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Pritschen, baggern, schmetternRuhe vor dem Kroatien-Sturm

Die deutschen Volleyballfrauen haben noch gute Chancen auf die Teilnahme an der kommenden Olympiade

Die Showeffekte zeigen Wirkung: Das deutsche Team hat nach einfachen Siegen gegen die Ukraine und Rumänien weiterhin theoretische Chancen auf den Turniersieg und sonnt sich im öffentlichen Interesse. Die ansonsten seltene Medienresonanz umschmeichelt vor allem die Verbandsfürsten und Sponsoren, denn seit langer Zeit wird heute ein Volleyball-Spiel in voller Länge live im Fernsehen übertragen (N3 ab 14.00 Uhr). Feiern Sie doch bei einem Becher Joghurt zu Hause mit, wenn Deutschland wieder gegen die Niederlande antritt und lernen sie die schnellste Hallensportart der Welt erneut lieben.

Zum heutigen Beginn der zweiten Turnierhälfte ist Kroatien deutlicher Favorit auf den Gesamtsieg und Empfängerin der Olympiatickets. Sportpolitisch scheint die junge Nation vom Balkan eine ähnliche Strategie wie seinerzeit die DDR zu verfolgen und Siege im Sport zur Emotionalisierung der Staatsbürgerschaft einzusetzen. Damit dies umgesetzt werden kann, wurde das Team des EM-Sechsten kurzerhand umgestellt: Vier ehemals sowjetische Olympiasiegerinnen aus 1988, die mittlerweile ihre sportliche Heimat in der italienischen Profiliga haben, wurden vom kroatischen Verband unter anderem bei Androhung von zweijährigen Sperren von der Notwendigkeit der Teilnahme „überzeugt“. Auf dem Spielfeld bilden sie zusammen mit der hart schmetternden Tochter des Trainers eine explosive und erfolgreiche Mischung, die packende Ballwechsel auf höchstem spielerischen Niveau garantiert.

In den ausstehenden Begegnung gegen die Niederlande, Kroatien und Italien können die deutschen Frauen zeigen, ob sie zur europäischen Spitze und nach Australien gehören - dazu ist eine deutliche Leistungssteigerung notwendig. Kollektive Begeisterungsstürme des Publikums waren bisher nur in Begegnungen ohne deutsche Beteiligung zu erleben. Besucherinnen des Sport-Spektakels sollten auf jeden Fall eine Musik-CD mitbringen und diese selbstlos dem Hallenjockey anbieten, denn am Mittwoch dudelte der gute Mann in jeder Pause dasselbe Lied und gestern unter anderem Wolfgang Petry. Das versaut doch alles. Oliver Camp Neugierigen ermöglicht die taz bremen kostenfreien Eintritt zum morgigen Turniertag (u.a. Deutschland-Kroatien): Die ersten fünf AnruferInnen ab 14 Uhr erhalten jeweils zwei Tageskarten.

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