 1 bis 15%, abhängig vom anvisierten Grad, d.h. je höher der Grad, um so geringer der Anteil.

     

    ==> bitte einen Hinweis geben, wie die im Lehrplan verlangten Sozialkompetenzen ("gemeinschaftliches lernen") zu Hause durch die Eltern gefördert werden können, wenn nur ein oder zwei Kinder (unterschiedlichen Alters) zum Haushalt gehören.

    > Meine Vermutung: die Mehrzahl der 1-Kind-Personenhaushalte könnten nur durch Zusammenschluss dem Lehrauftrag in diesem Punkt nahe kommen, d.h. wir wären wieder auf dem Weg in die Zwergschule.

     

     

    ==> bitte kurz umreißen, was passieren könnte, wenn die Hauslehrer krank werden, sich scheiden lassen oder aus beruflichen Gründen sich nicht mehr um den Unterricht kümmern könnten.

    > Meine Vermutung: zeitweise un-/begrenzter Unterricht in anderen Familien bzw. öffentlichen/privaten Schulen.

     

     

    Ich bin wirklich interessiert! Danke für die Antworten!

  • ML
    mein lieber schoolli

    endlich, endlich, endlich: homeschooling für alle homies!!! für die boys in the hood gibt's bien sur outdoorschooling. und für die kleinen einschooling. ich hingegen bin ja schon lange ausgeschoolt, aber irgendwie ist mir ja nicht so ganz clear, was da jetzt so toll sein soll, an diesem newschool-concept. anyway. ist ja auch nicht weiter verwunderlich für einen vom grund- und gymnasiumsschooling staatlich-autoritär obrigkeitsversauten oldschooler.

  • R
    Ravenbird

    Persönlich bin ich strikt gegen den Unterricht daheim und für die Schulpflicht. Allerdings muss es neben der Regelschule (die ebenfalls eine vollkommene Neustrukturierung benötigt) auch einfacher möglich sein Alternative Schulen (Nein ich meine nicht konfessionelle Schulen sondern z. B. so etwas wie Demokratische Schulen) zu schaffen. Von der Finanzierung sollten Regelschulen und Alternative Schulen gleich gestellt werden. Jede Schule bekommt gemäß ihrer Schule einen jährlichen Grundbetrag und darüber hinaus je nach der Menge ihrer Schüler je Schüler einen einheitlichen Betrag. Dafür dürfen jedoch Privatschulen keine Vorauswahl bei den Kindern treffen und kein Schulgeld verlangen.

     

    Auf diese Weise bekommt man im Zusammenspiel mit einer Wahlfreiheit der Schule zwischen den verschiedenen Schulsystemen und Schulen eine gewisse Konkurrenz um die besten Schulkonzepte und Bedingungen. Positive Ergebnisse dieses 'Wettstreits' können dann wieder in die Regelschulen einfließen.

  • JJ
    Jens Jackowski

    ich habs amtlich: laut offiziellem Gutachten, erstellt als ich in der 4. Klasse war, reicht mein geistiges Potential vermutlich gerade mal für den Sonderschulabschluß... Dank Schulpflicht sind war ich einem Staat, der nur eine Methode für alle kennt hilflos ausgeliefert. Dass die Lehererin heftigstes Mobbing gemacht hat und sich nicht einmal bemühte, lesen von Anfang an beizubringen (meine Eltern waren der Meinung, dass man das nicht schon in der "Vorschule" lernen sollte) interessierte niemanden. Nicht einmal ein Schulwechsel wurde wg. zentralisierter Schulverwaltung in Erwägung gezogen - ich wurde einer Schule und einer Klasse zugeteilt.

     

    Okay, ich habe andere Inseln als Homescooling gefunden. Fachhochschulreife (1,8) und Diplomstudiengang ( 1,0) waren jedenfalls kein Problem.

     

    Kinder so zu unterrichten, wie sie das wollen ist einfach ein Grundrecht. Der Staat kann keine Berechtigung, Kinder einzusperren und schutzlos der Gewalt von Personal auszusetzen, dass er nichteinmal richtig kontrollieren kann. Das Klassenzimmer ist eine blackbox. Und das Schule nicht funktioniert, zeigt ja deutlich alleine die Zahl der Nachhilfenehmer, die deutlich über der Hälfte alle SchülerInnen liegt.

