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Pro und ContraIst Käßmanns Afghanistankritik mutig?

Pazifismus in Deutschland ist out. Kritische Stimmen wie Käßmann sind leider unpopulär, sagt Daniel Bax. Hingegen glaubt Jörg Sundermeier, die Bischöfin wisse nur zu gut, wie sie Moral verkaufen könne.

P RO

Pazifismus ist out. In den frühen 1980er-Jahren war das noch anders: Halb Deutschland war damals eine Friedensbewegung, die gegen das atomare Wettrüsten der beiden Supermächte auf die Straße ging und "Schwerter zu Pflugscharen" schmieden wollte. "Peace"-Buttons waren überall, mit Udo Lindenberg fragte man: "Wozu sind Kriege da?", und mit Nicole betete man für ein bisschen Frieden. Nur der CDU-Politiker Heiner Geißler störte diese traute Harmonie, als er im Bundestag die provozierende Behauptung aufstellte, der Pazifismus der 1930er-Jahre habe Auschwitz "erst möglich" gemacht.

Kurz zuvor hatten Otto Schily und Joschka Fischer in einem Spiegel-Interview erklärt, durch den Nato-Nachrüstungsbeschluss drohe der Welt ein "atomares Auschwitz". So war die Stimmung in Deutschland damals.

Spätestens aber, seit der gleiche Joschka Fischer als Außenminister die deutsche Beteiligung am Kosovokrieg mit Auschwitz begründete, hat sich der gesellschaftliche Wind gedreht. Gradmesser für diesen Wandel sind die Grünen, die sich von friedensbewegten Wehrdienstverweigerern zur kriegsführenden Regierungspartei mauserten.

Seitdem wirkt der Pazifismus in Deutschland, der auf so große Namen wie Kurt Tucholsky, Käthe Kollwitz oder Heinrich Böll zurückblicken kann, etwas einsam und heimatlos, und wer noch "Frieden schaffen ohne Waffen" fordert, wird bestenfalls als naiv und blauäugig belächelt. So hat lediglich die Linkspartei den Afghanistankrieg von Anfang an grundsätzlich abgelehnt.

Mutig ist es darum von Margot Käßmann, als Ratsvorsitzende der evangelischen Kirche den Afghanistankrieg in klaren Worten kritisiert zu haben. Die Reaktionen auf ihre Neujahrspredigt zeigen, wie unpopulär ihre Meinung ist. Noch mutiger ist es von Käßmann, die Berechtigung von Kriegen überhaupt in Zweifel zu ziehen und dabei auch der Gretchenfrage - war der alliierte Krieg gegen Hitler alternativlos? - nicht auszuweichen. Denn Heiner Geißlers provokantes Diktum von einst ist hierzulande längst zu einem Glaubensdogma erstarrt, das nicht mehr hinterfragt wird.

DANIEL BAX ist Meinungsredakteur der taz

**********

CONTRA

Moral kostet nichts. Das weiß Bischöfin Margot Käßmann nur zu gut, Moral zu verkaufen ist schließlich ihr Beruf. Und ihr Beruf ist es auch, alte Hüte für neue auszugeben. "Sich selbst konfrontieren mit den großen Fragen des Lebens, mit dem, was mein Leben in Frage stellt, das braucht Mut und Vertrauen", so predigte sie beim Neujahrsgottesdienst in der Frauenkirche Dresden. Und siehe: Sie fragte sich eine Frage.

Krieg ist schlimm, lautete sodann die Erkenntnis der Bischöfin, die einer Kirche vorsitzt, die immer mal wieder gern Waffen einsegnete und zum Kosovokrieg oder zum Somalia-Einsatz der Bundeswehr brav schwieg. Nun aber, zu einem Zeitpunkt, da der Krieg in Afghanistan von allen Krieg genannt wird, ermannt sich auch die EKD-Ratsvorsitzende Käßmann und nennt den Krieg Krieg. Und mag ihn nicht. Wow.

Mutig ist daran nichts. "Nichts ist gut in Afghanistan", predigt sie, doch wie jede und jeder weiß, ist das Pauschalurteil nicht nur billig, sondern auch - und zwar in moralischer Hinsicht - falsch. Ja, in Afghanistan läuft nicht nur nicht alles zum Besten, der Nato-Einsatz am Hindukusch läuft in vielerlei Hinsicht falsch. Doch: es wurden bereits Fakten geschaffen, es wurden Fronten gezogen, nun sind sie da. Es gibt dahinter kein Zurück. Auch wenn es Frau Käßmann gern so hätte, es ist nicht mehr 2001. Und nachher ist man immer schlauer.

