Pro Sonntagsöffnung: Aus der Sonntagsarbeit Nutzen ziehen
Arbeiten am Sonntag ist familienfreundlich und erspart viel Stress
Stille Wochenenden ohne Einkaufsgedrängel, ruhige Städte mal ohne Lärm, Abgasnebel und Staus - wie schön wäre das! Doch der Traum ist ausgeträumt: PolitikerInnen, die zur Belebung der Konjunktur keine Alternative kennen als Konsum, Konsum, Konsum und die überdies bei der Sonntagsarbeit noch mit dem - fadenscheinigen - Argument "Mehr Arbeitsplätze!" punkten können, haben doch - seien wenigstens wir ehrlich - schon gewonnen.
Statt dem guten alten arbeitsfreien Sonntag nachzujammern, sollten wir uns deshalb lieber überlegen, wie wir das Beste aus dem Arbeitstag Sonntag machen können. Nicht wenigen Beschäftigten ist das Arbeiten am Wochenende ja durchaus recht: manchen Alleinerziehenden etwa, die dann eher als an Wochentagen darauf bauen können, dass der Partner das Kind betreut. Sonntagsarbeit, durch freie Tage ausgeglichen, kann Eltern dabei helfen, die Zahl ihrer Urlaubstage zu erhöhen, die normalerweise bei weniger als der Hälfte der Ferientage ihrer Kinder liegt. Und sie kommt nicht zuletzt auch denjenigen entgegen, die karge Gehälter durch Zulagen aufbessern wollen - vorausgesetzt natürlich, dass es solche gibt.
Und genau da sind deshalb nun die Gewerkschaften und die Arbeitnehmerorientierten unter unseren PolitikerInnen gefragt: Statt dem arbeitsfreien Wochenende, das doch sowieso längst nur noch für einen Teil der ArbeitnehmerInnen selbstverständlich ist, hinterherzujammern, sollten sie sich lieber darum kümmern, dass Sonntagsarbeit besser - nämlich mit Zuschlägen - bezahlt und/oder angemessen durch Freizeit ausgeglichen wird. Und dass Arbeitgeber solche Regelungen nicht einfach umgehen können, indem sie Sonntagsschichten eben nur mit unterbezahlten Aushilfskräften bestücken. So bliebe klar: Der Sonntag ist ein Extraarbeitstag, kein regulärer. Was auch bedeuten muss: Wer das lieber will, soll dem altgewohnten Rhythmus treu bleiben können.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Israelische Drohnen in Gaza
Testlabor des Grauens
Proteste bei Nan Goldin
Logiken des Boykotts
Bundeskongress der Jusos
Was Scholz von Esken lernen kann
Bündnis Sahra Wagenknecht
Ein Bestsellerautor will in den Bundestag
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Schwedens Energiepolitik
Blind für die Gefahren