     

    Argumente die auf den Inhalt der Bildung abzielen haben mit der Form nichts zu tun. Der Staat kann ja mit kooperative Prüfungen feststellen, dass das was zuhause passiert sich in gewissen Grenzen bewegt. Und wenn nicht ist es immer noch sinnvoller, Kinder nur einzelnen Schulstunden anzubieten als gleich alles über Bord zu werfen.

     

    Das es geht, zeigen Länder wie Schweden wo der Heimunterricht eine ganz normale Sache ist. Die allermeisten Homeschooler nehmen hier Hilfsangebote der Schulen (Lehrmittel, einzelne Stunden vorallem in Sprachen, Lehrerkonsultation) gerne an und die Lernpräsentationen der Homeschooler haben sich zu einem richtigen Kulturevent gemausert.

  • G
    geguo_dabizi

    1. Haben sie Ihr eigenes Argument mit den "Fundis" in keiner Weise entkräftet, warum nicht? Richtig, geht nicht!

    2. Wenn Schüler in der Schule Probleme haben und/oder machen, sind häufig die Eltern nicht unschuldig daran. Denen dann die Schulbildung zu überlassen, ist zumindest fahrlässig.

    3. Nach Ihrem Traum dürften Kinder nie mehr umziehen, da jeder in der "Schule" macht was er will (respektive für richtig hält). Das Problem ist durch den leidigen Bildungsföderalismus schon arg genug.

    4. Es ist schön, dass Sie in den Regierungschor einstimmen und offen erklären, dass eine Lehrerausbildung überflüssig ist. Die Oberen wollen Handwerker als Quereinsteiger, Sie Eltern. Na dann schaffen wir den Lehrerberuf doch einfach ab! Aber Vorsicht! Dann verlieren Sie Ihren Sündenbock.

    Was die Schulen brauchen ist Kontinuität und innere Einheit. Ständiges Herumbasteln schadet. Erst gründlich überlegen und dann in großen Abständen sinnvolle Reformen, die die Bezeichnung auch verdienen. Und dass der neoliberale Privatisierungswahn bisher nur skurrile Blüten getrieben hat und mehr Schaden als Nutzen brachte muss ich einem taz-Redakteur hoffentlich nicht wirklich erklären?!

  • DM
    Dorett M.