Verließen die Nato-Streitkräfte das gepeinigte und auch sicherlich durch den Nato-Einsatz gepeinigte Land nun ratzfatz, so ergäben sich dort Zustände, die man mitverantworten muss. Und die die Taliban so oder so herstellen wollten. Es ist zu fragen, was man will. Und wie man es erreicht. Frau Käßmann glaubt an Gott, der ja bekanntlich genauso hilft wie die Bekundung des guten Willens. Sie ist inkompetent und will gar nicht kompetent sein. Sie sammelt ihre Schäfchen unter einer Parole, die gut ankommt. Die Regierung muss das Statement ernst nehmen, es geht um Wählerinnen und Wähler. Das ist das ganze Spektakel. Und nichts mehr dahinter, auch keine höhere Wahrheit.

JÖRG SUNDERMEIER ist Journalist und Programmleiter des Verbrecher Verlags

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20 Kommentare

 / 
  • C
    Christian

    @ Leser

     

    Du verwurschtelst Taliban mit Al Kaida. Die Taliban haben eine nationale Agenda, denen geht es nicht um Anschläge im Westen. Aber das wird ständig gemacht. Die Politik plappert von Al Kaida und Taliban bis irgendwann alles gleich erscheint. Die Presse brabbelts nach und danach sind wir die blöden...

  • L
    L.A.WOMAN

    Was soll diese künstliche Aufregung?

     

    Käßmann setzt konsequent die Haltung der Kirche in der DDR fort, die seinerzeit 'Schwerter zu Pflugscharen' zum Leitsatz ihrer friedlichen Revolution machte.

     

    Wenn die EKD nun den BW-Einsatz nicht in Frage stellen würde, wäre damit auch die friedliche DDR-Rev. diskreditiert. Wollen wir das?

    Wenn es angeblich um die Menschen-Rechte ginge, dann gäbe es genug Länder im arabischen Raum, von wo auch bekanntermaßen Terroristen 'verschickt' werden, in die unter diesem Vorwand Nato-Truppen einmarschieren sollten.

    Käßmann spricht klar aus, was in der Bibel verkündet wurde: Friede auf Erden, nicht mehr und nicht weniger.

    Übrigens:

    Von Merkel ist nicht bekannt, dass sie den Aufnäher seinerzeit getragen hat, im Gegenteil, sie hat geschmeidig für den SED Staat agitiert.

    Daher: Respekt, M. Käßmann.

  • RH
    Rainer Hercher

    Die Kirchen sollten sich in Sachen Krieg sehr still verhalten, denn sie sind die größten Kriegstreiber der letzten 2000 Jahre.

     

    Den Beitrag von Jörg Sondermeier("Contra") kann ich voll unterschreiben. Käßmann fischt auf billigste Art nach Beifall und die meisten gehen diesem leeren Friedensgeschwätz leider auf den Leim. Mit Mut hat das wirklich nichts zu tun. Mal abgesehen davon, daß kirchlicherseits keinerlei Idee vorgetragen wird, wie es denn alternativ weitergehen könnte.

     

    Friedliche und freigeistige Grüße

  • JD
    jeannette derrida

    Ein differenziertes Contra hätte die Angelegenheit schon verdient gehabt, und ich als Leserin auch. Der polemische Rundumschlag Sundermanns ist sehr schwach, um nicht zu sagen, "billig".

  • L
    Leser

    Gehört zu "Trennung von Staat und Kirche" nicht auch, dass Pfaffen sich aus der Politik raushalten? Hat die gute Frau nicht andere Sorgen, als sich zu demokratisch legitimierten Auslandseinsätzen zu äussern?

    Es ist einfach menschenverachtend, Afghanistan den Taliban zu überlassen. Haltet mal schön Eure andere Wange hin, liebe Pazifisten. Vielleicht wacht Ihr auf, wenn es mal in Deutschland einen Anschlag gibt.

  • JF
    Joachim Fischer

    Frau Dr Käßmanns Kommentar ist peinlich. Bei Moltmann habe ich gelernt, dass es keine ernsthafte Alternative zur Lehre vom gerechten Krieg gibt, so problematisch sie im einzelnen auch ist. Die Alternative zur "Theorie des gerechten Krieges" wäre, den Krieg als Naturkatastrophe zu betrachten. Dann wäre der Krieg ausserhalb der menschlichen Verantwortung. Das aber kann niemand wollen.

    Frau Käßmann will aber zurück ins Ghetto der kirchlichen Wellness: Piep, piep, piep- wir haben uns alle lieb. Eine echte systematische Auseinadersetzung mit der Lehre vom Krieg in der Ethik strebt sie nicht an. Wenn aber Krieg nach Gottes Willen nicht sein soll (nur ist das Alte Testament da etwas anderer Auffassung) muss überlegt werden, wie der Krieg der Taliban in Afganistan gegen den Westen und die Menschen- und Frauenrechte beendet werden kann.

  • B
    Boris

    Frau Käßmanns Forderung ist völlig richtig.

    Ihre Analyse des Krieges,der Motive der USA,

    ihrer Verbündeter,sowie der von Kriegsverbrechern durchsetzten Karzairegierung bleibt hingegen oberflächlich.

