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Archiv-Artikel

„Prinzipiell sagt mir jede Musikrichtung zu“

Oliver Pinelli, 34, ist der Sieger des taz-Textwettbewerbs für den Grand Prix. Wie er gerade auf „Herz aus Eis“ kam? „Niemand kann genau sagen, wie er auf diesen oder einen anderen Text gekommen ist. Da gibt es kein Patentrezept“, erklärt der Berliner Musikproduzent

taz: Gratulation, Herr Feuerherdt! Oder Herr Pinelli?

Oliver Pinelli: Sie können mich ruhig Pinelli nennen. Feuerherdt ist nur mein Künstlername.

Wie kommt man auf diesen Künstlernamen?

Mein Geburtsname ist Feuerherdt. Ich habe aber bei der Hochzeit den Namen meiner Frau Sandra Pinelli angenommen. Sie können sich ja nicht vorstellen, dass man erst mal aus der Zeit, in der man Pickel hat, raus muss, um über die lustigen Verarschungen des Namens hinwegzukommen. Und dann trifft man auf einmal Leute, die sagen: „Hey, Feuerherdt, total cooler Name“. Und jetzt trage ich eben beide Namen.

Also, Herr Pinelli, Gratulation zum Sieg beim taz-Textwettbewerb.

Danke, vor allem fühle ich mich doppelt geschmeichelt – nicht nur die Jury, sondern auch die Mehrzahl der 500 Besucher beim Grand Slam hat ja für mich gestimmt. Das bestätigt mich.

Ist man als Text-Profi im Vorteil gegenüber jenen, die zum ersten Mal einen Songtext geschrieben haben?

Nicht unbedingt. Jeder Mensch kann einen guten, inspirierten Moment haben. Und dann ist man vielleicht sogar besser dran, weil man von diesen Momenten nicht abhängig ist. Als Profi musst du dir ja, jetzt mal blöd gesagt, jeden Tag einen Text aus den Fingern saugen. Da kommt dann viel Routine ins Spiel, vielleicht stumpft man sogar ein bisschen ab. Aber der Vorteil ist natürlich, dass es mir bestimmt leichter fällt, auf ein vorgegebenes Versmaß der Melodie einen Text zu schreiben, der auch dazu passt. Und natürlich beschäftigt man sich auch permanent damit, ob das Wort einen lyrischen Wert hat.

Und dann kommt man auf „Herz aus Eis“?

Nein, niemand kann, glaube ich, genau sagen, wie man jetzt ausgerechnet auf „Herz aus Eis“ kommt. Da gibt es kein Patentrezept.

Hatten Sie ein Rezept, wie Sie Musikproduzent werden sollten?

Nein, ich wollte eigentlich nie Produzent werden. Anfangs habe ich mein Leben als Livemusiker bestritten, als Keyboarder und Klavierspieler, allerdings mehr schlecht als recht. Ich habe mir dann ein Equipment besorgt, mit dem ich meine Ideen umgesetzt habe. Ich habe sogar einen fetten Vertrag bei Sony erhalten – allerdings viel zu schnell, ich war zu jung, Ende 20 mit grünen Ohren. Das ging den Bach runter. Einziger Erfolg war, dass ich in der Zeit viel in Studios rumgekommen bin. So habe ich die Arbeit als Produzent kennen gelernt und Geschmack daran gefunden.

Das Aktuellste, was Sie gerade koproduziert haben, ist das neue Wolfsheim-Album – eine Wave-Band. Wie passt das jetzt zum Grand Prix?

Ach, prinzipiell sagt mir jede Musikrichtung zu. Es gibt ja keinen Stil, hinter dem man sich verstecken kann. Ich würde nie sagen: „Boah hey, ist mir das peinlich, da mach’ ich nicht mit.“ Ich kann ja auch peinlich sein, wenn ich mich Rockmusiker nenne.

Was ist das Ziel für Kiel?

Gewinnen natürlich. Aber, ich weiß ja nicht genau, wer jetzt alles an den Start geht. Ich will jetzt nicht so ’nen blöden Olympioniken-Spruch loslassen wie „Dabei sein ist alles“, aber: Wenn Senait in Kiel gut rüberkommt, wenn hinterher das Ergebnis ist, das war cool, dann haben wir schon viel gewonnen.

Bis morgen, 16 Uhr, muss die komplette Senait-Produktion beim NDR liegen – ist das jetzt richtig Stress?

Es bedeutet auf jeden Fall, dass alle Beteiligten jetzt nicht gerade viel Zeit haben, um über den Sinn des Lebens nachzudenken. INTERVIEW: THILO KNOTT