    Man mag über die Qualität der deutschen Schulen sowie über die Lehrinhalte geteilter Meinung sein. Allerdings sollte man dabei nicht außer Acht lassen, dass Kinder und Jugendliche zu Mitgliedern einer Gesellschaft nicht (nur) erzogen, sondern in erster Linie sozialisiert werden. Durch die Institution Schule lernen Kinder, dass die Normen und Regeln ihrer Familie nicht notwendigerweise die anderer Familien, geschweigedenn der ganzen Welt sind. Sie erfahren Kontingenz, und sie lernen damit umzugehen. In einer Familie kann eben nur für das Leben in der Familie sozialisiert werden, und zwar für das in der eigenen. Die Gefahr, dass Kinder durch ihre Mitschüler - v.a. durch die, die sie nicht als Schul"kameraden" bezeichnen würden - Normen vermittelt bekommen, die einem als Elternteil die Haare zu Berge stehen lassen, ist jeder Mutter und jedem Vater wohl schon bewusst, wenn sie sich nach einer geeigneten Grundschule umsehen. Viele mir bekannte Eltern fragen dabei nicht nach dem päsagogischen Konzept der Schule, sondern nach dem Prozentsatz der "Ausländer" in der Klasse, von denen sie befürchten, das Wertesystem ihres Kindes ins Wanken zu bringen. Im Grunde genommen ist auch dieses Verhalten nur eine Light-Version desjenigen, das die evangelikale Familie an den Tag legt, und man kann darüber diskutieren, bis zu welchem Grad elterliche Fürsorge nachvollzogen und akzeptiert werden muss. Für mich persönlich liegt der große Unterschied darin, dass Familie Romeike ihren Kindern rigoros die Möglichkeit nimmt, mit irgendeinem anderen gesellschaftlichen Millieu in Kontakt zu kommen, sich später irgendwo anders zurechtzufinden als in der eigenen Familie oder Gemeinde. Niemand erwartet von Eltern, dass sie ihre Kinder mit allen gesellschaftlichen Gruppen bekannt machen, die man in diesem Lande so finden kann (ich würde meine Kinder sicher auch nicht zum Kommunionsunterricht zwingen). Aber unsere Gesellschaft MUSS von ihren erwachsenen Mitgliedern erwarten, dass sie ihren Kindern nicht von vornherein das Leben in ihr verbaut. Die Kinder der Romeikes haben ein Recht darauf, sich als Erwachsene im vollem Bewusstsein über die Existenz anderer Lebensmodelle für das ihrer Eltern zu entscheiden oder eben nicht. Wenn ihre Eltern dies ablehnen heißt das nichts anderes, alsdass sie ihren Status als Mitglieder dieser Gesellschaft (mitsamt den daraus erwachsenden Pflichten) ablehnen. Ihre Emigration ist daher nur konsequent. Es betrübt mich nur sehr, dass die Kinder nun um Erfahrungen gebracht werden, die sie sicher zu mündigeren Erwachsenen gemacht hätten, als das im Bible Belt der USA zu erwarten ist. Umso tragischer wäre es, wenn wir durch eine Liberalisierung der Gesetze auch andere Kinder diesem Schicksal aussetzen würden.

  • DD
    Der Doove

    In einer Diskussion über Schupflicht hörte ich einmal folgenden Beitrag:in Europa gibt es 17 Länder ,in denen die Schulpflicht gelte,davon liegen 16 in Deutschland.

    Auf jeden Fall muß ein Beobachter der Diskussion erkennen,das eine gewisse Histerie in der Diskussion liegt.Meistens liegt diese Histerie auf der Seite der konservative Gruppe,die will daß es bei dem jetzigen

    vor allem 3 gliedrigen Schulsystem bleibt.

    Deutschland hat am Anfang des 21.Jahrhunderts,in einer globalisierten Welt noch einen relativ hohen Stand von Bildung und qualifizierten Schulabschlüssen innerhalb der Bevölkerung.

    Aber mit gleichgeschalteten Abschlußprüfungen und altmodischen Bildungsmethoden werden wir unseren Wettbewerbsvorteil verlieren.

    Einkommensnachteile,Rentenkürzungen,längere Arbeitszeiten im Niedriglohnsektor,und schwindender Einfluß in der Welt sind die Folge.

    Dazu kommt:Schlecht qualifizierte Migranten werden in anderen Ländern nach Arbeit und Bildungschancen

    Ausschau halten.So daß wir dann irgendwann selbst die Drecksarbeit zu schlechten Bedingungen erledigen müssen.

    Das hieße dann frei nach Roland Koch:morgens um 7.00 Uhr mit Schaufel antreten zur Arbeitseinteilung für ein bißchen Staatsknete(auch die Renter).

    Also ihr Deutschen:lernt das Lernen (auch von anderen).

  • E
    Erich

    Ich kenne nicht viele Eltern, die ihren Kindern ein umfassendes Wissen zumindest auf Realschulniveau bieten könnten. Wenige sind Idioten, viele jedoch Fachidioten. Und die findet man sogar unter der Lehrerschaft des genannten Schultypus.

     

    Den Kindern tut man damit keinen Gefallen, indem man sie gottinspirierten Spinnern überlässt.

  • T
    Tanja

    Soll die Sprache hier zum Ausruck bringen, dass beide Autoren das Thema voll blöd finden oder dass man diese lächerliche Debatte um Hausunterricht ohnehin nicht ernst nehmen sollte? Ausdruck und Sarkasmus sprechen wohl für Letzteres.