    Nach dem Lesen von Malalai Joyas "Ich erhebe meine Stimme" kann niemand mehr diesen Besatzungskrieg rechtfertigen.Nicht im Namen von Frauenrechten,Demokratie,Terrorbekämpfung und schon gar nicht mit dem Verweis auf das Völkerrecht.

    Im Dezember 2003 forderte Malalai Joya vor der großen Ratsversammlung die Strafverfolgung der ebenfalls im Parlament sitzenden kriminellen Warlords und Drogenschmuggler, von denen mehrere von Human Rights Watch als Kriegsverbrecher eingestuft sind. Aufgrund ihrer öffentlich geäußerten Kritik gegen Fundamentalisten und Warlords erhielt sie in der Folge zahlreiche Morddrohungen. Bisher hat Joya bereits vier Mordversuche überlebt.

    http://zmag.de/artikel/interview-mit-der-afghanischen-aktivistin-malalai-dschoja

     

    Bundesverwaltungsrichter Dieter Deiseroth: Deutschlands "Kampfeinsatz"

    Jenseits des Rechts:

    Massive Einmischungen vor allem des von der Bush-Administration ernannten US-Botschafters in Kabul Zalmay Khalizad und des von den Bush-Administration durchgesetzten UN-Bevollmächtigten Lakhdar Brahimi sowie erhebliche Geldzuwendungen und Einschüchterungen oppositioneller Abgeordneter kennzeichneten den Verfassungsgebungsprozess.

    Dies galt sowohl für die von Karsai vorgenommene Einsetzung der vorbereitenden Verfassungskommission als auch für die Wahl und Konstituierung der Verfassungs-Loya-Dschirga selbst. Von einer demokratischen Wahl ihrer Abgeordneten konnte keine Rede sein. Gewaltandrohungen, Manipulationen und Stimmenkauf waren an der Tagesordnung.(...)

    Angesichts der dargelegten massiven völkerrechtlichen und demokratischen Defizite des Petersberg-Abkommens, auf dessen Umsetzung die erwähnten UN-Resolutionen abzielen, ist auch die legitimatorische Grundlage des Einsatzes der UN-mandatierten Isaf-Verbände in Afghanistan unter Führung der USA und der Nato größten Zweifeln ausgesetzt.

    Erschwerend kommt hinzu, dass die Unterschiede zwischen der sogenannten Terrorbekämpfung unter dem – völkerrechtlich besonders defizitären – Mandat der US-geführten Operation Enduring Freedom und der "Internationalen Sicherheitsunterstützungskräfte" (ISAF) in der Praxis immer mehr verschwimmen, so dass mittlerweile im Prinzip alle ausländischen Soldaten zunehmend als Teil einer Besatzungsmacht wahrgenommen werden. Militäreinsätze mit ihren sog."

    http://www.fr-online.de/in_und_ausland/politik/aktuell/?em_cnt=2105270&em_loc=1231

  • BR
    Bert Rothermel

    Soso Herr Sundermeier, "Moral kostet nichts" - und wie ist es mit dem Verzicht auf Moral? Qualifiziert man sich damit zum Regierungssprecher für einen schneidigen Freiherrn? Sätze wie "... in Afghanistan läuft nicht alles zum besten" als Beschreibung der afghanischen Realität sind in ihrem Zynismus und iher Brutalität kaum zu überbieten. Kein Wunder wenn Sundermeier dann gleich von der "Front" spricht, die "gezogen" wurde. Warum meldet der tapfere Stratege und Frontkämpfer nicht gleich zum Einsatz. Dafür ist man sich dann doch zu fein. Dann müsste man ja selbst entscheiden wieviele verbrannnte Kinder einen toten Taliban rechtfertigen. 2? 5? 12? Und ist die Quote bei Alten oder Frauen geringer oder höher? Fragen ohne Moral, wie sie zum geliebten Krieg halt gehören. Wenn es überhaupt in Frage stand ob Margot Käßmann mit ihrer Kritik richtig liegt, dann zeigt der Beitrag von Jörg Sundermeier wie dringend die Kritik am Krieg, der längst unsere Köpfen und Herzen verwüstet hat, wirklich ist.

  • GZ
    G. Zimmer

    " ... doch wie jede und jeder weiß, ist das Pauschalurteil nicht nur billig, sondern auch - und zwar in moralischer Hinsicht - falsch." Gut.

    Das gilt auch für die eigenen Pauschalurteile: "... Bischöfin, die einer Kirche vorsitzt, die immer mal wieder gern Waffen einsegnete."

    Das ist nämlich nicht minder dämlich wie die Pauschalisierung, dass sich die schreibende Zunft gern den Faschisten in Nazideutschland angedient hat. Wem hilft das? Der Mangel an differenziertem Urteil wird nicht besser, wenn er antiklerikal verkleidet wird.

  • DK
    Daniel K.

    Ich kann die Kritik an Frau Käßmann nicht verstehen.

    Es ist ihre Aufgabe den christlichen Glauben zu vertreten und zu verteidigen, weil sie eben eine Priesterin ist...sagen wir: Es ist ihr Job. Und die christliche Lehre sagt zu allererst: DU SOLLST NICHT TÖTEN! Krieg als Mittel der Politik ist also abzulehnen.

    Wer ihr vorwirft hier zu moralisieren, der muß von vornherein Glauben und das bischöfliche Amt in Frage stellen.

    Wenn überhaupt, könnte man die Kirche dafür kritisieren, warum sie sich nicht vorher deutlicher zur Thematik geäußert hat (z.B. Kosovo etc.). Aber Tatsache war und ist, daß es in diesen Konflikten ja offiziell auch keine Angriffe seitens der Bundeswehr gab.

  • E
    epappa

    Das peinlichste am sogenannten "Engagement" in

    Afganistan ist, das dort hunderte von Milliarden

    Euros sinnfrei verballert werden, ohne das dies

    den Menschen dort zugute käme.

    Das die kriegsführenden Parteien ihre Schimpansenspiele spielen ,sollen sie.

    Dann sollten die "guten" wenigstens die Zivilbevölkerung in unverletzt lassen.

     

    Das dort mit diesen riesigen Summen unendlich sinnvolleres getan werden könnte. Wer kann das leugnen?

    Nochmals mehrere Jahre unendliche Milliarden verpulvern halte ich für bestenfalls grenzdebil.

  • S
    Stefan

    Ist es nicht an sich schon sehr bedenklich, dass jemand kritisiert wird, der den Krieg verabscheut? Was stellen sich denn all jene vor, die die Bischöfin dermaßen kritisieren? Wollen die etwa, dass Krieg zu etwas wird, das wir nicht mehr hinterfragen, zu dem wir keine eigene, wenn vielleicht auch radikale, Meinung äußern?

     

    Ich finde es äußerst peinlich für ein Land, das nach wohl DEM schlimmsten Krieg der Menschheit eigentlich dazu gelernt haben sollte. Nur weil dieser heutige Krieg nicht auf deutschem Boden ausgetragen wird, sondern in einem für uns fernen Land, heißt das nicht, dass er auch zu rechtfertigen ist. Krieg ist nunmal Krieg! Und in einem Krieg leiden und sterben Menschen! Sollte das alleine nicht schon Grund genug sein, dass man eine Kritik wie die Käßmanns akzeptieren und auch ernst nehmen kann und darf?

     

    Es geht doch letztlich darum, dass unsere Damen und Herren Regierenden dieses Land an einem Krieg beteiligt haben, nun aber vor dem Problem stehen, dass es zwar einfach war, Truppen dorthin zu schicken, es aber weitaus komplizierter ist, sie wieder nach Hause zu holen und die Beteiligung zu beenden. Also muss man als Regierender seine einst bezogene Position auch verteidigen - egal vor welchem Hintergrund. Da ist es eigentlich schon zu erwarten gewesen, dass diejenigen, die verantwortlich waren und sind, an Käßmanns Kritik nichts Gutes ließen.

     

    Zwar kam die Argumentation im Pro und Contra nicht vor, doch wird sie in diesem Zusammenhang oft genug angeführt, nämlich dass derartige Kritik den Rückhalt der Bundeswehr in der Bevölkerung mindert. Ich frage mich dabei stets, welchen Rückhalt die Kritiker meinen? Glaubt denn jemand ernsthaft, dass wir Deutschen allesamt Hurra! schreien, wenn unsere Bundeswehr in den Krieg zieht? Dafür ist die Nazi-Zeit noch zu präsent. Und ganz ehrlich: Heutzutage wird niemand gezwungen, in den Krieg zu gehen. Wer sich dennoch für eine Karriere entscheidet, die einen auch nach Afghanistan führen kann, der ist selbst Schuld. Müssten wir jeden bejubeln, der sich einen gefährlichen Job ausgesucht hat, dann sollten wir auch Paraden für Höhenretter, Hochseefischer, Bombenentschärfer, Feuerwehrleute usw. abhalten.

     

    Es ist wieder Zeit für solche Friedensbewegungen, wie wir sie vor zwanzig Jahren hierzulande noch kannten. Sonst wäre es doch äußerst beschämend, zum Jubiläum des Mauerfalls all derer zu gedenken, die ihr Leben im Namen der Freiheit gegeben haben, während Deutschland heute bereits wieder daran beteiligt ist, Menschen leiden zu lassen.

  • VG
    Vera Gehlkiel

    Mich erinnert diese zeitgeistige Kommentiererei,

    die ihr euch im Bezug auf Kässmann fortgesetzt

    leistet, ein bisschen an Journalismus im Stil

    von Tempo oder Max von früher, aber noch mehr

    an seliges Geisslertum von ganz früher.