  • R
    reblek

    Dass die, sorry, bürgerliche Schule der BRD keineswegs der Bildung möglichst vieler Kinder dient, ist seit Jahrzehnten bekannt. Es gibt nach wie vor keine relevante politische Kraft, die bereit wäre, kompromisslos eine "Gesamtschule" zu fordern, neben der keine andere Schulform zu existieren hat. Aber wenn Füller schreibt, dass "Homeschooling eine nützliche Waffe sein" könne, vergreift er sich zumindest in der Wortwahl, denn "schooling" ist kein Krieg.

  • JV
    Josef von der Wurzel

    Na da fallt mir doch ein Stone from my Heart das dieses nice to have "Homeschooling" in Germany völlig unthinkable ist. Das ist so fremd das der gemeine German noch nichtmal ein Wort dafür hat. Sogar Qualitätsberufsjournalisten müssen sich mit dem genuine wording behelfen.

  • JP
    Jürgen Padberg

    Ein paar Gedanken zur allgemeinen Schulpflicht:

    - Die moderne Schulpflicht geht zurück auf den preussischen Obrigkeitsstaat zu Anfang des 19. Jahrhunderts. Ausdrückliches Ziel war es, die Unterschichten zu guten Soldaten und guten Christen (sprich: Protestanten) zu formen.

    - Das Verbot der Heimschulung der eigenen Kinder geht zurück auf die Gleichschaltungsgesetze der Nazis. Neben Deutschland verbietet heute nur ein einziges europäisches Land seinen Bürgern, ihre Kinder daheim zu unterrichten: die Niederlande.

    - Die meisten bedeutenden Wissenschaftler, Gelehrten, Philosophen, Politiker, Unternehmer und Autoren in der Geschichte der Menschheit sind nicht zur Schule gegangen: von Aristoteles bis da Vinci, von Jesus Christus bis Julius Caesar, von Mozart bis Dickens. Der Rest fand Schule meist zum Kotzen: von Einstein bis Steve Jobs, von Edison bis Bill Gates.

    - Die Literatur des 20. Jahrhunderts ist voller Meisterwerke, die die Schulzeit als grausam, stumpfsinnig und unerträglich darstellen: Unterm Rad, Katz und Maus, Der Fänger im Roggen etc.

  • M
    Mette

    Man sollte sich in Deutschland mal wundern, warum es das (fast)einzige Land auf der ganzen Welt ist, in dem Homeschooling ausdrücklich verboten ist. Viel Zeugnis von der "guten Qualität" und der ach so "sozialen Miteinanders" bieten deutsche, staatliche Schulen ja nun nicht gerade- wohingegen in den USA ein bewährtes System, das auch überwacht wird- sogar dafür sorgt, dass zu Hause unterrichtete Kinder an die Elite-Unis gehen. In Zeiten eines immer raueren, kälteren Tons in der Gesellschaft, einer Verrohung und von massiv überforderten Lehrern sollte man eventuell nicht mit Steinen schmeißen, wenn man selbst im Glashaus sitzt. Das Ganze nun an dem so medienwirksamen "fundamentale Christen"- Gehöhne fest zu machen ist falsch, wie ein Schnitt durch "ganz normale" Homeschooling-Familien in den USA, UK, Frankreich, etc. zeigt. Schade, dass diese "Keule" immer gleich herausgeholt wird, sobald etwas anders ist, obwohl man Toleranz gegenüber bestehenden Systemen von den Homeschooling-Altern selbst einfordert.

  • V
    vic

    Wer überprüft die Eignung und Bildung der Eltern als Ausbilder?

    Wer deren politischen und religiösen Anspruch (denn der wird natürlich 1:1 auf "das Objekt" übertragen)

    Wer überwacht, ob überhaupt Ausbildung stattfindet?

    Wer verhindert, dass sie anschließend reden wie Oettinger?

    Und wer sozialisiert die kleinen Prinzesschen und Prinzen anschließend und macht sie tauglich für die große böse Welt?

    Nein, Homeschooling ist keine Option. Never.

  • P
    peter

    tolle diskussion:

    einmal fundierte argumente

    dann aber nichts was wirklich langfristig für homeschooling spricht...