    Den guten alten Sudel - Heiner hatte man schon

    ebenso vergessen, wie die singende Friedenstaube,

    nicht wahr? Im heimeligen Mief dieser Erinnerung

    wird leider auch Kässmann sofort eingedampft auf

    das Niveau einer Histörchen- Tante mit wachem

    Sinn für das Geschäft.

     

    Das wäre vielleicht sogar ganz witzig, wenn

    nicht eine ernste Tendenz zur Relativierung dahinter stecken würde, die früher bei Max

    und Tempo mehr verspielt und selbstliebend daherkam, und ganz früher, im Fall von Geissler, noch so deutlich paranoid intendiert war, das

    sie gewissermassen ihre eigene Zwangsjacke

    gleich mitlieferte.

     

    Der Mechanismus ist aber immer gleich, und

    funktioniert durch das jähe Stellen in einen

    anderen Kontext, um den inhaltlichen Bezug zu

    entwerten. Der so beglückten Person bleibt nur,

    den neuen Kontext abzulehnen, dann ist sie

    wahlweise humorlos, verbissen oder ahistorisch,

    oder sich mit der inhaltlichen Relativierung

    zu identifizieren, dann büsst sie ihre

    Glaubwürdigkeit ein.

     

    Neuerdings kommen Umwidmungen dieser Art allerdings nicht selten in einem plumpen

    Stil und mit einem klirrenden militärischen

    Jargon daher, der nahezulegen scheint, das

    George W. Bush immer noch der geistige Oberbefehlshaber ist.

     

    Man konnte Geissler noch glauben, das er nicht

    vorgehabt hatte, dem aus dem zeitlichen Rahmen

    herausgelösten `ewigen´ Pazifisten persönliche

    moralische Verantwortung für im Dritten Reich

    zu Tode gekommene zuzueignen. Niemand glaubte

    auch, trotz aller Schimpf und Schande, die Geissler auf sein Haupt sich lud, er oder

    sein dickes Herrchen würden einen Krieg oder

    Kriegsvoraussetzungen in den Bereich einer

    ernsthaften Alternative gestellt haben können.

     

    Dieser, wenn auch grauenhafte, Common Sense des

    Overkill, bei dem man eher Kriegsauslösung durch Tolpatschigkeit (wohl mit recht) fürchtete,

    brauchte die radikalpazifistische Opposition so

    nötig wie der Teufel das Weihwasser, eben, um

    überhaupt glaubhaft böse, und darum abschreckend,

    sein zu können. Die jetzige Situation ist damit

    gar nicht vergleichbar, denn damals dachte man in

    (Macht-)Blöcken und (Gesellschafts-)Systemen.

     

    Seit der allfälligen Eskalation und öffentlichen

    Bewusstwerdung terroristischer Aktivitäten ist

    es aber der persönliche Bezug, dessen Drehmoment

    die entstehende Schubkraft zunehmend massgeblich mitbestimmt, und da wird dann eine Metapher wie

    Mut, die in einem politischen Kommentar eigentlich

    eher eine Verklausulierung von Verhaltensmustern

    taktischer Ausprägung darstellt, schnell mal zu

    einer geistig - moralischen Beurteilung, denn der

    Leser ist ja gezwungen, sich die am Schreibtisch

    sitzende Kässmann vorzustellen, wie sie, bei

    einer Tasse leckerem Früchtetee womöglich, ihre Neujahrespredigt vorbereitet, und dieses Bild mit den Soldaten vor Ort(`am Hindukusch´)abzugleichen: bedeckt von Staub, bedroht von Sprengkommandos nihilistischer Fanatiker, und jetzt kriminalisiert durch so eine mediengeile Zicke (die vermutlich

    auch nicht umsonst geschieden worden ist).

     

    Ich glaube nicht, das Kässmann unser Mitleid

    benötigt, aber es ist sehr schade, das die

    Klugheit ihrer Einlassung in dieser Form

    tatsächlich `schlecht gemacht´ werden könnte

    (denn solche Double - Binds funktionieren, und

    wie!), und dadurch verlorengeht.

     

    Ich finde, das schon zuvor, als es z.B. um

    die ausgesetzte Mozartoper in Berlin ging,

    in fataler Weise die Begrifflichkeit Mut in

    den Zusammenhang mit Terror gestellt wurde.

    Im Sinne der narzisstischen Selbstaufwertung

    scheint es jedenfalls besser abzugehen, die

    Mutfrage auf Aussagen oder Handlungen anzuwenden,

    die Frauen tätigten.