  • A
    Anna

    Durch eine freie Schulwahl, ob privat oder staatlich könnte jeder für sich eine passende Schule finden oder selbst mit gleichgesinnten eine Schule gründen, dies sollte noch vereinfacht werden. Es sollte auch Ausnahmegenehmigungen geben, wenn der Schulweg zu lang oder zu gefährlich ist und gewährleistet ist, dass die Kinder gut betreut sind. Das Problem ist momentan, dass private Schulen nur 70% der staatlichen Gelder bekommen, da 100% schon zu wenig für die staatlichen Schulen sind, müssen Privatschulen also Geld von den Eltern verlangen, das kann nicht jeder bezahlen, also gibt es faktisch keine freie Schulwahl, das ist ein Eingriff in unsere Freiheit, so gesehen war das Urteil des US-Gerichts berechtigt. In Stuttgart gab es eine riesige Demonstration mit zwischen 10000 und 30000 geschätzten Teilnehmern, gegen diesen Missstand der ungleichen Förderung von staatlichen und privaten Schulen. Die leistungsorientierte, selektive Schulform der deutschen Staatsschule, die unsere Kinder in das bestehende System eingliedern soll, ist nicht für alle Eltern akzeptabel, unabhängig von irgendeiner Religion. Was für eine Schule spricht ist hauptsächlich, dass Kinder andere Kinder kennenlernen und soziale Fähigkeiten lernen. Die reine Wissensvermittlung geht auch Zuhause.

  • TW
    Thomas Weiss

    Wie so häufig liegt wohl auch hier das Ideal in der Mitte. Klar ist, dass das deutsche Schulsystem ziemlich reformbedürftig ist. Aber welche Eltern haben in einer Zeit, in der es normal ist dass beide arbeiten, Zeit ihre Kinder intensiv auf die Berufsausbildung/das Studium vorzubereiten? Ganz richtig ist es meines Erachtens, dass Eltern sich stärker in diesen Teil des Lebens Ihrer Kinder einbringen sollten. Jedoch schreibe ich das aus der Sicht eines Akademikers und Erziehungswissenschaftlers, den das Thema eh interessiert.

  • E
    Edel

    Habe gerade im Forum unter www.homeschooling.de war ein ähnliches Pro und Kontra. Auf der Pro-Seite auf niedrigstem Niveau. Alle Standard-Vorurteile kommen vor. Keine wirkliche Hilfe für die Schulzwang-Fan-Faktion. Vielleicht führt Schulbesuch eben doch nicht immer zu vorbildlichem Erfolg:

     

    PRO

    Wieso wird von Seiten der Schulverweigerer immer so getan als ob es zum Wohle der Kinder wäre? Ist es nicht in fast allen Fällen so, dass die Eltern aus fundamentalistischen Religiösen Kreisen kommen und ihre Kinder von morgens bis abends kontrollieren wollen. Abgesehen davon ist Heimunterricht nicht gut für kinder, sie können sicherlich Den gleichen Stoff lernen wie die Kinder in der Schule, aber die Schule ist essentiell wenn es um das erlernen sozialer Kompetenz geht. Wenn die Kinder immer nur unter ihresgleichen sind, dann sind sie später nicht darauf vorbereitet sich mit Menschen die andere Auffassungen (z.B. Religiöse) auseinanderzusetzen und zu tolerieren. Wenn es nach mir gehen würde, dann würden sogar die Staatlichen Mittel für Privatschulen drastisch gekürzt werden. Kann doch nicht sein dass die Allgemeinheit dafür zahlen soll damit die Kinder indoktriniert werden können.