     

    Leider habt auch ihr noch gar nicht gemerkt, das

    sich solcher Art Klugscheissereien schon wieder

    erledigt haben, wenn es einem tatsächlich darum

    geht, die Bedrohung durch Terror und den

    Zusammenhang mit weltweit gegebenen autonomen

    Bestrebungen zu analysieren, und daraus gangbare

    Handlungsmaximen abzuleiten, weil es dann mehr

    um Relevanz, Vernünftigkeit, oder Relation geht.

     

    Schliesslich haben auch die Taliban reichlich Mut

    zu bieten, und auch jeder Selbstmordattentäter ist

    bestimmt persönlich nicht gerade feige, auch wenn

    es in den Sonntagsreden immer so heisst.

     

    Ein weiteres Klischee, das ihr, wie andere auch,

    fortgesetzt bedient, als hättet ihr eine Bewerbung

    bei der Bildzeitung am laufen, ist jene glatt sich

    einfügende Behauptung, die rot -grüne - Koalition

    habe in einer Art von geschichtlicher Kontinuität

    gestanden, als es um den Kosovo, später dann um

    Afghanistan, gegangen ist, und als nötige diese

    aufgezeigte geschichtliche Kontinuität ein neues

    Nachdenken über den Pazifismus insgesamt, sowie

    über Radikalpazifismus im Besonderen, auf.

     

    Ich selbst finde, die Diskontinuität dieser

    Entwicklung ist ausgesprochen evident, und wird

    nicht zuletzt bestätigt durch den seinerzeitigen plötzlichen Machtverlust Lafontaines.

     

    Wenn euch euer eigenes Gelaber irgendwann auf den

    Sack gehen sollte, wüsste ich noch was lustiges:

    heuert doch Mario Barth an, der kann sich als

    Bundeswehrsoldat verkleidet an Kässmann ranmachen

    und sie zwingen, öffentlich was Lustiges zu sagen.

    Bringt sie das nicht, ist sie im Bezug auf Krieg

    eindeutig unten durch.

  • R
    richtigbissig

    Deutschland wird niemals einen ständigen Sitz im Weltsicherheitsrat bekommen und sollte sich endlich von den Träumen einer Großmacht verabschieden.

     

    Afghanistan ist und war für mich niemals ein Bündnisfall der Nato, man kann keinen Krieg gegen Terrorismus führen, die Lösung der Probleme und der Gewalt sind im Nahen Osten zu finden.

     

    Sollte Deutschland versuchen, tatsächlich auch in Zukunft wieder Kriege zu führen, wird das NUR auf dem Rücken der Migranten gehen. Mein Kind wird jedenfalls auf keinen Fall für Deutsche Großmachtträume oder verlogene Politik in den Krieg ziehen. Krieg ist falsch, einen gerechten Krieg gibt es nicht. Natürlich darf man sich im Falle eines Angriffes wehren, aber wie bei Notwehr, muss die Reaktion angemessen und begründet sein.

     

    LG

  • T
    Theologiestudent

    Also, Frau Käßmann ist protestantische Bischöfin, demnach war, ist und bleibt sie nicht für Segnungen von Waffen zuständig und verantwortlich! Sie ist verantwortlich dafür, dass Soldaten Seelsorge angeboten wird, weil sie es nötig haben! Das ist der einzige Grund! Ein bedarfsorientiertes Angebot. Und endlich wird mal was gegen den inflationär steigenden Bedarf gesagt!

     

    Sie vertritt in ihrem neuen Amt eine Linie, die ich sehr begrüße. Endlich sagst auch mal jemand auf leitender Ebene und nicht nur Menschen, die an der Basis arbeiten. Was die evangelischen Kirchen in Deutschland in der Vergangeheit getan haben ist eine Sache, was sie in der Gegenwart tun wollen und für was sie stehen eine andere, das müsste selbst der letzte Holzkopf einsehen.

     

    Was mich ärgert ist, dass bei der taz und bei vielen ihrer Leser nur eine Meinung vorherrscht: Kirche = Scheiße, Sündenbock. Da ist mit logischen, vernünftigen Argumenten nicht beizukommen. Das Argument, dass die taz auf einmal auf der Seite der Bundeswehr argumentiert, nur um gegen die Kirche zu wettern, stimmt mich traurig.

    An alle: Schaut euch mal die aktuelle krichliche Landschaft in Deutschland an, was getan wird, was versucht wird, auch wo gescheitert wird und wo man was tun sollte!

  • BL
    Bruno Lange

    Ich bin bereits mit 16 aus der Kirche ausgetreten, das liegt jetzt 60 Jahre zurück, und ich war 30 Jahre Berufssoldat, ich weiss also, wovon ich rede!

    Die Kirchen als Institution haben im Laufe der Jahrhunderte immer wieder gegen die Gebote der eigenen Religion verstossen, haben Kriege gesegnet und große Schuld auf sich geladen. Jetzt wagt es eine Bischöfin, offen auszusprechen, was ihre Religion ihr als ureigensten Auftrag vorgibt,

    und die Meute der Politiker und Journalisten fällt wie ein blutrünstiges Wolfsrudel über sie her! Sind wir schon wieder soweit, dass Kritik am Krieg fast ein Verbrechen ist?

    Die Dolchstoßlegende lässt grüßen!

    Ich habe eine ganz einfache (natürlich irreale)Lösung: Alle Abgeordneten des Bundestages und alle Mitglieder der im Bundestag vertretenen Parteien, die für den Einsatz deutscher Soldaten in Afghanistan oder sonstwo gestimmt haben oder ihn befürworten, werden nach einer Kurzausbildung als Ablösung nach Afghanistan geschickt, wetten, dass das Problem schnellstens gelöst wäre?

    Aber das geht ja schon deswegen nicht, weil dann der Bundestag zeitweilig fast nur noch aus den Linken bestehen würde.

    Man kann nur hoffen, dass Bischöfin Kässmann

    möglichst viele Unterstützer findet.

  • MS
    Markus Strobl

    "VON SACHKENNTNIS UNGETRÜBTE KRITIK"

     

    ZU FLORIAN DICE

     

    Ihr Kommentar ist eher peinlich, als die Worte der Bischöfin.

    Sie ist, vielleicht ist Ihnen das entgangen, erst seit wenigen Tagen Ratsvorsitzende der EKD und damit die ranghöchste Evangelische Bischöfin in Deutschland. Somit hat ihr Wort erst jetzt großes Gewicht. Für ihren Vorgänger, Wolfgang Huber, kann man sie nicht verantwortlich machen.

    Dieser fand leider Gottes nicht so klare Worte. Das Kirchenbild, dass aus Ihren Zeilen spricht, gehört - zumindest was die Evangleische Kirche in Deutschland betrifft - glücklicher Weise der Vergangenheit an. Eine geschiedene Frau ist jetzt unsere höchste Repräsentantin. Ein Quantensprung. Die Russisch - Orthodoxe Kirche erwägt deshalb, die Beziehungen zur EKD abzubrechen...

    Man sollte sich schon überlegen, wie und aus welcher Perspektive man kritisiert.

    Früher konnte man der Kirche zu Recht vorwerfen:

    "Pfaffen segnen Waffen". Wenn die Kirche nun eine genteilige Position einnimmt, ist das auch falsch? Haltlose und nicht von Sachkenntnis getrübte Kritik.

  • KK
    Klaus Keller

    ist Pazifismus in Deutschland out?

     

    müßte es heisen.

    Der erste Satz regt mich schon auf!

    völlig unbewiesen diese Beghauptung.

     

    Das die Friedensbewegung damals so laustark war lag auch daran das man befürchtete Deutschland wird zum nuklearen Schlachtfeld mit Hilfe der Mittelstrecken- raketen und die USA und die UdSSR bleiben außen vor.

     

    Die Sachlage heute ist anders

     

    Fischer und Schröder hatten damit begonnen den Deutschen beizubringen das die Nachkriegszeit vorbei ist und wir wieder in Kriegszeiten leben.

    Viele haben es anfangs Zähneknirschend hingenommen und später begrüßt das wir nicht am Irakkrieg beteiligt waren.

     

    Das miltitärische vorgehen hat sich spätestens 2009 aus meiner Sicht aber Grundlegend verändert.

     

    Das Oberst Klein sich im Recht sah als er ca 100 Menschen töten ließ ist Ausdruck dieser politisch gewollten Veränderung.

    Wer will diese grundlegende Veränderung und wer führt die Debatte.

     

    Alte und neue Bundesregierung führen sie sicher nicht, beide sind viel zu sehr (schuldhaft) darin verstrickt, Grüne ebenso.

    (Frau Merkel bedauerte nur die unschuldige Opfer des Angriffs, somit gibt es für sie auch Schuldige die verbrannt werden durften).

     

    Die Linke kritisiert das militärische Vorgehen, wird aber pauschal von den Medien in die Schmuddelecke gestellt.

     

    Wer bleibt übrig?

     

    zB Eine Kirche die sich überlegen muß wofür sie da ist und was die Kernaussagen Ihrer Religion sind und wo menschliches handeln Grenzen des von uns bisher tolerierten überschreitet.

     

    Das tut Frau Käßmann.

     

    Ich sehe es im übrigen nicht als Aufgabe der Kirche an Lösungsvorschläge für den Abzug zu unterbreiten.

     

    Die Aufgabe der Kirche ist es unter anderem an den Satz : du sollst nicht Töten! erinnern

    (aus meiner sicht das wichtugste der 10 Gebote)

     

    und als Christliche Kirche die Bergpredigt als Kernaussagen von Jesus von Nazareth herauszustellen.

     

     

    Wenn die EKD diese signifikante Veränderung der Politik nicht kritisiert, wird sie überflüssig.