     

    KONTRA

    Für die Kinder, die oder deren Eltern ein Homeschooling-Modell bevorzugen, ist diese Wahl immer zum Vorteil und Wohl, sonst würden sie es nicht wählen. Nein, Homeschooling-Familien wollen Ihre Kinder in den allerseltensten Fällen kontrollieren. Die meisten Eltern davon wollen sogar im Gegenteil mehr Freiheiten und Möglichkeiten für Ihre Kinder. Der Prozentsatz an Fundamentalisten (Wer oder was ist das? Gut, es sind viele dabei, die nebenbei auch Christen sind und nur die ambitioniertesten von ihnen kommen in die Medien) ist wesentlich geringer als bei denen, die von Schulzwang überzeugt sind. Der Mythos von eventuell mangelnder sozialer Kompetenz oder auch Toleranz gegenüber Andersdenkenden ist längst sogar wissenschaftlich widerlegt. Selbst im Falle eines negativen Zusammenhangs bei Einzelfällen würde ein Schulzwang nichts bessern. Wenn es nach mir ginge, würde ich keinen Cent meiner Steuern mehr für pauschale Massenbeschulung nach ewig gestrigem Muster ausgeben.

  • E
    ex-schüler

    "Denn wer die staatliche Schule vor Ort dem teuren Nachwuchs nicht zumuten will, dem bietet sich eine Fülle öffentlicher Schulen in privater Trägerschaft, die solche Defizite ausgleichen"

     

    tatsächlich?

    tatsächlich ist das eine behauptung, die von eklatant verengter weltsicht zeugt, die nur metropolen kennt.

    in der fläche ist schon der besucht staatlicher schulen oftmals mit erheblichen wegen und dem entsprechenden aufwand verbunden -- eine etwaige schulische alternative ist noch viel schlechter zu erreichen.

     

    "Hier können dann, staatlich überwacht, auch etwa die Kinder evangelikaler Eltern einen christlich gefärbten Unterricht erfahren, der die Indoktrination der Eltern bricht, ohne ihre Weltanschaung zu verraten."

     

    bemerkenswert, welche intoleranz und fanatischer wille zur indoktrination sich in diesem einen satz ausdrücken.

     

    "Man müsste nur zu etwas Toleranz und Kompromissen bereit sein."

     

    das sei dem verfasser des artikels zu allererst ans herz gelegt (und an _seiner_ schule scheint er es ja nicht gelernt zu haben).

    im übrigen ist die forderung nach toleranz und kompromissfähigkeit zuallererst and die schulen und staatlichen aufsichtsgremien zu richten.

    was in schulen, gerade durch nebenher transportierte abwertung in lehreräusserungen und stoffauswahl, an illiberalität und intoleranz verbreitet wird, weiss jeder, der nicht teil des mainstreams war.

    angesichts dessen, dass solchen lehrern praktisch nmicht beizukommen ist, ist die schulpflicht ein skandal.

     

    zum pro:

    "Das Turbogymnasium wird ebenso stümperhaft wie brutal eingeführt."

     

    wer den kampfbegriff "turbogymnasium" verwendet, macht deutlich, dass er an einer sachlichen debatte nicht interessiert ist. dass bei der kürzung um ein iw leerlaufendes jahr fehler gemacht wurden, indem lehrstoff nicht sinnvoll gekürzt und auf relevanz geprüft wurde, steht ausser frage (und natürlich kann man im westen nicht vom osten lernen, wo käme man da hin?).

    wer aber "turbogymnasium" schreit, setllt sich exakt auf die seite derer, die jegliche veränderung liebgewordener strukturen ablehnen und sabotieren, ohne sich je rechenschaft darüber abzugeben, wie angemessen diese strukturen überhaupt (noch) sind

  • S
    Schulz

    Es ist ja zum Lachen,

    auf derselben Seite erscheint eine 10teilige Vorstellung von sogenannten Wunderkindern,

    die alle von der sogenannten Norm der Schulbildung

    abweichen.

    Mozart ist ja vergessen, aber trotzdem hat der

    ab zartem Schulalter schon als Wunderkind avanciert,

    wahrscheinlich ohne Schulbildung.

    Wieso also gegen Hausunterricht sein,

    wenn Goethe oder andere Vorbilder Hauslehrer waren?

    Wenn 2 Eltern vorzeigensweiser sowieso zuhause sind,

    (gebildet oder ungebildet) koennen die doch

    sowieso besseren Unterricht bieten, insbesondere

    eigenen Kindern, als eine fremdarte Schule.

    Natuerlich sind Eltern wissbegierig und leiden unter den unvollkommenen Strukturen der eigenen Kindheit,

    dasselbe soll ihren eigenen geliebten Kindern

    nicht passieren.

    Also muss es homeschooling sein.

     

    Es ist sowieso unmoeglich, Kinder so sehr abzuschirmen, dass diese niemals mit anderen Lebensarten konfrontiert werden.

    Auch eine private Hochschule wird doch

    wohl Unterschiede zum eigenen Elternhaus bieten.

     

    Fast jeder Unternehmer nimmt die eigenen Kinder

    aus dem vergesellschafteten Muster heraus,

    um eine bessere Betriebsalternative nach Familienmuster anzubieten.

    Warum bekommen die Angestellten davon nichts mit?

     

    Wir brauchen neue Schulformen.

  • M
    Matko

    Warum in Deutschland Homeschooling so verachtet wird verstehe ich nicht. In anderen Staaten gehört es zu Freiheit, dass die Eltern für die Erziehung der Kinder verantwortlich sind. Homeschooling heißt ja nicht, dass die Kinder keinen Kontakt mit anderen Kindern haben. Dies ist meiner Meinung nach eher ein Vorurteil. So gehen Homeschoolkinder (religiöser, wie auch nicht religiöser) Eltern, in Sport-, Musik und anderen Vereinen. In Ländern in denen Homeschooling erlaubt wird, wird stark kontrolliert, dass die Kinder kein Bildungsrückstand haben und all das lernen was an den staatlichen Schulen auch gelehrt wird. Darum sehe ich kein Problem. Übrigens ich selber bin auch auf einer staatlichen Schule gewesen (wie übrigens die meisten stengläubige Christen) und meine, dass ich viel gutes dort gelernt habe.;)

  • DS
    Deutscher Sprachrat

    Homeschooling, ich glaub es hackt! Das heißt Hausunterricht oder meinetwegen auch Heimunterricht. Klingt natürlich nicht so sexy kosmopolit-progressiv wie "Homeschooling". Wie wäre es mal mit einem Artikel zum Thema "Soll Denglisch verboten bleiben?"

  • M
    micu

    Die Frage, ob das Erlauben des Homeschoolings die Vermittlung einer humanischen, aufgeklärten, toleranten Wertegrundlage für alle unserer kleinen Mitbürger noch gewährleisten kann, ist die eine.

     

    Eine weitere Frage, die hier leider nicht gestellt wurde, ist die nach dem zu erwartenden Bildungsniveau: Nur ein sehr geringer Prozentsatz der homeschoolenden Eltern hat die nötige fachliche und pädagogische Kompetenz zur Bildung ihrer Kinder---und wenn, dann maximal in einigen Bereichen. Niemand kann ein guter Mathe-, Musik-, Deutsch-, Physik-, Englisch-, Geschichte-, Informatik-, Politik-, Biologie-, Kunst-,... -lehrer gleichzeitig sein.

     

    Ich weiß: Es gibt auch beim Homeschooling standardisierte Tests. Was aber, wenn das Kind schlecht ist in einem Fach---liegt das dann am Schüler oder an den Eltern? Natürlich gibt es auch schlechte Lehrer, aber hier gibt es wenigstens etwas Kontrolle und Transparenz: Die Lehrer müssen ein Studium mir einer (leider nach wie vor zu schlechten) pädagogischen und didaktischen Ausbildung absolviert haben, sie müssen auf Fortbildungen gehen,... und nicht zuletzt: Sie unterrichten viele Schüler in mehreren Klassen. Schüler, die sich beschweren können; beim Direktor, der Schulaufsicht,... Vor allem aber: Die Schüler einer Klasse/eines Kurses genießen den selben Unterricht und schreiben die gleichen Klassenarbeiten.

     

    Eine weitere Frage ist, ob das Elternhaus die nötige Alltagsstruktur für die Kinder aufbauen kann, wie es die Schule in der Regel schafft.

  • O
    Oberhart

    Danke, Philipp Gessler. Ein sehr guter Kommentar dem ich gerne noch zwei Kleinigkeiten hinzufügen möchte.