    Jetzt ist Schluß müßte sie sagen.

     

     

    Anmerkung: Ich haben noch kein Wort verloren über die Kirchen in der DDR die Sammelpunkt und Impulsgeber waren.

     

    Ob es mutig ist weis ich nicht, was soll ihr passieren? Sie ist Mensch genug auch ohne Amt ein zufriedenes Leben führen zu können, da bin ich mir sicher.

     

    ggf sollte sie die Mitglieder Ihrer Kirche befragen,

    was die denn davon halten Ihre Kinder,Söhne,Töchter, Väter,Mütter in einen Krieg zu schicken der uns nicht erklärt wurde, der nicht der unsere ist.

     

    Darüberhinaus ist die Frage zu klären was mit evang. Pfarrern zu tun ist die glauben das militärische Vorgehen unterstützen zu müssen indem sie den Soldaten als Seelsorger beistandleisten damit Ihnen das töten und getötet werden leichter fällt.

     

    Ich würde mich freuen wenn sie alle Mitglieder ihrer Kirche auffordert den Wehrdienst zu verweigern.

    Kriegsdienst ist keine christliche Aufgabe.

    Das wäre dann mutig.

     

    klaus keller hanau

  • FD
    Florian Dice

    Ich finde die Aussagen von Frau Käßmann eher peinlich. Solange die Aussicht auf Erfolg bei der Umwandlung von Afganistan in ein pseudo-demokratisches, investitions-offenes und vor allem missionierbares Land bestand, hat sie schön den Mund gehalten. Es gibt eine Menge Länder in der Welt, vor allem in Afrika, in denen die Kirchen das gleiche tun: Das Unrecht dulden um dahinter für den eigenen Vorteil missionieren zu können.

    Der oder die Jesusse mögen ja friedliebend gewesen sein, aber ihre Predigten haben weit mehr Hass und Zerstörung als Frieden gebracht. Das hält bis heute an, z.B. in Irland. Außerdem sollte man nicht vergessen, dass so gut wie alle Soldaten in Afganistan schon im Auftrag von Jesus unterwegs sind. Ist schon komisch, wenn sich alle Seiten auf den gleichen Guru berufen.

  • MS
    Markus Strobl

    DIE KLAREN WORTE DER BISCHÖFIN SIND RICHTIG.

     

    Es geht nicht um Mut. Margot Käßmann hat - endlich! - der Evangelischen Kirche wieder eine hörbare Stimme gegen den Krieg verliehen.

    Seelsorge an Soldaten heisst nicht Legitimation des Kriegshandwerks und des Tötens, auch wenn sich viele daran wohl scheinbar schon gewöhnt hatten. Legitimieren sollten sich in der Debatte diejenigen müssen, die Militär in Afghanistan für hilfreich halten. Seit Jahren erweist sich, dass dem nicht so ist. Im Gegenteil: Es wird offensichtlich schlimmer dort. Die Leser/innen der taz haben das ganz gut verstanden, wenn ich mir die Leserbriefe der letzten Tage anschaue.Und vielleicht, Jörg Sundermeier, aber auch nur vielleicht, schauen wir gemeinsam vor dem nächsten Krieg, in den wir ziehen sollen, genauer hin und sagen NEIN!

    Das ist der einzige Vorwurf, den man meiner Kirche machen kann: Das deutliche Wort kommt sehr spät. Aber Margot Käßmann ist ja erst ein paar Tage im Amt - und hat dafür schon ein sehr klares Profil gezogen.

    Um billige Profilierung allerdings geht es der Bischöfin mit Sicherheit nicht. Dafür ist das Thema viel zu ernst und wer sich etwas mehr mit ihr beschäftigt hat, wüsste auch, dass sie nicht das billige Profil sucht.Christlich, soviel von Jesus sollte selbst die taz schon gehört haben, lässt sich Krieg im Grundsatz nie legitimieren.

    Eine solche Legitimation kann, wenn überhaupt, allenfalls politisch erfolgen. Da die meisten Parteien den Krieg, entgegen der stabilen Bevölkerungsmehrheit, unterstützen, kann ich schon verstehen, dass ihnen der "Segen" der Kirche ganz recht käme. Schade allerdings, dass sich in der Debatte nebenbei auch mal wieder die kirchenpolitische Unterbelichtung meiner geliebten taz zeigt: Erst mit der Kritik an Käßmann kam das Thema in der taz an - und diese schloß sich der Kritik an. Leider kein Ruhmesblatt; die Debatte jetzt aber zumindest eine kleine nachträgliche "Wiedergutmachung".

    Schöner wäre, Ihr hätte die Berliner Zeitung gleich nach dem Interview zitiert, allermindestens aber die Bischöfin sofort nach ihrer Neujahrspredigt und vielleicht auch mal im Wortlaut, den erst heute eine engagierte Leserin im gedruckten Blatt nachreichen musste.