     

    Zum einen bleibt nämlich beim Homeschooling die Frage nach den Abschlüssen. Wie soll entschieden werden, ob die Haus- und Gartenschüler etwa die Hochschulreife erlangen. Was passiert, wenn sie vor ihrem 18. Lebensjahr (wenn sie sich endlich von ihren verstrahlten lossagen können) eine Ausbildung anfangen?

     

    Eine ganz andere Frage wäre in diesem Zusammenhang: Welcher Anteil der US-Bürger glaubt an die Schöpfungsgeschichte? Ein grotesk hoher. Das ist DIE Schattenseite von Homeschooling. Man kann seinen Kindern jeden Mist erzählen. Wo zieht man da die Linie? Religiöser Schwachsinn, Esoterikmist, Auschwitzlüge, NS-Rassenideologie? Ab wann darf oder solle der Staat eingreifen - und woher bezieht der Staat sein Wissen, was hinter verschlossenen Türen gelehrt wird? Keine Frage, religiöse Spinner, Nazis und Rassisten indoktrinieren ihren Nachwuchs wahrscheinlich auch so zuhause. Allerdings haben Kinder unter staatlicher Schulpflicht eben auch alle die Chance, den Mist ihrer Eltern mit einem einigermaßen wissenschaftlichen oder neutralen Standpunkt zu vergleichen. In diesem Zusammenhang möchte ich noch einmal darauf hinweisen, dass Religionsunterricht endlich abgeschafft gehört und dass es ein Unding ist, dass verpeilte Eltern ihre Kinder vom Sport- oder Sexualkundeunterricht oder der Evolutionslehre abmelden können.

     

    Zu guter Letzt bleibt noch die Frage: Ist Homeschooling nicht ein Traum für Kinderschänder?! Das eigene Kind kommt nicht raus, die Verletzungen an Körper und Seele bleiben lange unentdeckt.

  • SK
    Sven K

    Selbst Wikipedia korrigiert einen übrigens, dass sich das im Deutschen "Hausunterricht" nennt.

    Und wenn man den Anglizismus schon unbedingt als Schlagwort braucht um den Artikel vermeintlich interessanter zu machen, dann kann man doch wenigstens im weiteren Verlauf auf selbigen verzichten.

    Mit besten Empfehlungen

    Sven K

  • OL
    Olavo Linder

    Zuerst einmal sollten sich die Autoren mal zusammensetzen und ein deutsches Wort für "Homeschooling" finden.

    Ist ja süss das ihr der englischen Sprache mächtig seid aber die Anglizismen nerven auf Dauer.

    Setzen, Sechs !

  • L
    Ludwig

    Als erstes sollte einmal der Begriff "Homeschooling" verboten werden. Das wäre schon einmal ein guter Anfang!!!

  • VB
    Victor Becker

    Herr Füller,

    ich glaub ich seh nicht recht. Dass unser Staat mit dem Bildungssystem Mist gebaut hat stimmt. Dass dringend Reformen notwendig sind stimmt ebenfalls. Das unterschreibe ich sogar.

    Aber es darf nicht sein dass sie Hausschulen (kann man sich eigentlich auf die Nutzung des deutschen Begriffes einigen?) als WAFFE einsetzen wollen!

    Was wollen sie denn damit erreichen? Eine Reform des Bildungssystems und als Kosten entsteht eine Generation sozial unsicherer, mental engstirniger und religiös eingleisiger Jugendlicher? Sicher, es gibt Menschen die ihren Kindern Werte wie Toleranz und Verständniss, auch gegenüber Andersdenkenden und Angehöriger anderer Religionen, beibringen. Aber wie wollen sie dies überwachen?

     

    Hausschulen müssen verboten bleiben. Als Übergangslösung, bis endlich Reformen umgesetzt werden, sollten Privatschulen gefördert werden. Vorallem finanziell damit mehr Eltern die Möglichkeit haben ihre Kinder in eine solche zu schicken.

     

    Mit freundlichen Grüßen,

    Victor Becker